Die Messe von morgen

13.02.2009
Messen gelten als Spiegelbild der wirtschaftlichen Lage, Phasen der Rezession bekommen die Messe-Veranstalter daher besonders stark zu spüren. Doch nicht jede Warenschau ist gleichermaßen vom aktuellen Konjunktureinbruch betroffen. Während Autobauer den Gürtel enger schnallen, zeigt sich manch andere Branche als krisenfest.
Leipzig
Von Alexandra Gerlach

Vom Autosalon bis zur Zierfischmesse – von der Eurotier bis zur Euroblech. Kaum eine Branche, die sie nicht hat: die eigene Messe. Eine zeitlich begrenzte, wiederkehrende Veranstaltung mit Marktcharakter. Wo Firmen ihre Waren oder Dienstleistungen dem Fachpublikum präsentieren. Ihren Ursprung hat die Wirtschaftsmesse im Mittelalter. Damals fand der Warenaustausch im Anschluss an kirchliche Messen statt: Um sicherzustellen, dass ausreichend Publikum zugegen ist. Heutzutage sind Messegesellschaften große Wirtschaftsunternehmen mit Millionenumsätzen. Vom Verband der deutschen Messewirtschaft war Anfang dieses Jahres zu hören: trotz verschlechterter Konjunktur, trotz Sparmaßnahmen vieler Branchen werde das Messegeschäft stabil bleiben.
Bei einer der ältesten Messen der Welt hingegen, der Leipziger Messe, sieht dies momentan anders aus. Kurzfristig und überraschend hat der Fahrzeughersteller BMW seinen Auftritt auf der Automobilmesse AMI abgesagt. Damit verliert die Autoschau, die Ende März zum 17. Mal stattfinden wird, einen ihrer Pioniere. Die Leipziger Messe in Nöten – Alexandra Gerlach berichtet:


Messechef Wolfgang Marzin hat sich noch immer nicht ganz erholt von dem Schrecken, den er bekam, als ihm vor zwei Wochen die BMW-Absage auf den Schreibtisch flatterte:

"Also, aus heiterem Himmel, zwei Tage später sollten Detailgespräche laufen über die Standgestaltung und so weiter."

Via Nachrichtenagentur wurde die Meldung zeitgleich verbreitet, Raum für weitere Verhandlungen mit dem Premium-Kunden BMW waren somit verstellt, und offenbar waren weder alle Vorstände noch die Führung des Leipziger BMW-Werkes von dieser Entscheidung der Vertriebsabteilung in der Münchner Zentrale des Autobauers vorab informiert. Der neue Leipziger BMW-Werkschef, Manfred Erlacher:

"Weil es in diesem Jahr neben dem Genfer Salon, der IAA und der AMI gleich drei große Automessen gibt, da kann man die Entscheidung doch etwas nachvollziehen, so schmerzhaft sie auch für diese Region ist."

Rund eine Million Euro will der Autokonzern mit der Absage sparen, obwohl erhebliche Stornokosten anfallen dürften. Der Schaden für die Leipziger Automobilmesse, AMI, ist groß, schon vor BMW hatten Volvo, Saab, Nissan und Chrysler ihre Teilnahme für 2009 abgesagt. Dabei gilt die Leipziger Automobilmesse mit ihren zuletzt rund 300.000 Besuchern als wichtiges Messefenster nach Mittel- und Osteuropa. Rund zehn Prozent der Gäste kommen allein aus Polen und Tschechien, Tendenz steigend. Manche Automobilkonzerne, wie Porsche veranstalten spezielle Händlertage auf der Messe für ihre Vertriebspartner in Mittel- und Osteuropa. Aber in diesem Jahr wird die Schau von der Krise getroffen. Messechef Wolfgang Marzin:

"Messen sind immer erstens Spiegelbild der Wirtschaft. So: wie geht es der Industrie? Wie geht es denen, die fehlen? Wir reden von Chrysler, wir reden von Volvo, wir reden von Nissan. Wir reden von Firmen, die entweder ihre eigenen Messen absagen, im eigenen Land, oder die gerade verkauft werden, oder die in schwerster Schieflage sind und Staatshilfe brauchen."

Die Absagen treffen nicht nur die Bilanz der Messegesellschaft, sondern auch eine ganze Reihe anderer Gewerke und Firmen, die zum Gelingen einer Produktschau beitragen:

"Es sind betroffen Standbauunternehmen, Hotellerie, Gastronomie, wahrscheinlich Agenturen, Druckereien, es geht gar nicht nur um uns."

Für dieses Jahr rechnet der Leipziger Messechef mit einem Umsatzrückgang von 10 bis 20 Prozent, wobei er betont, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nur das erste Halbjahr einigermaßen zuverlässig überblicken kann. Was im zweiten Halbjahr passieren könnte, lasse sich derzeit nicht voraussagen. Eine Fünf-Jahresplanung - wie sonst üblich – sei nicht machbar, sagt Marzin.

Deshalb erweitert die Messe Leipzig die krisenfesten Veranstaltungen im Portfolio, baut auf den Medizin- und Pflegesektor, der angesichts der demographischen Entwicklung Zuwachsraten verspricht und setzt auf Kongresse, die als weitgehend krisenfest gelten. Denn die Messe Leipzig hat noch einen Tiefschlag zu verkraften. Die hier entwickelte, äußerst erfolgreiche klassische Messe für Computerspiele, die "Games Convention", wandert in diesem Jahr erstmalig nach Köln, mit der Begründung, dass Leipzig zu klein und schlecht erreichbar sei. Auch das war ein Schock für Messechef Marzin. Doch gemäß dem Motto, dass es keinen Nachteil ohne Vorteil gibt, hat er ein wie er sagt "zukunftsweisendes neues Produkt" in der Planung, eine "Online-Messe". Hier wolle man nun ähnlich wie seinerzeit mit der "Games Convention" den rasant wachsenden Markt erschließen.

"Also da werden hier genauso Konsolen stehen, es werden hier in jedem Fall Besucher sein, die hier neue Spielen testen können, die auch in LAN-Parties eben untereinander vernetzt, die neuen Spiele spielen können. Wir haben kleinere Firmen teilweise, die Marktführer Online waren teilweise vor fünf Jahren noch gar nicht am Markt."

Inzwischen hätten diese zum Teil vierstellige Zuwachsraten, schwärmt Marzin, der sich mit der Abwanderung des Bundesverbandes der Hersteller für Computerspiele nach Köln noch längst nicht geschlagen geben will. Doch das Jahr 2009 wird hart, darin ist Marzin sich sicher.


Köln
Von Friederike Schulz

Von Leipzig nach Köln, auf das drittgrößte deutsche Messegelände. Wichtige Veranstaltungen dort sind unter anderem die Messe für Fotografie, photokina. Die älteste Kunstmesse der Welt, die Art Cologne und die Motorradmesse intermod. Neu hinzu kommt, wie eben im Beitrag gehört, die Computerspielmesse Games Convention. Ein Erfolg für das Kölner Messeunternehmen – den es bitter nötig hat. Die Kölnmesse will wieder schwarze Zahlen schreiben, sie hat bereits im Jahr 2007 einen Verlust von rund elf Millionen Euro gemacht – und das liegt nicht an der Finanzkrise. Friederike Schulz berichtet.

Am Messestand der Reitsportfirma Cavallo drängeln sich die Besucher. Zwischen Gold lackierten Reitstiefeln und Ständern mit lederbesetzten Cordhosen steht Geschäftsführer Tilman Meyer zu Erpen. Er zeigt finnischen Kunden den Katalog mit den neuesten Modellen. Die "Spoga-Horse" in Köln ist eine der großen Reitsport-Artikelmessen in Deutschland. Hier informieren sich Händler aus der ganzen Welt über die Angebote der Hersteller. Für die Firma Cavallo ein wichtiger Termin – sie macht auf solchen Messen mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes. Auch in diesem Jahr läuft das Geschäft gut. Allerdings gebe es erste Anzeichen dafür, dass die Finanzkrise auch in seiner Branche angekommen sei, sagt Tilman Meyer zu Erpen.

"Es hat sich dahingehend etwas geändert, dass die kleineren Kunden der Messe fernbleiben, was im Umsatz nicht so spürbar ist, aber dennoch in der Frequenz. Es ist ja doch ein Signal, dass die anfangen zu sparen und weniger Budget haben, was sie hier ausgeben könnten und deswegen gar nicht kommen."

Sorgen macht sich der Geschäftsführer deswegen für sein Unternehmen nicht, seine Branche sei relativ krisensicher, da Pferdebesitzer in der Regel zuallerletzt an der Ausstattung für ihre geliebten Vierbeiner sparten. Auch aus Sicht des Veranstalters, der Kölnmesse, ist die "Spoga-Horse" gut gelaufen, trotz der angespannten Wirtschaftslage wurden mehr Stände angemietet als im vergangenen Jahr. Gleiches gilt für die Möbel- und die Süßwarenmesse, die im Januar stattgefunden haben. Auch hier blieben die Besucherzahlen stabil. Da man hauptsächlich auf Konsumgüter setze, geht Messe-Sprecher Guido Gudat davon aus, dass sich die Auswirkungen der Finanzkrise auch in den kommenden Monaten in Grenzen halten werden:

"Bei uns, ich sag mal, eine Süßwarenmesse wie sie gerade stattgefunden hat, wird sicherlich weniger betroffen sein, denn Süßes wird immer gegessen, vielleicht in einer Krisensituation noch etwas intensiver als zuvor."

Die Finanzkrise scheint somit die geringste Sorge der Geschäftsführung. Denn die Kölnmesse hat seit geraumer Zeit ganz andere Probleme: Mietzahlungen für die neuen Messehallen in Höhe von 22 Millionen Euro pro Jahr verhageln die Bilanz. Allein 2007 lagen die Verluste bei rund elf Millionen Euro. Der Hintergrund: Der Oppenheim-Esch-Fonds, ein Ableger der Privatbank Sal.Oppenheim, hatte vor sechs Jahren den Zuschlag für den dringend notwendigen Neubau von vier Hallen bekommen. Auftragsvolumen: 260 Millionen Euro. Endlich könne Köln wieder international mithalten, freute sich der damalige NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück noch beim Richtfest im Mai 2005:

"Damit wird Köln zum besterschlossenen Messestandort in Europa. Das alles sind durchdachte Bausteinen mit denen sich Köln als viertgrößter Messeplatz der Welt seinen Platz in dieser Champions League sichern wird."

Doch sicher waren und sind vor allem die Renditen für die Investoren des Fonds. Über eine Laufzeit von 30 Jahren kassiert Oppenheim-Esch insgesamt rund 750 Millionen Euro an Miete. Die Messe ist dabei lediglich Untermieter bei der Stadt. Und wenn sie weiter rote Zahlen schreibt, brauchen sich die Investoren des Fonds trotzdem keine Sorgen zu machen, die Stadt hat eine Bürgschaft übernommen. Ein Handel, der vor vier Jahren sogar die Staatsanwaltschaft auf den Plan rief, die gegen den Oberbürgermeister wegen des Verdachts der Untreue ermittelte. Das Verfahren wurde eingestellt, die Ermittler fanden keinen Hinweis darauf, dass es bei der Auftragsvergabe nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Allerdings ist das letzte Wort zur Messe noch nicht gesprochen: Die EU-Kommission hat beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg Klage gegen Deutschland eingereicht. Ihrer Auffassung nach handelte es sich beim Kölner Messeneubau um einen öffentlichen Auftrag. Und der hätte europaweit ausgeschrieben werden müssen, was nicht der Fall gewesen sei. Sollte sich der Europäische Gerichtshof dieser Auffassung anschließen, drohen Deutschland Strafzahlungen in Millionenhöhe und Köln hätte seinem Namen als Klüngel-Metropole mal wieder alle Ehre gemacht.


Hannover
Von Lukas Sander

Mit fast 500.000 Quadratmetern überdachter Fläche – mit 27 verschiedenen Hallen und Pavillons gilt das Messegelände in Hannover als größtes der Welt. Wichtige Messen in der Niedersächsischen Landeshauptstadt sind beispielsweise die Hannover Messe für Technologie – dieser Tage aktuell: die Bildungsmesse Didacta – und allen voran die Computermesse CeBIT, dieses Jahr bereits im März. Die CeBIT wird dieses Mal etwas kleiner ausfallen, auch hier haben einige Aussteller abgesagt – Lukas Sander berichtet aus Hannover.


"Sie können sich vorstellen, dass die momentane konjunkturelle Weltsituation nicht die Zeit für eine Rekordmesse ist. Wir müssen davon ausgehen, dass die CeBIT 2009 kleiner werden wird als 2008, was die Ausstellerzahl angeht."

Klare Worte vom Sprecher der Deutschen Messe AG, Hartwig von Sass. Fast vier Wochen vor Beginn der Messe kämpfe sein Unternehmen um jeden Kunden – oder anders gesagt: um jeden Quadratmeter Ausstellungsfläche. Ohnehin gebe es einen Trend bei den Unternehmen, immer später zu entscheiden, ob sie zu einer Messe kommen. Die allgemeine Verunsicherung dieser Tage verstärke dieses Verhalten. Messe-Sprecher von Sass sieht die IT-Branche zudem in einer Sonderrolle: Sie reagiere unmittelbar auf Konjunkturkrisen:

"Die zeitliche Spanne zwischen Auftragseingang und Realisierung des Umsatzes für ein Unternehmen ist in der IT-Industrie in der Regel verhältnismäßig kurz. Wenn sie ein Handy kaufen, gehen sie an die Kasse, erteilen den Auftrag 'Handy kaufen' – und sofort fließt das Geld. Das heißt, wenn sie das Handy nicht mehr kaufen, ist sofort auch der Umsatz für das Unternehmen weg."

Wie sich die Krise der Branche konkret in Zahlen auswirkt, will die Deutsche Messe AG noch nicht sagen. Das Unternehmen zeigt sich optimistisch, hofft auf kurzentschlossene Aussteller – auch noch wenige Wochen vor Messebeginn.

Bei allem Optimismus können die Macher der weltweit größten Computermesse nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich bereits seit langem ein Trend abzeichnet. Immer mehr Hersteller kehren Hannover den Rücken. Dazu gehört auch der japanische IT-Riese Toshiba, einer der weltweit größten Hersteller für Computersysteme. Sprecherin Tanya Quijano begründet, warum ihr Unternehmen erstmals nicht zur CeBIT kommt:

"Natürlich geht die Finanzkrise an keinem Unternehmen vorbei. Für uns ist das aber nicht der Grund, in diesem Jahr nicht zur CeBIT zu gehen. Man muss sich als Unternehmen ja immer überlegen, welches Ziel verfolge ich mit einem Messeauftritt, und für uns ist das Neukundengewinnung. Und da müssen wir sagen, dass wir in den letzten Jahren mit den Erfolgen auf der CeBIT nicht so zufrieden waren."

Immer mehr verliert die CeBIT offenbar ihr Profil als Leitmesse. Keiner warte mehr auf das Frühjahr, um Produktneuheiten vorzustellen. Handy- und Chip-Hersteller Samsung hat sich nahezu vollständig verabschiedet, das gleiche gilt für so manchen Drucker-Produzenten. Jürgen Kuri von der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift c’t sieht Versäumnisse bei den Machern der CeBIT:

"Die Druckerhersteller waren klassischerweise in der Halle 1 gemeinsam versammelt, konnten dort ihre Bürotechnik präsentieren. Die Halle 1 wird einfach nicht mehr genutzt. Sie ist dieses Jahr angeblich aus baurechtlichen Gründen nicht nutzbar, letztes Jahr wurde sie nicht genutzt, weil sie umgebaut werden soll. Da haben die Druckerhersteller gesagt: bevor wir uns in irgendeine Ecke des Messegeländes verbannen lassen, kommen wir gar nicht. Dann sparen wir auch gleich noch Geld mit."

Die CeBIT habe in den letzten Jahren nicht immer ein glückliches Händchen beweisen, die Bedürfnisse der Aussteller und der Besucher zu erfüllen, meint der Fachjournalist. Allgemein scheinen Messen längst nicht mehr ein Muss als Kommunikationsplattform zu sein. Das bestätigt auch Tanya Quiyano von Toshiba.

"Erst einmal hat sich das Informationsverhalten der Menschen verändert. Man geht nicht mehr unbedingt auf eine Messe, um ein neues Produkt zu sehen. Da kann ich in München auf dem Sofa sitzen und mit einem Klick habe ich die Informationen, was auf der CeBIT passiert ist.
Und die Kunden, die man kennt, erwarten, dass sie zuhause besucht werden. Also dass man hinfährt und ihnen die neuen Produkte bei ihnen im Unternehmen vorstellt. Die investieren nicht mehr die Zeit, selbst auf die Messe zu fahren."

Die Deutsche Messe AG hat auf Entwicklungen wie diese reagiert. Sprecher Hartwig von Sass betont, dass sein Unternehmen mit innovativen Konzepten aufwarten kann. So gibt es mittlerweile zahlreiche Kongresse während der CeBIT, die viele Besucher anziehen:

"Die Branche erwartet von einer CeBIT Wissensaustausch. Und dem Tragen wir Rechung mit einem deutlich ausgeweiteten Programm, das wir CeBIT-Global-Conferences nennen. Wir haben hier die Vorstandsvorsitzenden von zahlreichen internationalen Konzernen, die hier in Hannover ihre Idee und Konzepte darlegen werden, wie man beispielsweise aus dieser konjunkturellen Situation wieder herauskommt."


Frankfurt am Main
Von Anke Petermann


Fünf der zehn weltweit größten Messegesellschaften stammen aus Deutschland. Eine davon ist die Messe Frankfurt mit einem jährlichen Umsatz von rund 500 Millionen Euro. Bekannt ist das Messegelände unter anderem für die IAA, die internationale Automobilausstellung – und für die Frankfurter Buchmesse. Diese blickt auf eine lange Tradition zurück, sie prägte bereits im 16. Jahrhundert den Messestandort Frankfurt. Die Buchmesse konnte im vergangenen Jahr einen neuen Besucherrekord aufstellen, fast 300 Tausend Menschen pilgerten durch die Messehallen. Heute beginnt am hessischen Messestandort die weltgrößte Konsumgütermesse, Ambiente - Anke Petermann berichtet.

Gaetano di Gregorio streift einen Neoprenüberzug über die schmale Teekanne, ein wenig sieht das Kunstwerk aus wie ein Mini–Elefant im Taucheranzug. In Halle 6 der weltgrößten Konsumgütermesse Ambiente präsentiert sich der junge italienische Designer in einem Gemeinschaftsbereich für Nachwuchstalente, einer von 4500 Ausstellern.

"Sie bieten uns den Standplatz gratis an, eine tolle Gelegenheit, an dieser riesigen Messe teilzunehmen, ohne dass Kosten entstehen. Das ist wichtig, um junge Energien zu fördern. Ich hoffe auf neue Kontakte für neue Märkte und auf Karrierechancen."

Sollte di Gregorio als Designer Karriere machen, dann, so hofft Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, kehrt er als solventer Aussteller gern zurück.

"Auf der anderen Seite ist es aber auch so dass durch solche jungen Ideen und Innovationen eine besondere Art von Attraktivität entsteht, die wir ja auch brauchen."

Im diesem ging die Ausstellerzahl auf allen fünf Frankfurter Konsumgütermessen einschließlich der Ambiente leicht zurück. "Natürliche Fluktuation" meint der Messe-Geschäftsführer. Hersteller und Einkäufer weltweit konzentrierten sich in der Krise auf die Leitmessen, und die biete Frankfurt in allen Bereichen:

"Es ist schon eine Strafe, wenn Aussteller hier nicht teilnehmen könne. Der Markt findet ohne diese Firmen statt. Das unterscheidet uns von anderen Messeplätzen und macht uns krisensicher. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten braucht man ein Geländer, an dem man sich festhalten kann, und eine Messe, die es seit 50 Jahren gibt, die seit 50 Jahren ausgebucht ist, die seit 50 Jahren nur dadurch wächst, dass man neue Hallen bauen kann, eine solche Veranstaltung hat Zugkraft, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten."

Preisnachlässe zu gewähren, hat die Messe Frankfurt nicht nötig. Kunden in schwieriger Lage bietet sie jedoch Ratenzahlung an. Soeben erarbeitet sie ein Konjunkturprogramm für bedrohte Unternehmen. An der Ambiente nehmen auch insolvente Unternehmen wie der Porzellanhersteller Rosenthal teil. Und gesunde expansive wie der Küchengeräte-Produzent WMF mit seinen zahlreichen Töchtern. Die Ambiente lässt sich der größte Aussteller auch im schwierigen Jahr 2009 etwas kosten, so der Vorstandsvorsitzende Thorsten Klapproth.

"In Summe mit allen Marken im Konzern - ja nicht nur die Standkosten und Standgebühren, sondern auch das Personal- geht das weit über eine Million Euro hinaus. Das ist das Volumen, das in der Regel immer anfällt, wenn Sie in der Mann- und Fraustärke, wie wir vertreten sind für unsere Kunden, da sein wollen."

Abstriche werde man da auch in schwierigen Zeiten zuletzt machen, Kundenkontakt sei schließlich das wichtigste, so der WMF-Chef. Kaum Krisenstimmung also in Frankfurt am Main. Nachhaltig Wirtschaften – so umschreibt Messegeschäftsführer Peters das Frankfurter Erfolgsrezept.

"Wir schütten Geld aus an die Stadt Frankfurt und das Land Hessen. Andere müssen von ihren Gesellschaftern subventioniert werden. Aber die Frage ist: warum verdienen wir Geld: weil wir rechtzeitig Mitte der 80er Jahre ins Ausland gegangen sind. Weil wir den Mut gehabt haben, in nicht einfachen Zeiten auch mal Messen zu teilen, auch mal Ausstellergruppen rauszunehmen, mit denen neue Themen zu beginnen. Die anderen haben vielleicht ihre Messeplätze und ihre Ausstellergruppen verwaltet, das haben wir nicht getan, wir haben mit denen gearbeitet."

Und da gibt’s durchaus noch etwas zu tun, meint WMF als zahlungskräftiger Aussteller auf der Frankfurter Ambiente: die weltgrößte Konsumgütermesse endlich an den Verbraucher zu bringen, zum Beispiel mit Publikumstagen. Und politische Prominenz heranzuholen. Wunschvorstellung des WMF-Chefs: die Kanzlerin eröffnet die Ambiente, die Tagesschau berichtet.