"Die Relativitätstheorie der Liebe"

Von Hannelore Heider · 25.05.2011
Katja Riemann und Olli Dittrich geben in einem Episodenfilm gleich fünf verschiedene Paare. Sie spielen die Esoterikerin und den Werbefuzzi oder die Venezolanerin und den prolligen Fahrlehrer in den sich anbahnenden, quälenden oder sich gerade trennenden Beziehungen.
Deutsche Filmkomödien liefen abseits der Brachialkomik von Bully Herbig oder Til Schweiger schon lange nicht mehr gut in den deutschen Kinos. Die Zeiten des "Bewegten Mannes", von "Männerpension" oder "Wir können auch anders" scheinen vorbei zu sein. Jetzt startet Regisseur Otto Alexander Jahrreiss wieder einen Versuch, der zumindest zwei schwergewichtige Punkte für sich hat: die Darsteller Katja Riemann und Olli Dittrich.

Sie spielen nicht nur eine, sondern alle Hauptrollen in einem Episodenfilm, der von Paaren in Berlin erzählt. Fünf Männer und fünf Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, werden in sich anbahnende, quälende oder sich gerade trennende Beziehungen geschickt, locker zusammengehalten durch eher zufällige Begegnungen. Ein bewährtes Schema, das aber mit der Verwandlungskunst von Dittrich und Riemann überraschen kann. Während man den Comedian, Sänger, Komponisten und Darsteller Olli Dittrich damit eigentlich in gewohnter Performance erlebt, steht ihm Katja Riemann nicht nach.

Wir lernen sie als Esoterikerin Eva kennen, die sich längst von ihrem Mann Frieder (Olli Dittrich als Werbefuzzi), ihrem Sohn und dem Rest der Welt verabschiedet hat. Mit ihrer Schwester Maria (auch Katja R.) teilt sie sich den Ehemann. In dieser Doppelrolle erkennt man Katja Riemann noch gut, aber wenn sie mit ganz anderer Stimme, vor allem aber überschäumendem Temperament die 57-jährige Venezolanerin Gabriela spielt, die ihrer Ehe mit dem prolligen Fahrlehrer Paul neuen Schwung verleihen will, muss man schon zweimal hinsehen! Erst recht, wenn sie dann auch noch ihre eigene, 35-jährige Tochter gibt, von der sie sich unbedingt ein Enkelkind wünscht. Dafür braucht es den Zufall, der sie gleich drei Mal mit dem sympathisch in den Tag hineinlebenden Steve (Olli Dittrich mit Langhaar und Sonnebrille) zusammentreffen lässt.

Die Glanzrolle aber ist ihre Peggy - ein altes Mädchen, das es als strenge Lebensmittelkontrolleurin mit dem äußerst liebenswerten und geschäftstüchtigen, deutschen Vorschriften aber völlig hilflos ausgelieferten Imbissbesitzer Youssef zu tun bekommt. In dieser Rolle ist Olli Dittrich genial, die ironischen Parallelen zu seinem "Dittsche" in Hamburg sind unübersehbar, und auch sein Fahrlehrer Paul ist ein Berliner Original.

Die Komödie lebt von diesen natürlich kaum differenzierten, aber originellen Charakteren, die bei der Fülle des Personals präzise gespielt werden müssen, damit der Zuschauer immer sofort weiß, in welcher Szene er ist. Die Spielfreude überträgt sich auf den geneigten Zuschauer, der die beiden Darsteller allerdings schon mögen sollte, denn der Humor ist so originell nicht wie die Figurenkonstellation. Die Leistung der Maskenbildner und der dramaturgisch effiziente Schnitt machen aus "Die Relativitätstheorie der Liebe" einen harmlosen-vergnüglichen Kinospaß!

BRD 2010, Regie: Otto Alexander Jahrreiss, Hauptdarsteller: Katja Riemann, Olli Dittrich
96 Minuten, ab 12 Jahren


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