Die Zukunft des Deutsch-Rap

Von Mathias Mauersberger · 16.07.2013
Zwischen "Garmisch-Partenkirchen und Malibu Beach, Depressionen und Größenwahn" siedelt Muso seine Musik an. Hinter den PR-Floskeln steckt ausnahmsweise die Wahrheit, denn der junge Rapper setzt sich zwischen alle Stühle: Hip-Hop trifft auf elektronische Beats und Texte mit Tiefgang.
"Malibu Beach", der Titel der ersten Muso-Single führt in die Irre: Die Heimat des 26-jährigen Musikers hat mit kalifornischen Palmenstränden so viel zu tun, wie Jay-Z mit dem Rödelheim Hartreim Projekt. Bürgerlich Daniel Giovanni Musumeci, wuchs Muso in ärmlichen Verhältnissen in der süddeutschen Provinz auf. Seine Jugend verbrachte er nach eigenen Angaben mit "Drogendealen" und "Raptexte-Schreiben", kurz nach der Schule verschlug es ihn nach Heidelberg.

Hier fand er schnell Anschluss an die örtliche Musikszene, zusammen mit Konstantin Gropper von der deutschen Rockband Get Well Soon nahm er nun sein Debütalbum "Stracciatella Now" auf.

Wilder Musikmix mit herausragenden Texten
Das Ergebnis ist alles andere als Standardware: Musikalisch bedient sich Muso bei modernster Club-Musik genauso wie bei Hip-Hop, New Wave und Indierock, baut hier ein Blumfeld-Zitat ein und lässt dort plötzlich einen gregorianischen Chor aus dem Off singen.

Wirklich herausragend sind aber die Texte: Seine Zeilen schreibt Muso angeblich ausschließlich nachts, und sie klingen so, als seien sie direkt aus dem Unterbewusstsein auf Papier geflossen. Poetisch, manchmal aberwitzig verspult und um die Ecke gedacht. Das ist sicher kein Album für den Massengeschmack, aber in Sachen lyrischer Raffinesse ein Meilenstein.

Muso: Stracciatella Now
Label: Chimperator