"Die Höhle der vergessenen Träume"

Gesehen von Anke Leweke · 02.11.2011
Werner Herzog ist ein Extrem-Regisseur, in jeder Hinsicht. Und er liebt exotische, ungewöhnliche Schauplätze. Für seinen neuen Film hat er sich Zugang zu den Höhlen von Chauvet in Südfrankreich verschafft. Hier sind die ältesten, steinzeitlichen Malereien der Welt enthalten.
Erst vor siebzehn Jahren hat man diese Malereien entdeckt, die französischen Behörden haben sie gleich sperren lassen, um sie zu schützen. Beharrlich hat Herzog immer wieder nach einer Drehgenehmigung gefragt, tatsächlich ist sein Filmteam denn auch das erste gewesen, dass den Abstieg in die Höhlen machen durfte.

Sein Film "Die Höhle der vergessenen Träume" ist eine abenteuerliche wie auch schöne Expedition in die Malerei der Steinzeit. Natürlich durfte nicht mit Scheinwerfern gearbeitet werden, doch die Taschenlampen, die an den Helmen befestigt sind, haben etwas von Fackeln. So nimmt man die Malerei aus der Perspektive von einst war. Und um es pathetisch zu sagen, man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.

Manche Tiere sind mit acht Beinen gemalt, so hat man den Eindruck, dass sie sich bewegen. Wie auch eine überlagerte Gruppe von Wildpferden, die an eine Trickfilmsequenz erinnert. Die unregelmäßigen Konturen des Höhlenhintergrunds, also Unebenheiten, wie hervorstehende Felsunebenheiten, wurden etwa für Tierbuckel genutzt.

Man kann es nicht anders sagen, die Malereien sind von bestechender Schönheit. Und durch die 3D-Kamera kommen sie in all ihrer Plastizität zur Geltung. Für ihren Anblick nimmt man die sich in Fachjargon ergehenden Ausführungen der Wissenschaftler in Kauf. Wunderbar sind hingegen die eigenwilligen Ausführungen von Werner Herzog, die er mit seinem markanten, bayerischen Tonfall zum Besten gibt. So erklärt er, dass er sich wie ein Eindringling fühle, der die paläolithischen Menschen bei ihrer Arbeit, bei ihrem Sein stören würde.

Frankreich, Kanada, USA, Großbritannien, Deutschland 2011, Regie: Werner Herzog, Prädikat: besonders wertvoll, freigegeben ab sechs Jahren, Länge: 90 Minuten


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