Die Wiederbelebung des Franz Josef Strauß

Von Ludger Fittkau · 17.02.2013
Alljährlich wird der Deutsche Kleinkunstpreis in fünf Kategorien verliehen und bringt so Superstars der Kabarettszene mit Nachwuchstalenten zusammen. Im Bereich Kabarett wurde Helmut Schleich ausgezeichnet, der vor allem mit seiner Rolle des Franz Josef Strauß berühmt wurde.
Die Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 2013 war zu allererst eines: Ein erster Abschied vom großen Georg Schramm. Der Meister, der den Abend im Mainzer "Unterhaus" moderierte, steht nämlich nur noch bis zum Jahresende als Solo-Kabarettist auf der Bühne. Da kommt Wehmut auf. Klar, dass es sich Schramm in der Rolle des Hessen Lothar Dombrowski mitten im Mainzer Wahlkreis von Rainer Brüderle nicht entgehen lässt, die "Herrenwitz"- Affäre aufzuspießen:

"Wenn man sich den Brüderle anguckt, von selbst bleibt doch keiner mehr stehen abends an der Theke. Irgendwas muss er sagen. Und die Schoppen, die der drin hat abends um zehn, da fällt dem auch nicht mehr viel ein. Und jetzt überlegen sie mal, der ist seit 40 Jahren in der FDP, der kennt doch keine anständigen Leut´ mehr. Und wenn du einen gar nicht mehr kennst, dann hast du gar kein Gefühl mehr, was man normal sagen könnte um die Uhrzeit."

Die FDP bleibt also auch als Sexismus-Partei bewährter Bashing-Liebling der Kabarettisten. Auch beim bayerisch-bissigen Helmut Schleich, der den Deutschen Kleinkunstpreis 2013 in der Sparte Kabarett erhält. Seine Paraderolle - die des ehemaligen CSU-Partei-Patriarchen Franz Josef Strauß:

"Weit ist es gekommen mit meiner CSU. Dass sie mittlerweile schon ein 46-Prozent-Umfrage-Ergebnis in Bayern als Erfolg feiern. Da kann man mal sehen, was für buttermilchgesäuerte Politpygmäen heute an den Schaltstellen meiner Partei herumfuhrwerken. Aber anstatt darüber nachzudenken, was sie falsch machen, tun sie so, als hätten sie in Bayern die Mathematik neu erfunden, in dem sie frei nach mir sagen: 50 plus X ist 46. Was wir da erleben, ist die Apokalypse meiner Partei in der historisch bekannten Form."

Helmut Schleich: "Franz Josef Strauß war ja in Bayern durchaus auch schon dem Vergessen anheim gefallen, bis die CSU ihre historische Mehrheit, die für alle Zeit verbürgt schien, verloren hat. Und da hat natürlich die Frage im Raum gestanden, was würde wohl Franz-Josef-Strauß dazu sagen. Und da habe ich versucht, eine Antwort drauf zu geben und das hat in Bayern ziemlich eingeschlagen und darüber hinaus. Damit habe ich dieser Figur wieder Leben eingehaucht, allerdings von meiner Seite. Und das ist natürlich fast schon eine feindliche Übernahme fast schon."

Eine feindliche Übernahme des gerade vakanten Heiligen Stuhls durch "die Echse" des Berliner Puppenspielers Michael Hatzius wird es jedoch nicht geben. Das besserwisserische und saukomische Reptil erklärte auf dem Schoß des Preisträgers in der Sparte Kleinkunst, warum es nicht Chef der Katholischen Kirche werden will. Das Berufsbild ändere sich dadurch einfach nicht, so die "Echse":

"Der Papst und ich haben im Prinzip die gleichen Aufgaben: Albern verkleiden, durch die Welt fahren und euphorisierte Massen mit hanebüchenen Geschichten unterhalten."

Nicht euphorisiert, aber durchaus irritiert und beeindruckt zeigte sich das Mainzer Publikum über den Auftritt der jüngsten Preisträger: Über die 22 und 25 Jahre alten Jasper Diedrichsen und Moritz Neumeier alias "Team & Struppi". In ihren braunen Anzügen präsentierten sich die beiden als rechts-populistische "Parteigründer" in ihrem Heimatland Schleswig-Holstein:

"Und wer nicht hören will, meine Damen und Herren, der muss jetzt eben fühlen. Und das gilt jetzt auch für die ganzen Broker und Banker und diese ganz tollen Leute. Da haben wir ein Kastrationsprogramm geplant."
"Nein."
"Das ist völlig egal, die meisten Banker sind beschnitten, haben wir in der 'Bild' doch gelesen."
"Das war im 'Stürmer' – das war das andere. Ich verwechsele das immer."
"Es gibt Schuldige, meine Damen und Herren. Die internationalen Regierungen, die Banker Broker haben wir genannt. Es sind Menschen, die sind mit ihrem Geld nicht gut umgegangen. Und da haben wir gesagt. Wir finden diese Menschen. Und wir haben sie gefunden, denn wir haben sie gejagt und wir haben sie in Lager gesperrt."
"Moment, Moment, darf ich noch mal offiziell auch hier im Fernsehen: Es gibt keine Lager."
"Okay, es gibt keine Lager. Die haben alle eine offizielle Abmahnung bekommen."

Ordnung in das gelungene Durcheinander an der Grenze zwischen Stammtischparolen und Faschismus brachte der 73 alte Christof Stählin mit klassischen Reimen. Er erhielt den Ehrenpreis Landes des Rheinland-Pfalz zum Deutschen Kleinkunstpreis. Matthias Brodowy schließlich bekam den begehrten Preis in der Kategorie "Chanson":

Musik: "Schönes Leben noch, mach´s gut auf wiedersehen. War nett dich kennen zu lernen, doch Du darfst jetzt gehen. Schönes Leben noch, ich meine das doch gar nicht verächtlich. Die Abmachung war klar, alles war rein geschäftlich."