Die schöne Witwe und der alte Grieche

Von Barbara Jentzsch · 20.10.2008
Die amerikanische Öffentlichkeit war entsetzt, als Jacqueline Kennedy ankündigte, den griechischen Reeder Aristoteles Onassis heiraten zu wollen. Schließlich war "Jackie" die Witwe des verstorbenen Präsidenten. Und Onassis war 23 Jahre älter und sah nicht gerade vorteilhaft aus. Doch "Jackie" heiratete trotzdem. Schließlich hatte Onassis vor allem eines: Geld.
"Oh no! Wie konnte sie nur diesen hässlichen alten Griechen heiraten!" Ein Aufschrei der Empörung ging durch Amerika, als "Jackie", Jaqueline Bouvier Kennedy, die Witwe der Nation, sich 1968, fünf Jahre nach der Ermordung von Präsident Kennedy in die Arme von Aristoteles Sokrates Onassis flüchtete. Wenig Verständnis zeigte auch die Kennedy Familie. Pierre Salinger, JFK's Pressesprecher, erhielt kurz vor der Hochzeit einen Anruf von Jackie Kennedys aufgebrachtem Schwager Steve Smith.

"Du musst sofort kommen", sagte er. "Wir wollen nicht, dass Jackie Ari Onassis heiratet; sie soll mit John F. Kennedy verbunden bleiben." Bei unserem Treffen sagte er, dass die Familie sehr, sehr unglücklich sei. "Eine Sache könntest du tun”, sagte er, "vielleicht könntest du sie überzeugen, in Griechenland zu heiraten und nicht in Amerika."

Salinger brauchte nicht lange zu reden. Jackies Koffer waren längst gepackt. Die Ermordung Bobbi Kennedys im Juni 1968 ließ sie um das Leben ihrer Kinder fürchten. Sie fing an, Amerika zu hassen, und machte keinen Hehl aus ihren Gefühlen.

"Ich verachte Amerika, und ich will nicht, dass meine Kinder hier aufwachsen. Wenn sie die Kennedys töten, sind meine Kinder das nächste Ziel. Ich will raus aus diesem Land."

Dank Jackies ergebenem Fürsprecher, New Yorks Kardinal Cushing, hatte auch der Vatikan der Eheschließung zwischen der gläubigen Katholikin und dem geschiedenen Onassis seinen Segen gegeben und so wurde das illustre Paar am 20. Oktober 1968 auf Onassis Privat-Insel Skorpios nach griechisch-orthodoxem Ritual getraut. In engstem Familienkreis, bei strömendem Regen.

Die Braut trug Valentino, cremefarben mit Faltenrock und Band im Haar. Der 23 Jahre ältere Onassis erschien im blauen Anzug mit roter Krawatte. Die Papparazzi dieser Welt wurden weggesperrt, auf die Nachbarinsel. Sie mussten sich mit einem schriftlichen Statement der Braut begnügen:

"Menschen mögen prominent sein, doch in ihrem Herzen hegen sie immer noch die Gefühle, die jeder Einzelne in wichtigsten Momenten des Lebens hat: bei Geburt, Hochzeit und Tod. Wir möchten bei unserer Hochzeit in der kleinen Kapelle unter den Zypressen von Skorpios für uns sein."

Das abgelegene, rund um die Uhr bewachte Inselchen Skorpios versprach nicht nur das ersehnte Privatleben, die Heirat mit dem Tankerkönig brachte auch den Lifestyle, der Jackie O. schon immer gut gefallen hatte: an die 200 Zimmermädchen, Gärtner, Köche, Stallburschen, Chauffeure. Dazu zwei Amphifahrzeuge, einen Hubschrauber, die Onassis gehörende Fluggesellschaft Olympic Airways sowie die Hochseeyacht Christina, eine für Onassis umgebaute kanadische Fregatte. Auf der Christina hatten Onassis und Jackie sich näher kennengelernt, als der Tankerkönig sie nach dem Tod ihres Babys Patrick zu einer Kreuzfahrt eingeladen hatte, in Begleitung ihrer Schwester Lee Radziwill. Damals schenkte der Milliardär seine Aufmerksamkeit noch der Schwester.

In Griechenland gilt eine verregnete Hochzeit als gutes Omen - doch der Kennedy Onassis Honeymoon soll nicht lange gewährt haben. Ein Riesenstapel von Biografien, Klatsch- und Tratschbüchern, Fotos und Zeitungsartikeln liefert die Stichworte für die Befindlichkeiten des ungleichen Paares. In den sieben mehr oder weniger gemeinsamen Jahren sollen vor allem Jackies extravagante Shopping-Ausflüge für Ärger gesorgt haben. Alexander und Christina, Onassis Kinder, wollten nichts von ihr wissen. Maria Callas, Onassis wahre Liebe, tauchte wieder auf, und neun Monate im Jahr verbrachte Jackie O. in New York bei ihren Kindern.

Vom Tod Alexanders, der 1973 mit seinem Flugzeug abstürzte, erholte sich der Vater nie. Onassis starb zwei Jahre später, nach langer Krankheit, in einer Klinik in Paris. Er wurde neben seinem Sohn auf Skorpios beigesetzt.

Nach der Beerdigung ließ Jaqueline Bouvier Onassis eine Erklärung veröffentlichen:

"Ari hat mich gerettet, als mein Leben voller Schatten war. Er hat mich in eine Welt gebracht, in der es Glück und Liebe gab. Wir haben viele schöne Erfahrungen geteilt. Dafür werde ich ewig dankbar sein."

In Amerika ließ man Jaqueline Kennedy jetzt in Ruhe. Sie arbeitete in New York als Verlagslektorin und war glücklich liiert mit dem Diamantenhändler Maurice Tempelsman. Sie starb im Mai 1994 im Alter von 64 Jahren und wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington begraben. Neben John F. Kennedy, Bobby Kennedy und Patrick Kennedy.