Die Teufel auf Samoa

Von Holger Teschke · 04.12.2011
15 Jahre reist der Schriftsteller Robert Louis Stevenson durch die halbe Welt, um am Ende endlich jenen Ort zu finden, an dem er hofft, in Ruhe und Gesundheit schreiben zu können: in Vailima auf Samoa. Doch dann bricht auf der Südsee-Insel ein Bürgerkrieg aus.
"Wir stecken mitten im Zeitalter des Finanzkapitals, während die Samoaner noch in einer Periode des Kommunismus leben. Deswegen können wir sie auch so schwer verstehen", schreibt Robert Louis Stevenson 1892 in "Eine Fußnote zur Geschichte". 15 Jahre lang ist Stevenson von Schottland über Frankreich, Nordamerika, Hawaii und durch die halbe Südsee gereist, um am Ende der Welt endlich jenen Ort zu finden, an dem er hofft, in Ruhe und Gesundheit schreiben zu können: in Vailima auf der Insel Samoa.

Im Januar 1893 wird sein Haus am Fuß des Mount Vaea fertig, im Februar versammelt er seine Familie aus San Francisco und Edinburgh um sich, im April erscheinen seine Inselgeschichten "Der Flaschenteufel", "Der Strand von Falésa" und "Die Insel der Stimmen". Stevenson will nun endlich wieder einen großen Roman schreiben, doch da bricht im Juni 1893 - von den Kolonialmächten USA, Großbritannien und Deutschland geschürt - ein Bürgerkrieg zwischen zwei verfeindeten Häuptlingen um die Nachfolge des Inselkönigs aus.

Das Südseeparadies wird zu einer Hölle aus Verrat, politischer Willkür und Massakern. Stevenson, der im Interesse der Samoaner vermittelt und sich damit bei allen drei Mächten unbeliebt gemacht hat, sieht eine Katastrophe heraufziehen, die weder Vernunft noch Diplomatie mehr verhindern können. Der Bürgerkrieg wird von den Kolonialmächten beendet, ohne dass die Probleme auf Samoa gelöst worden sind. Stevenson beschließt, nach Hawaii zu reisen, um dort seinen Roman zu schreiben. Es wird die letzte Reise seines Lebens. Tagebücher, Briefe und literarische Zitate Stevensons und auch bisher nicht übersetzte deutsche Quellen zur samoanischen Kolonialgeschichte geben Auskunft über den Kampf der Kulturen.

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