Dietrich Henschel singt Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn"

Mahlers Griff zum Volkslied

Eine in grün gehaltene Nachkolorierung eines historischen Fotos des gereiften Komponisten.
Gustav Mahler nutzte die Volksliedsammlung nicht nur für seine Lieder, sondern auch für Abschnitte in seinen sinfonischem Schaffen. © imago images / Leemage
Moderation: Dietrich Henschel · 09.09.2020
Die Liedvertonungen aus "Des Knaben Wunderhorn" von Gustav Mahler gehören für jeden Sänger zu den ganz großen "Gänsehautmomenten", sagt Bariton Dietrich Henschel. Er singt die berühmten Klavierlieder und stellt sie den ursprünglichen Volksliedern gegenüber.
"Es ist das vielleicht traurigste Lied, das ich kenne, aber sicher auch eines der Schönste", meint der Bariton Dietrich Henschel über "Wo die schönen Trompeten blasen".
Ein Mann mit petrolblauem Tuch um den Hals und dunklem Mantel schaut sacht lächelnd in die Kamera.
Dietrich Henschel hat die Lieder Mahlers schon sehr lange im Repertoire.© Dietrich Henschel / EPR Classics
Der Bariton sang in seinem Konzert Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn" von Gustav Mahler und stellte sie jenen "originalen" Volksliedern gegenüber, die Achim von Arnim und Clemens Brentano in ihrer berühmten Sammlung zusammengetragen hatten.
Mahler hatte die über 700 Volkslieder sehr geschätzt. Er nahm die Sammlung nicht nur im "Augenblick der Stimmung und Unstimmung" zur Hand, er wälzte sie förmlich über mehr als ein Jahrzehnt her und hin, nahm sich geeignete Texte heraus, um diese dann nach seinem Ausdruckswillen umzudichten und mit neuen, bedeutenden Melodien zu vertonen.

Alles drin, was die Seele bewegt

Die Wunderhornlieder wurden zum Schlüsseltext seiner künstlerischen Selbstfindung. "Schon diese frühen Lieder verraten im Klaviersatz Mahlers Streben nach klanglicher Farbigkeit", schrieb der Mahlerbiograf Kurt Blaukopf, "als Liederkomponist hat sich Mahler allmählich vom Klavier emanzipiert".

Natur, Sehnsucht, Liebe, Tod

24 Lieder entstanden auf diese Art und Weise, die insgesamt drei Sammlungen zuzuordnen sind. Heute sind überwiegend die Orchesterfassungen bekannt, doch Mahler schrieb zwischen 1887 und 1891 zunächst die 9 Klavierlieder, um diese dann später zu orchestrieren.
Der Bariton Dietrich Henschel und sein Pianist Arno Waschk stellen den ursprünglichen Klavierliedern die Volkslieder aus der Sammlung von Brentano & Arnim gegenüber. Ein reizvoller Ausflug in die Geschichte einer berühmten Liedersammlung, den das Duo in der neuen Konzertreihe "Internationale Liedkonzerte Berlin" im Theater im Delphi aufgenommen hat.

Aufzeichnung der "Internationalen Liedkonzerte Berlin" vom 12. August 2020 im Theater im Delphi
Volkslieder
Gustav Mahler
"Des Knaben Wunderhorn"

Dietrich Henschel, Bariton
Arno Waschk, Klavier

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