Die braune Parallelgesellschaft

Von Maik Baumgärtner und Thilo Schmidt · 02.06.2011
Sie sitzen wegen Mord, Brandstiftung oder Volksverhetzung: Neonazis in deutschen Knästen. Und gerade in Ostdeutschland dominieren sie den Gefängnisalltag. Sie tragen T-Shirts aus einschlägigen Versandhäusern, bilden Cliquen, agitieren und verbreiten Propaganda.
Unterstützt werden sie dabei von Personen und Vereinen, die sich der "nationalen Gefangenenarbeit" verschrieben haben. Die kümmern sich um die Angehörigen, schicken Bücher, Geld und manch anderes hinter die Gefängnismauern.

Im gesamtgesellschaftlichen Kampf gegen Rechtsextremismus wird die braune Szene hinter Gittern kaum berücksichtigt. Ex-Häftlinge sprechen von einer stillschweigenden Akzeptanz brauner Agitationsarbeit durch Vollzugsbedienstete - oder gar von offener Sympathie.

Neue Häftlinge, die ihr gesamtes soziales Umfeld verloren haben, werden von Neonazis gezielt kontaktiert, ihnen wird Stärke, Rückhalt und Kameradschaft versprochen.

"Nationale Gefangenenarbeit" hat eine lange Tradition: Schon um die nach dem Zweiten Weltkrieg inhaftierten Kriegsverbrecher kümmerten sich ihre Kameraden von draußen.

DLF 2011