Die irdische und die himmlische Liebe
Die Frauen wissen nichts voneinander. Beide sind Schauspielerinnen und haben zur selben Zeit eine jahrelange Affäre mit dem Arzt und Dichter Gottfried Benn, der, kühler Regisseur seiner Liebeshändel, sein ganzes Geschick aufbietet, damit keine von der anderen erfährt. Tilly Wedekind, die Witwe des Bänkelsängers und Dramatikers, und Elinor Büller suchen seine Nähe und reiben sich an der "Mauer aus Hyroglyphen" allmählich die Seelen wund.
Am Ende, 1937, gibt Benn beiden den Laufpass, um eine andere, wesentlich Jüngere zu heiraten. Die Briefe, die der Erotomane seinen Geliebten schickt, bekräftigen eine Philosophie, die deutlich zwischen "ich" und "du" unterscheidet. Es sind Liebes- und gleichzeitig Hinhalte-Zeugnisse, Bekundungen der Zuneigung und der Verweigerung. Sie erzählen auch von jenem Gottfried Benn, der sich mit den Nazis einlässt, die ihn aber bald schon scharf attackieren und schließlich verbieten. Seit dem 1. April 1935 lebt er als Oberstabsarzt im öden Hannover, verbringt die Abende im Kino oder Offizierskasino und passt auf, dass ihn die beiden Frauen nicht am selben Tag besuchen.