Wie das Smartphone uns verändert hat

So ein Smartphone-Zombie, kurz: Smombie, ist wirklich anders. Menschen haben ein Smartphone, beim Smombie ist es umgekehrt: Sein Smartphone hat ihn. Deshalb besitzt der Smombie auch keine Menschen-, ja nicht einmal eine Smombie-Würde.
Vor zehn Jahren kam das erste iPhone auf den Markt und hat unser Leben gründlich verändert. Doch die großen Technologie-Unternehmen arbeiten schon an einer Zukunft ohne Wischen und Tippen. Gesten sollen reichen − oder ein Lächeln.
Zehn Jahre iPhone – für die amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff kein Grund zum Feiern. Sie warnt vor der Macht, die von den Unternehmen ausgeht, die mit digitalen Anwendungen Geld verdienen.
Der italienische Philosoph, Informationsethiker und Oxford-Professor Luciano Floridi hält das Smartphone für eine "großartige Erfindung". Er zweifelt aber daran, ob wir mit dieser umgehen können.
Smartphones können eine große Hilfe sein. Doch wer nicht aufpasst, für den kann die Technik teuer werden. Etwa wenn Nutzer keine Flatrate haben und nicht an automatisierte Downloads denken. So geschehen in einer kleinen Firma auf der Insel Hiddensee.
Sind wir ein Heer von Smartphone-Abhängigen geworden? Der US-Informatiker David Gelernter warnt vor zuviel Gier auf immer neue Technik, die Mensch und Maschine verschmelzen lasse. Was dabei zu kurz komme, sei die kulturelle Bildung - und die Entwicklung wirklich sinnvoller Apps.
So mancher hat sich vorgenommen, im neuen Jahr digital abzurüsten: Das Smartphone seltener in die Hand nehmen, weniger Zeit bei Facebook verbringen, die automatische Speicherung von Daten in Onlinekonten stoppen. Einfach ist das nicht. Doch es gibt Hilfe - natürlich digital.
Die meisten Spiele für Smartphones sind heutzutage kostenlos - zumindest am Anfang. Dieses "Free-to-Play"-Modell hat die Spielebranche und auch die Spielekultur nachhaltig verändert, meint unser Spieleexperte Marcus Richter.
Social-Media-Kanäle wie Twitter ermöglichen Politikern, bundesweit bekannt zu werden und direkt mit Journalisten und anderen Meinungsführern zu kommunizieren. Allerdings berge der direkte Kanal nach draußen auch Risiken, meint der Politikberater Martin Fuchs.
Das Elektronik-Duo Mouse on Mars produziert nicht nur seit mehr als 20 Jahren sehr eigenständige elektronische Musik, sondern auch innovative Apps zum Musizieren. Mit ihrer neuen Entwicklung "fluXpad" kann man auf einem Tablet Musik durch Wischen und Malen komponieren.
Das Smartphone ist in Südamerika in der Regel mit seinem Besitzer verwachsen. Besonders intensiv wird über WhatsApp kommuniziert, mit der Familie, Kollegen und Freunden. Aber auch für die Stundenhotel-Suche sollte man das Handy immer dabei haben.
Die Medienerziehung von Kindern ist widersprüchlich. Das zumindest kritisiert der Diplompädagoge Holger Meeh. Einerseits statteten Eltern ihren Nachwuchs mit Smartphones aus, um ihn besser kontrollieren zu können. Die Aktivitäten der Kinder im Netz überwachten sie aber zu wenig.
Die Bedienung technischer Geräte mit Knöpfen wurde von sinnlicher Eleganz abgelöst. Mit grober Kraft schaltete man früher einen Fernseher ein und aus. Der Touchscreen von Apples iPhone habe eine neue Ära der Zuwendung eingeläutet, meint der Autor Peter Glaser.
Man hat es immer dabei und kann es leicht bedienen: So hat das Smartphone auch die Fotografie revolutioniert. Dass jeder die gemachten Bilder im Handumdrehen in Soziale Medien hochladen kann, hat Folgen für die Arbeit der Profifotografen.
Turteln per Emojis und Chat, ständig erreichbar sein: Das Smartphone hat nicht nur unsere Kommunikation verändert, sondern auch das Kino. Hartwig Tegeler hat sich angesehen, wie filmische Erzählungen schneller wurden und welche Bilder jetzt angesagt sind.
Mit einem Smartphone kann jeder zum Künstler werden, schwärmt Christiane Riedel vom Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien. Mit einer entsprechenden App könne man gleichzeitig Performer, DJ oder Komponist sein.
Musikhören auf dem Smartphone ist heute Standard. Aber Musik-Apps, die als eigenes Format funktionieren, sind noch immer selten. Nur wenige Musiker probieren das aus wie Brian Eno, der jetzt seine dritte App "Reflection" veröffentlicht hat. Sie wirkt nur auf den ersten Blick etwas altmodisch.
Immer erreichbar und das Wissen der Welt in der Hosentasche - was machen Smartphones mit uns? Das Smartphone verändere das Gehirn, sagt der Psychiater Jan Kalbitzer. Aber das sei "völlig normal". Sorgen bereite ihm aber der Verlust von emotionalen Fähigkeiten.
Vor zehn Jahren kam das iPhone auf den Markt, damit wurde das Smartphone massentauglich. Es veränderte unser Leben auf vielfältige Art: Wie hören wir Musik? Wie beeinflussen digitale Geräte die Politik? Eine Woche lang widmet sich Deutschlandradio Kultur diesen Fragen rund um das Smartphone.