Die Sache mit der "Arbeitsruhe"

Feiertagsarbeit boomt

Links im Vordergrund ein Weihnachtsbaum, neben dem eine Frau mit einer Einkaufstüte entlang geht.
Sabine Zimmermann (Die Linke): "Ich muss nicht noch sonntags einkaufen." © dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka
Sabine Kaufmann im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 22.12.2017
Mehr als jeder Dritte in Deutschland hat Angehörige, die während der Feiertage arbeiten müssen, sagt eine Umfrage. Jeder Einzelne sollte sich fragen, ob er zum Beispiel am Sonntag noch einkaufen muss, findet die Linken-Politikerin Sabine Zimmermann.
Für viele Menschen ist heute der letzte Arbeitstag vor Weihnachten. Aber mehr als jeder Dritte (35 Prozent) in Deutschland hat Angehörige, die über die Feiertage arbeiten müssen, hat eine Umfrage im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) herausgefunden. Es gibt drei Millionen mehr Sonn- und Feiertagsarbeiter als vor 20 Jahren. Im Jahr 2016 arbeitete jeder vierte abhängig Beschäftigte an Sonn- oder Feiertagen – rund neun Millionen Menschen, stellte das Statistische Bundesamt fest.
Es gebe Bereiche wie Pflege, Krankenhäuser und Feuerwehr, die rund um die Uhr gebraucht werden, sagt die Politikerin Sabine Zimmermann (Die Linke). Die Öffnungszeiten des Einzelhandels könne man dagegen mit seinem eigenen Kaufverhalten beeinflussen:
"Ich muss nicht noch sonntags einkaufen. Man sollte gerade auch daran denken, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer dann kein Familienleben haben. Wie sollen sie an den Randzeiten oder an Heiligabend ihre Kinder unterbringen? Es wird natürlich immer mit Zuschlägen gelockt und gerade im Handel wird ja auch sehr wenig verdient. Der zweite Punkt ist, dass immer mehr Menschen nicht mehr unter Tarifverträge fallen und keinen finanziellen Ausgleich kriegen oder Zuschüsse."
Sollten die Geschäfte sonntags generell geschlossen bleiben? Sabine Zimmermann plädiert vor allem für etwas mehr Entspanntheit:
"Im Grundgesetz steht es eindeutig drin, dass an Sonn- und Feiertagen die Arbeitsruhe zu schützen ist. Ich glaube, so ein bisschen Ruhe ist auch für unsere Gesellschaft gut. Dass eben nicht am Wochenende die Lieferautos fahren für die Einzelhandelszentralen. Wir Linken sagen das auch, dass die Arbeitsruhe am Sonntag zu schützen ist."
(cosa)
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