Die Piraten der Karibik auf Landgang in München

Von Michael Watzke · 22.05.2011
Johnny Depp und Keith Richards auf der Suche nach der Quelle der ewigen Jugend. Das hat durchaus Witz. Es kommt aufs Licht an. Im Teil 4 von "Pirates of the Caribbean" gibt es durchaus Lichtblicke. Sie haben meist mit Johnny Depp zu tun.
Dem stets nuschelnden, trunkenen Haderlump Jack Sparrow. Ein Pirat des Herzens und schon jetzt eine Figur der Filmgeschichte. Wenn er und Keith Richards auftauchen, dann wird es unterhaltsam. Im Teil 4 der Piraten-Saga sprechen sich die beiden erstmals mit Vater und Sohn an.

Der eine spielt aus Spaß, der andere, weil es sein Job ist. Ein bisschen spürt man das in "Piraten der Karibik", Teil 4. Orlando Bloom und Keira Knightley sind nicht mehr dabei. Auch Regisseur Gore Verbinski hat abgesagt. Seinem Nachfolger Rob Marshall fehlt der Witz und das Timing für Pointen. Warum ist Johnny Depp trotzdem wieder an Bord des Piratenschiffes gegangen?

"Nach dem dritten Teil hatte ich irgendwo im Hinterkopf den Gedanken: Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung. Ich war mir sicher, irgendwann kommt jemand und sagt: Hier ist die Idee für ein großartiges Drehbuch. Genau das passierte. Ich war froh."

Die Kritiker waren nicht froh. "Jack Sparrow macht ne Pauschalreise" ätzte der Spiegel, und die Süddeutsche Zeitung schrieb, einzig der Schnittcomputer beweise seine Leistungsfähigkeit beim vierten Piraten-Abenteuer. Dabei kann nicht mal die atemlose Schnittfrequenz verhindern, dass man die 137 Minuten des Films spürt.

Wahrscheinlich wäre das Piratenschiff von Überproduzent Jerry Bruckheimer komplett auf Grund gelaufen, wäre da nicht noch Penelope Cruz an Bord gewesen. Als Angelica, die verflossene Geliebte von Captain Jack Sparrow. Penelope Cruz und Johnny Depp standen zuletzt vor zwölf Jahren gemeinsam vor der Kamera. In "Blow". Und er war der Grund für Cruz, das Schiff zu entern:

"Ich wollte unbedingt wieder mit Johnny arbeiten. Weil er so unglaublich talentiert ist. Ich hatte allen Grund, aufgeregt zu sein. Aber ich fühlte mich gleich willkommen an Bord."

Die Oscar-Gewinnerin und frischgebackene Ehefrau Penelope Cruz-Bardem trug ein Geheimnis mit an Bord. Ein anfangs so gut gehütetes, dass selbst Schauspielkollege Sam Claflin nichts ahnte:

"Als ich erfuhr, dass Penelope schwanger ist, war ich vollkommen perplex. Sie hat so hart gearbeitet, war so konzentriert, das hat mich beeindruckt. Sie hat ihren Job großartig gemacht."

Am Set wussten anfangs nur drei Kollegen von Penelope Cruz' kleinem Piraten. Johnny Depp war eingeweiht und hielt still, außerdem Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Rob Marshall. Cruz hatte einige wilde und anstrengende Kampfszenen zu drehen. Aber Angst, dass die Dreharbeiten sie oder das Kind überfordern könnten, hatte sie nicht.

"Ich hab mich nie schlecht gefühlt, weil ich ein Gefühl von Geborgenheit hatte. Johnny und Rob Marshall haben mich beschützt. Und ich hatte schon einige Wochen trainiert mit dem Choreografen-Team von "Pirates of the Caribbean". Sie waren unglaublich."

Wirbelnde Säbel, tosendes Meer, jede Menge Windmaschinen – und dazwischen eine Penelope Cruz im fünften Monat. Als deren Bauch zu groß wurde, musste Penelopes jüngere Schwester Monica als Double für Körper- und Fernaufnahmen einspringen. So überzeugend identisch soll die 34-Jährige gewesen sein, dass mancher am Set die beiden Cruz-Schwestern verwechselte. Regisseur Marshall allerdings ließ sich nicht täuschen.

""Ich liebe Penelope, seit wir zusammen gearbeitet haben, sagt Marshall. Sie sei eine außergewöhnlich vielseitige Schauspielerin. Sie habe großes dramatisches Talent, könne aber auch sehr komisch sein. Sie spiele sehr körperbetont und sei natürlich wunderschön. Ein nicht zu unterschätzendes Argument in einem Popcorn-Kinofilm an der Seite von Johnny Depp."

Penelopes Rollenfigur Angelica, sagt Johnny Depp, hatte in der Vergangenheit, sagen wir mal, Kontakt mit Captain Jack Sparrow. Ein Techtelmechtel mit einer bitteren Note im Abgang.

Eine bittere Note im Abgang muss Jerry Bruckheimer nicht fürchten. Hollywoods Überproduzent hat mit der Fluch-der-Karibik-Reihe bisher 2,7 Milliarden Euro umgesetzt. Er und der Disney-Konzern rechnen mit einer weiteren Milliarde für den vierten Teil. Den ersten Piratenfilm in 3D. Schlechte Kritiken haben Bruckheimer noch nie ernsthaft Sorgen bereitet.