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Klassik und Pop
Rufus Wainwright vertont Shakespeares Sonette

Gerade hat sich Shakespeares Todestag zum 400. Mal gejährt. Das hat Rufus Wainwright zum Anlass genommen und ein Album mit vertonten Sonetten von Shakespeare veröffentlicht. An "Take All My Loves" wirkt eine bunte Gästeliste an Musikern und Schauspielern mit.

Von Kerstin Poppendieck | 26.04.2016
    Der Sänger Rufus Wainwright (l.) und der 1616 verstorbene Dichter William Shakespeare
    Der Sänger Rufus Wainwright (l.) und der 1616 verstorbene Dichter William Shakespeare (picture-alliance / dpa )
    Einmal einen Hit haben, so richtig erfolgreich sein, das ist der große Traum von Rufus Wainwright. So wie William Shakespeare, der hatte schon zu Lebzeiten großen Erfolg und gilt bis heute weltweit als einer der bedeutendsten Dichter. Schon als Teenager hat sich Wainwright Shakespeares Stücke im Theater angesehen und findet, dass seine Werke bis heute nichts an ihrer Relevanz verloren haben. Im Gegenteil. Rufus Wainwright:
    "Wenn es um diese ganze Gender Debatte geht, Sexualität, Feminismus, Transsexualität und so weiter, dann ist Shakespeare bis heute der führende Experte. In all seinen Stücken geht es um genau diese Themen. Wenn man sich mal die Situation in den USA ansieht, wo transgender Leuten verboten wird, bestimmte Toiletten zu benutzen, da ist Shakespeare heute genauso aktuell wie damals".
    Da war es doch fast naheliegend, dass sich Wainwright mal näher mit Shakespeare beschäftigt. Vor allem die Sonette haben es ihm angetan, und davon hat Shakespeare ja über 150 geschrieben.
    Neun davon hat Wainwright für sein neues Album ausgewählt und vertont. Wobei er die ersten Stücke bereits schon vor über acht Jahren komponierte, als er Shakespeare auf die Bühne des Berliner Ensembles brachte. Zur Unterstützung diesmal hat er sich eine abwechslungsreiche Gästeliste an Musikern zusammengestellt. Seine Schwester Martha zum Beispiel, oder Florence Welsh, sonst Sängerin von Florence and the Machine.
    Eine Verbindung aus Klassik und Pop
    "Florence wollte ich von Anfang an auf diesem Album haben. Für mich ist sie einfach ein Shakespeare Symbol. Sie könnte genauso gut aus einem original Shakespeare Stück rausmarschieren. Sie hat diesen unglaublichen elisabethanischen Geist."
    Rufus Wainwright ist bei Weitem nicht der erste Musiker, der Shakespeare´s Sonette zu Musik macht. Brian Ferry, Hallam London, Arthur Sullivan oder Benjamin Britten - sie alle haben schon vor ihm Sonette von Shakespeare vertont. Der Unterschied zu Wainwright ist allerdings, dass sie alle sich für jeweils ein Musikgenre entschiedene haben: entweder Klassik oder Pop. Bei Wainwright dagegen ist es Klassik und Pop, jeweils zu 50 Prozent. Den Großteil der klassischen Kompositionen singt die Österreicherin Anna Prohaska, die eine Vorliebe für außergewöhnliche Projekte hat. Um die Vielseitigkeit der Verarbeitungen noch deutlicher herauszustellen, sind einige Sonette auch doppelt oder sogar dreifach auf der CD: in der Popversion, in der klassischen und rezitiert.
    Wie ein verbindender Faden zwischen Klassik und Pop hört man auf dem Album Sonette, die von bekannten Schauspielern rezitiert werden. Carrie Fisher, Christopher Nell und Inge Keller zum Beispiel. Wainwright hofft, die Übergänge zwischen den Musikstilen dadurch eleganter zu gestalten. Nötig wäre das nicht gewesen, denn genau diese musikalischen Gegensätze machen ja den Reiz des Albums aus. Aber ein Hinhörer sind diese Rezitationen doch. Da ist zum Beispiel William Shatner, bekannt als Captain Kirk aus Star Trek. Wainwright:
    "Ich würde mich nicht als Trekkie bezeichnen, aber ich bin 42 Jahre alt und in Montreal aufgewachsen, die Stadt, aus der auch William Shatner kommt. Ich habe ständig Star Trek im Fernsehen gesehen. Damals gab es vielleicht zwei Sender, und auf einem davon lief garantiert immer Star Trek. Das hat sicher mein armes Kinderhirn beeinflusst."
    Den großen Hit, den sich Rufus Wainwright so sehr wünscht, wird er wohl auch mit diesem Album nicht landen. Dazu ist das Album zu verkopft und teilweise zu anstrengend. Es gibt kaum eine Pause zum Durchatmen. Ständig passiert etwas, das mal irritiert, mal neugierig macht, mal fesselt. In einer Minute klingt es nach großer Rockoper und fünf Minuten später nach sphärischem Indie-Pop. Aber egal, ob Hit oder nicht, Rufus Wainwright wollte sich auf seine ganz eigene Art vor Shakespeare verneigen, und das ist ihm gelungen. Wainwright:
    "Ich habe schon immer Shakespeare verehrt. Seine Sonette sind für mich kleine Juwelen voller Wissen über Liebe, Tod und den Umgang mit Zeit. Man muss sie einfach immer wieder lesen. Und jetzt werden sie gesungen. Mal sehen, wie das ankommt."