Die Concerti grossi op. 6 von Arcangelo Corelli

Weihnachtsmusik des „Maestro famosissimo“

Reiterstandbild von Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg
Corelli-Fan der ersten Stunde: Reiterstandbild des Barockfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, genannt Jan Wellem, vor dem Düsseldorfer Rathaus © imago / McPHOTO
Gast: Matthias Hengelbrock, Musikjournalist; Moderation: Olaf Wilhelmer · 16.12.2018
Schon zu Lebzeiten von Arcangelo Corelli drang die Musik des in Rom wirkenden Komponisten bis nach China und Indien durch. Er war Pionier barocker Konzerte und gilt heute als Meister weihnachtlicher Instrumentalklänge.
Nur sechs Werkgruppen hat Arcangelo Corelli (1653-1713) veröffentlicht, und das Erscheinen des letzten Drucks, 1714 in Amsterdam, erlebte er bereits nicht mehr. Doch gerade sein posthum veröffentlichtes Opus 6 hat es in sich, zählen doch die zwölf Concerti grossi für zwei Violinen, Cello, Streicher und Basso continuo zu den einflussreichsten Werken barocker Konzertmusik überhaupt – bewundert, studiert und nachgeahmt von den Komponisten der folgenden Generation, von Meistern wie Vivaldi, Händel und Bach.

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Zwischen Bologna und Düsseldorf

Der in Bologna ausgebildete und hauptsächlich in Rom wirkende Musiker war ein Geiger und Orchesterleiter von europaweitem Ruf; seine zwölf Concerti widmete er dem Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, der auch als kunstliebender Jan Wellem von Düsseldorf bekannt ist. Allein darin zeigt sich die Verbreitung von Corellis Ruhm, die auch in zahlreichen Nachdrucken seiner Werke zum Ausdruck kam.

Famose Riesenklangkörper

Als Corelli im Jahr 1687 bei einem römischen Festkonzert ein Orchester aus 150 (!) Musikern leitete, wurde er in einer zeitgenössischen Quelle als "famoso Arcangelo Corelli Bolognese con una quasi celeste armonia" bezeichnet. Im gleichen Jahr wird eine "belissima Sinfonia d’Istrumenti composta dal famoso Arcangelo Bolognese" erwähnt, und als er 1706 zusammen mit Alessandro Scarlatti in das "Kollegium der Arkadier" – eine herausragende Musikakademie der damaligen Zeit – gewählt wurde, stand neben seinem Namen der Zusatz "maestro famosissimo nelle Sinfonie musicali, e nel suono del violino".

Zwischen Hirtenschar und Sinfonieorchester

Auch wenn Corellis Musik, wie so manches aus dieser Epoche, erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder umfassend erschlossen wurde, so war doch zumindest das Concerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 8 stets präsent – "fatto per la notte di natale", für Weihnachten komponiert. Zum Ausdruck kommt die weihnachtliche Stimmung in der abschließenden Pastorale mit ihren – je nach Auffassung – innig wiegenden oder fröhlich dudelnden Hirten-Klängen, wobei das interpretatorische Spektrum von kleinsten Besetzungen auf historischen Instrumenten bis zu volltönend sinfonischen Lesarten reicht. Der freie Musikjournalist Matthias Hengelbrock stellt die bemerkenswertesten Aufnahmen aus gut sechs Jahrzehnten Corelli-Interpretation vor.
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