Die Filmemacher von morgen

Von Noemi Schneider · 17.02.2011
Während rund um den Potsdamer Platz Stars und Sternchen im Blitzlichtgewitter auf und ab laufen treffen sich die "Filmemacher von morgen" nicht weit entfernt, rund um das Hebbeltheater am Halleschen Ufer beim "Talent Campus". Eine Art Akademie für den internationalen Film-Nachwuchs.
"Queere Aufregung” "

So klingt es, wenn Filmschaffende unter sich sind, an einem ganz normalen Nachmittag im Hebbeltheater am Ufer. Die drei Spielstätten des Theaters gehören für sechs Tage ausschließlich dem internationalen filmischen Nachwuchs, dem sogenannten "Talent Campus”. Eine Erfindung der Ära Kosslick, erklärt Matthijs Wouter Knol der den Campus seit drei Jahren gemeinsam mit Christine Tröstrum leitet:

" "Er meinte großartiges Festival, tolle Filmreihen, aber das Festival soll mehr machen und zwar auch Nachwuchs an sich binden. 2003 hat der Campus angefangen mit 500 Leuten und Gäste der Berlinale sozusagen zum Campus gebracht damit es Treffen gab, Masterclasses gab, man Fragen stellen konnte und so weiter, war alles noch ganz locker. ganz groß auch, die Veranstaltungen waren auch alle ganz groß."

Mittlerweile hat sich der Campus weiterentwickelt, neben Veranstaltungen im Hebbeltheater mit Stars wie Isabella Rosselini, Harry Belafonte, Paul Schrader, Ralph Fiennes oder Istvan Szabo sind die eigentlichen Höhepunkte des Programms, die, die mit dem Vermerk "talents only" versehen sind: Individuelle Workshops und Masterklassen in denen die eingeladenen Talente aus aller Welt eigene Projekte vorstellen, diskutieren oder mit Profis daran weiter arbeiten. Mitmachen bei diesem ein-wöchigen Ideenmarathon, können Filmschaffende aus der ganzen Welt: Schauspieler, Produzenten, Cutter, Sounddesigner oder Regisseure. Jährlich bewerben sich etwa 4000 Talente um die begehrten 350 Plätze. Der Schweizer Michael Krummenacher ist einer von ihnen.

"Man kommt sehr leicht ins Gespräch, was ich auch super finde, also das wird auch so gefördert durch so Speedmatching-Runden, wo man irgendwie alle drei Minuten den Gesprächspartner wechselt –was das jetzt für zukünftige Projekte bringt, einen Kameramann aus Weißrussland zu kennen, das weiß ich noch nicht aber das kann sich ja noch ergeben."
Neben Speedmatching und Masterklassen genießen es die Talente beim Campus auch, wenn ein internationaler Star, wie Isabella Rosselini für zwei Stunden ganz ihnen gehört.

"Hallo, ich habe zwei Fragen, eine sehr kurze und die zweite könnte etwas länger werden. Als erstes, haben Sie jemals Tagebuch geschrieben?"
"Nein, ich , na ja, manchmal schreibe ich etwas auf, wenn ich Angst habe etwas zu vergessen und dann lese ich es einen Tag später und denke, ja, das ist nützlich oder lustig obwohl ich es eigentlich wegwerfen wollte, weil ich sonst denke, ich werde vergesslich ich werde alt und will nicht, dass andere Leute Briefe oder Tagebücher von mir finden, die Dinge enthalten die nicht öffentlich sind -aber manchmal behalte ich die Aufzeichnungen aber generell würde ich sagen: Ich schreibe, aber ich schreibe kein Tagebuch."

Die angefragten Experten aus der Filmwelt kommen gerne, denn bei den Talenten handelt es sich um ein Publikum, dass man nicht alle Tage bekommt und das auch für die "Alten Hasen" eine Herausforderung darstellt.

"Weil es Leute aus 88 Ländern gibt, und weil es Leute sind, die alle Profis sind und nicht nur Studenten, die sich vielleicht in 3 Jahren entscheiden doch nicht weiterzumachen im Filmbereich. Diese Leute haben sich alle entscheiden, das ist ihre Leidenschaft die würden das weitermachen noch 20, 30 oder 40 Jahre und treffen sich deswegen gerne. Und eigentlich immer, wenn Experten fertig sind sagen die Wow, das war so ne tolle Erfahrung weil das noch mal ein ganz anderer Level war ne ganz andere Stufe, in dem ich mich mit Nachwuchs unterhalten konnte."

Der Nachwuchs spricht englisch auf den Fluren des Hebbeltheaters und ist meist im Stress, denn der Zeitplan ist eng und die Erwartungen sind groß. Die Herausforderung, der sich der Talent Campus jedes Jahr aufs Neue stellen muss ist die.

"Dass jedes Talent, jeder Filmemacher der zum Campus eingeladen wird, nicht nur in einer Masse untergeht, das es nicht nur ne theoretische Veranstaltung wird, mit hochkarätigen Gästen die über ganz tolle Themen reden, wo man am Ende dann vielleicht denkt_ äh, jetzt geht’s wieder zurück nach Thailand wo ich her komme, es war zwar ne tolle Erfahrung aber was hat das mit meinem realen Leben zu tun. Also diese Elemente miteinander zu verbinden, Inspiration aber auch ganz klar Reality Check, wie kann man einzelnen Filmemacher richtig unterstützen und helfen. Damit man auch denkt, ich mach hier in Berlin tatsächlich auch ein oder zwei Schritte weiter."

Und diese Schritte können einen wieder zurück zur Berlinale führen, wie im Fall des türkischen Regisseurs Seyfi Teoman, der mit seinem Film "Our grand despair" im offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals vertreten ist.

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