Die Folgen des Terrors

"Ein Crash-Kurs in Realpolitik"

Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. © Imago / Stefan Zeitz
Volker Perthes im Gespräch mit Oliver Thoma · 14.11.2015
Mit den Terroranschlägen in Paris lerne Europa gerade eine bittere Lektion, meint der Politikwissenschaftler Volker Perthes: Konflikte im Nahen und Mittleren Osten ließen sich nicht fern halten - der Krieg werde zu uns nach Hause getragen.
Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, hält nach den Pariser Terroranschlägen gravierende Lebensveränderungen in Europa für möglich.
Die demokratischen Staaten würden letztlich aber selber entschieden, wie weit diese Lebensveränderungen reichten, sagte Perthes im Deutschlandradio Kultur:

"Wir bekommen sozusagen einen Crash-Kurs in Realpolitik. Und der heißt vor allem, dass Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, an denen wir mehr oder weniger beteiligt sind, nicht von uns ferngehalten werden. Wir können diese Konflikte nicht eindämmen, wir können sie auch nicht einfach ausrennen lassen. Weil, dann kommen sie irgendwann zu uns."
Kein absoluter Schutz vor Anschlägen möglich
Insofern müssten wir ein großes Interesse an der Lösung bestimmter Konflikte haben, äußerte der Politikwissenschaftler. Es gebe noch eine zweite Lehre aus den Terroranschlägen, meinte Perthes:
"Das hängt damit zusammen: Wenn Staaten wie Frankreich Krieg führen im Nahen und Mittleren Osten, dass dann die Gegner, die Feinde auch versuchen werden - und in der globalisierten, offenen Gesellschaft ist das insgesamt leichter -, diesen Krieg zu uns nach Hause zu tragen."
Gegen Terroranschläge dieser Art gebe es keinen absoluten Schutz, betonte Perthes:
"Es sei denn, wir wollten unsere Gesellschaft verändern. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir auch in solchen Momenten der Krise – und Präsident Hollande hat das ja selbst auch ganz deutlich gesagt - deutlich machen, dass wir unsere Werte als liberale, offene Gesellschaften verteidigen wollen."
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