Die besten Filme über die letzten Tage

Wenn die Erde wieder wüst und leer wird

Von Hartwig Tegeler · 21.08.2021
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Mit jeder neuen Klimastudie tritt Schlimmeres über unsere Zukunftsaussichten zutage. Macht der apokalyptische Film angesichts solcher Realitätsoptionen überhaupt noch Sinn? Eine Top Five über die leere oder schon entleerte Erde.

Platz 5 – "Noah" von Darren Aronofsky (2014)

Und Noah baut die Arche, und der Regen beginnt, und die Sintflut kommt. In unserer heutigen Sprache: Die Meeresspiegel steigen bei nicht vorhandenen Deichen ohne Rücksicht auf Verluste. Und die Erde wird wieder - wie vor der Schöpfung - wüst und leer. Noah zweifelt nicht an Gottes gerechtem Plan, die Menschen vom Antlitz der Erde zu tilgen. Nomen est omen: "Nach mir die Sintflut".
Aber während das moralische Monster die Tiere und seine eigene Familie mit der Arche rettet, darf er bei Darren Aronofsky, wenn die Fluten wieder sinken, Mitgefühl und Empathie empfinden und gar träumen: "Nun, ich denke, wir dürfen auch neu anfangen, in einer neuen, besseren Welt." Utopie, ein wenig. Realistisch? Ach, bitte!

Platz 4 – "Mad Max" (1979-2015)

Nicht in der biblischen Vergangenheit, sondern in einer nicht genauer definierten Zukunft tobt der barbarische Kampf ums Überleben auf ewig langen Highways ohne Tempolimit, aber mit stählernem Sturzbügel. Anfänglich nur Chaos, dann, im weiteren Verlauf der Erzählung, bricht die Zivilisation gänzlich zusammen. Und der Mensch wurde des Menschen ärgster Feind, wo Garant fürs Überleben der volle Tank und eine gehörige PS-Stärke ist.
In dieser Endzeit in der gleißenden Sonne des australischen Outbacks entlädt sich die wölfische Natur des Menschen in nicht enden wollenden Karambolagen irrwitzig aufgepimpter Gefährte. Als ob die technischen Geräte verantwortlich wären für die Hybris des Menschen, der alles in die Grütze gefahren hat. In jedem Fall ist in dieser actionreichen Cinemascope-Apokalypse "Mad Max" nicht totzukriegen. Mythischer Held eben. In Leder!

Platz 3 – "The Road" von John Hillcoat (2009)

Mit dem langen, grellen Lichtstrahl beginnt die Apokalypse. Um 1:17 Uhr eines Nachts. Über die Straßen ziehen bewaffnete Banden. Alle suchen nach Essen. Kannibalismus greift um sich. Ein Vater und sein kleiner Sohn auf der Straße, die an die Küste führt. Die rettende Küste? Der Kern dieser Geschichte ist die Liebe des Vaters zu seinem Sohn, und damit wird das Barbarische dieser Welt, in der die Zivilisation zusammengebrochen ist, konterkariert. Irgendwie müssen wir die Düsternis dieser Endzeitvision ja aushalten, irgendwie!

Platz 2 – "The Quiet Earth" von Geoff Murphy (1985)

Die Menschen machen ein Energieexperiment, um unbegrenzte Energie zur Verfügung zu haben. Dann tritt "der Effekt" ein. Und dann ist die Erde leer. Zac, der Wissenschaftler, der das Experiment gemacht hat, ist allein. Dann findet er zwei weitere Überlebende. Dass der Mensch seinen eigenen Untergang bewerkstelligt hat, ist das eine bedrückende Gefühl, das Horror erzeugt. Das andere aber, das "The Quiet Earth" nachgerade genussvoll zelebriert: Was für eine Schönheit geht von der leeren Erde aus, wenn wir uns unserer entledigt haben.

Platz 1 - "Per Anhalter durch die Galaxis" von Garth Jennings (2005)

Hier besorgt die Auslöschung der Erde nicht die Menschheit selbst, sondern – was es auch nicht besser macht - eine außergalaktische Spezies. Angesichts der Absurdität, mit der wir sehenden Auges unserem Planeten den Garaus machen, also den Ast absägen, auf dem wir sitzen, ist die Brachialkomik und das hämische Lachen in der Douglas-Adams-Verfilmung "Per Anhalter durch die Galaxis" womöglich die einzige Haltung, nicht vollends den Verstand zu verlieren.
Neulich im Pub: "Sechs Gläser Helles, zack, zack, die Welt geht gleich unter!" Als keine entleerte Erde, sondern: Die Erde ist weg, futsch! Arthur Dent reist danach mit seinem Alien-Kumpel – Martin Freeman und Mos Def – als Anhalter durch ein durchgeknalltes Universum, um am Ende wieder auf der restaurierten Erde zu landen. In diesem 2005 wohl noch vergnüglicher als heute wirkenden absurden Theater gilt nicht der klassische hölderlinsche Satz "Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch", sondern diese Variante: "Don’t panic! – Keine Panik!" Okay, versuchen wir’s mal!
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