Die "Faust Gottes" vor dem UN-Tribunal

Von Dirk Auer und Boris Kanzleiter · 08.01.2008
In Den Haag läuft zurzeit einer der umstrittensten Prozesse am Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien. Angeklagt ist Ramush Haradinaj, ehemaliger Kosovo-Premierminister und Kommandant der Kosovobefreiungsarmee UCK. Ihm werden für die Zeit des Krieges 1998/99 Morde, Folter, gewalttätige Vertreibungen und die Einrichtung von Geheimgefängnissen zur Last gelegt.
Der Prozess, der von der langjährigen Chefanklägerin Carla del Ponte gegen viele Widerstände durchgesetzt wurde, verweist auf den Drahtseilakt, den die UN-Verwaltung Kosovos seit acht Jahren im Umgang mit den ehemaligen UCK-Kämpfern vollzieht. Haradinaj stieg nach dem Krieg mit Unterstützung der UN zu einem der einflussreichsten Politiker auf. Dem ehemaligen Leiter der UN-Verwaltung, Soren Jessen-Petersen, galt er gar als "enger Partner und Freund" - ungeachtet westlicher Geheimdienstberichte, die in Haradinaj eine der Schlüsselfiguren im Bereich zwischen Organisierter Kriminalität und Politik sehen.

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