Die fiktive Kulturpresseschau

Wenn Bayern Katalonien kopiert

Ein blau-weiße Bayernfahne mit dem Wappen des Freistaats Bayern weht im Wind.
Klaus Pokatzky blickt feuilletonistisch in die Zukunft: eine fiktive Kulturpresseschau für das Jahr 2018. © dpa
Von Klaus Pokatzky · 31.12.2017
Die Bayern wollen sich nach dem Vorbild Kataloniens unabhängig erklären. Fußballer müssen bei der WM 2022 in Katar Bärte tragen. Und die Queen ist über den Besuch Trumps in Großbritannien gar nicht "amused". Unsere fiktive Kulturpresseschau für das Jahr 2018.
"Angela Merkel schwächelt immer mehr", klagt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Musste sich die Kanzlerin so gehen lassen?", fragt Susanne Hardt-Burg nach dem politischen Erdbeben, das ein einziger Satz hervorgerufen hat. "Wir schaffen das, wir kriegen die Regierungsbildung hin – und zwar viel früher, als der Flughafen Berlin-Brandenburg fertig sein wird". Das hatte Kanzlerin Angela die Erste in die Fernsehkameras gesagt. "Natürlich ist die Reaktion des Obersozis Martin ‚Hype‘ Schulz völlig überzogen", kritisiert Susanne Hardt-Burg auch den SPD-Vorsitzenden. In der SÜDDEUTSCHEN schreibt sie:
"Die Verhandlungsrunde für eine Große Koalition, die direkt nach Merkels Flughafen-Spruch über die Berliner Politbühne ging, fand an einem historischen Datum statt. Auf den Tag genau einhundert Jahre nachdem, am 13. November 1918, der sächsische König Friedrich August III. seinen legendären Spruch getan hatte: ‚Nu da machd doch eiern Drägg alleene!‘. Aber muss Hype Schulz wirklich gleich zu Beginn der Sitzung der Kanzlerin zornbebend ins Gesicht schleudern: ‚Dann macht doch Eure Regierung alleine oder macht Jamaika!‘ Weiß der Mann denn, was er damit sagt? Jamaika würde einen Bundesaußenminister Christian Lindner bedeuten: der sich vor jedem harten Auslandsbesuch bei Trump, Putin und Erdoğan in letzter Sekunde krankmelden würde – weil der Bub von der FDP diese Macho-Monster nicht durchstehen würde. Und der heimgekehrte alt-neue Shootingstar der CSU, Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob und so weiter Freiherr von und zu Guttenberg hat ja schon erklärt, er würde das Amt des Bundesbildungsministers nur in einer Jamaika-Koalition übernehmen – weil er eine neue Promotionsordnung für die deutschen Universitäten nur mit den Liberalen durchkriegen würde. Will der hypige Schulz das alles?."

Wettlauf gegen die Terminkalender

Die Tageszeitung TAZ zitiert aus einer Erklärung des Berliner Regierenden Bürgermeisters Michael Müller von der SPD:
"Wir werden – darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort – den Flughafen Berlin-Brandenburg, am 1. April 2021 eröffnen. Und bis dahin hat die geschäftsführende Kanzlerin ihre Regierungsbildung immer noch nicht geschafft! Ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!"
Sportlich hört sich dieser Wettlauf gegen die Terminkalender an. Und sportlich soll es hier weitergehen. "Das haben wir nun davon", steht in der Wochenzeitung DIE ZEIT.
"Warum musste die Fußballweltmeisterschaft 2022 denn auch an das Emirat Katar vergeben werden?", wundert sich Anke Käfer – nachdem das katarische Staatsoberhaupt Scheich Tamim bin Hamad Al Thani angeordnet hat, dass in vier Jahren die meisterhaften Fußballer aus der ganzen Welt in seinem Land erstens Muslim-Bärte und zweitens lange Hosen tragen müssen.
"Wenigstens hat der Scheich darauf verzichtet, dass sie mit Burkas hinter den Bällen herlaufen müssen", freut sich Anke Käfer und stellt die Frage, warum der Weltfußballverband Fifa sich auf die katarische Kleiderordnung eingelassen hat:"Das Land ist reich an Öl. Und was davon auf Schweizer Konten geflossen ist, wollen wir gar nicht wissen."

Eidgenössische Bankhäuser im Ölsumpf

Während wir uns fragen, wie das aussieht, wenn die eidgenössischen Bankhäuser im Ölsumpf versinken, führt uns die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG wieder in die deutschen Lande: in noch deutsche Lande. "Katalonien ist vielleicht nicht überall – aber Katalonien ist jetzt in Bajuwarien angekommen", meint Gitta Würger zum Wahlprogramm der neugegründeten BSP, der Bayerischen Separatistenpartei des früheren CSU-Politikers Horst Seehofer.
"Nachdem ihn seine Christsozialen als Ministerpräsidenten abserviert haben, hat Seehofer nun seine eigene Partei gegründet und geht aufs Ganze. Bayern sei die wirtschaftlich blühendste deutsche Landschaft und wolle nicht länger für die armen Westfalen, Sachsen und Brandenburger im Länderfinanzausgleich bluten. Seine neue Partei will aus der Bundesrepublik austreten und dann nur unter sehr strengen Bedingungen Mitglied der Europäischen Union werden",
klärt uns Gitta Würger auf.
"Dazu gehört eine Zuwanderungsgrenze von 20 000 Personen im Jahr und eine unverzügliche Abschiebung von allen illegal zwischen Franken und Füssen lebenden Personen. Ausdrücklich werden im Wahlprogramm darunter auch Bürger aus anderen deutschen Bundesländern verstanden, die in Bayern nur ihren zweiten Wohnsitz haben – also nach Seehofers Meinung illegal zugewandert sind."

Trump mit neuem Motto

Den gegensätzlichen Weg will ja Amerikas Präsident gehen: "Back to Great Britain again", lautet sein neuestes Motto, nachdem er von seinem Staatsbesuch in Großbritannien heimgekehrt ist. "Die Queen ist not amused", lesen wir in den Monarchistischen Monatsheften. "Sie hat lange gezögert, bevor sie den Rüpel aus Amerika überhaupt empfangen hat", schreibt Dagobert von Knackstedt.
"Und sie hat ihm, wie aus Hofkreisen zu erfahren war, ordentlich die Meinung gegeigt und unmissverständlich erklärt, dass sie von seiner pubertären Politik nichts hält. Die Queen hatte gehofft, dass Donald nun eine rationale, verantwortungsbewusste Präsidentschaft betreibt. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er nach seinem London-Besuch erklärte, dass er gerne die Vereinigten Staaten wieder heim ins britische Reich führen würde. Seine Bedingung dafür, dass er die Unabhängigkeitserklärung von 1776 rückgängig macht, hat im Buckingham Palace aber für entsetzte Sprachlosigkeit gesorgt. Nur Prinz Philipp hat verlauten lassen, er denke nicht an eine Scheidung von seiner Elisabeth. Niemals würde diese einen Menschen wie Donald Trump heiraten."
God Save the Queen.
Mehr zum Thema