Die Lange Nacht von der Insel Wannsee

Gebt mir Sand, Wasser und Gold

Villa am Wannssee
Villa am Wannssee © imago/McPHOTO
Von Katharina Palm · 13.08.2016
Das Villenviertel am Wannsee war einst Heimat vieler Künstler, Industrieller und Bankiers. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten versank das Paradies im braunen Sumpf. Die Aufarbeitung dieser dunklen Geschichte wird heute in mehreren Villen dokumentiert. Die verloren gegangene Vielfalt in Berlin-Wannsee lässt die Lange Nacht wieder auferstehen.
Wilhelm Conrad saß in Stimmings Krug und schaute auf den großen Wannsee. Dieses Gasthaus hatte einst traurige Berühmtheit durch Heinrich von Kleist erlangt und lag direkt hinter der Brücke, wenn man von Berlin kam, auf der Insel Wannsee.
Hier sollte nach Conrads Willen die nobelste Villenkolonie Berlins entstehen und was er sich in den Kopf gesetzt hatte, das setzte er auch um. In dieser Villenkolonie Ahlsen, wie er sie später nannte, wohnten nur ein paar Jahre später jene, die in Berlin Rang und Namen hatten, Künstler, Industrielle und Bankiers. Sie ließen sich von berühmten Architekten spektakuläre Häuser und Gärten bauen. Man pflegte das gesellige Beisammensein und lud sich gegenseitig ein, unabhängig von jeder Religionszugehörigkeit.
Mit der eigens für die Villenkolonie Ahlsen gebauten S-Bahn zog es auch die armen Berliner an den Wannsee. Sie stiegen hier ins Wasser, um zu baden, was jedoch streng verboten war. Schließlich kamen sie in solchen Scharen, dass es schließlich doch erlaubt wurde, und so entstand das Strandbad Wannsee, der Lido der Armen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten versank das Paradies im braunen Sumpf. Die Aufarbeitung dieser dunklen Geschichte war mit zähem Ringen verbunden, das heute in mehreren Villen dokumentiert wird.