Die Haupstadt im Nirgendwo

Von Marcus Bensmann · 15.06.2010
Seit 1989 beherrscht Präsident Nursultan Nasarbajew autokratisch das zentralasiatische Kasachstan. 1997 ließ er die Hauptstadt ins Provinznest Akmola verlegen, benannte dies um in Astana und beauftragte zahlreiche Stararchitekten aus aller Welt, die neue Hauptstadt zu bauen.
Seit altersher gründen Herrscher Städte. Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew, der das zentralasiatische Land zwischen kaspischem Meer und chinesischer Grenze seit 1989 autokratisch beherrscht, macht da keine Ausnahme. Der Kasache verlegte die Hauptstadt aus Almaty im Süden des Landes in den Norden in das vormalige Provinznest Akmola, was auf Deutsch weißes Grab bedeutet. Im Winter ist es dort bitterkalt und im Sommer fallen die Mückenschwärme in die Straßen ein.

In den Anfangsjahren der Unabhängigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 stand die Befürchtung, dass die hauptsächlich von Russen bewohnten Nordprovinzen vom kasachischen Staat abfallen könnten. Die Verlegung der Hauptstadt sollte dies verhindern.

Der kasachische Präsident rief die Baumeister mit Weltruf wie den Architekten Sir Norman Forster in die kasachische Steppe. Mit Astana, was schlicht Hauptstadt bedeutet, bekam die kasachische Kapitale einen neuen Namen.

Über Jahre ähnelte die Stadt einem gewaltigen Sandkasten, doch kurz vor dem zehnjährigen Jubiläum waren die wichtigsten Prunkbauten errichtet.

Die Regierungsstraße ist das Juwel der neuen Hauptstadt, sie erstreckt sich zwischen Forsters Ewigkeitspyramide und einem neoklassizistischen Bogen, in dem das Öl- und Gasministerium sitzt. Beide Rohstoffe des zentralasiatischen Landes spülen genügend Devisen für die baulichen Extravaganzen der kasachischen Macht in die Staatskasse. Die Allee wird gesäumt von waghalsigen Baukonstruktionen, die vor allem den rechten Winkel zu verachten scheinen, und dahinter Nichts als die grüne weite Steppe.

In der Mitte der Allee erhebt sich die Friedenssäule, die von einer Kugel gekrönt ist, durch die der Besucher staunend spazieren kann. Denn der kasachische Präsident ist nicht nur Städtegründer, sondern er sieht sich auch als Friedensstifter.