Die besten "David gegen Goliath"-Filme

Unbeirrbare Idealisten

05:56 Minuten
Julia Roberts trägt ein Baby auf dem Arm und blickt entschlossen über dessen Schulter.
Zu allem entschlossen im Kampf gegen einen Chemiekonzern: Julia Roberts in Steven Soderberghs "Erin Brockovich" von 1999. © imago / United Archives
Von Hartwig Tegeler · 26.06.2021
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Allein gegen einen übermächtigen Gegner – dieses Motiv ist ein Dauerbrenner im Kino. Auch Clark Johnsons neuer Film "Percy" über einen Farmer, der sich mit Monsanto angelegt hat, erzählt eine solche Geschichte. Wir präsentieren fünf weitere solcher Filme.

Platz 5 – "Michael Kohlhaas" von Arnaud des Pallières (2013)

An einem Grenzposten muss Michael Kohlhaas zwei Pferde als Pfand zurücklassen. Als er sie zurückholen will, findet er nur heruntergekommene, verletzte Tiere. Kohlhaas zieht vor Gericht, aber seine Klage wird abgewiesen. Brennend vor Wut verwandelt sich der prinzipientreue Mann nun in einen Rächer, der einen blutigen Aufstand entfacht.
Dieser "Michael Kohlhaas" – 1810 in Heinrich von Kleists Novelle, 2013 im Film von Arnaud des Pallières – ist ein Mann, in dessen moralischem Rigorismus sich auch die Abgründe eines Besessenen zeigen, ohne dass damit die Empörung gegen das zugefügte Unrecht relativiert wird. Der Furor, mit dem Kohlhaas (Mads Mikkelsen) gegen die korrupte Obrigkeit wütet, wofür er am Ende hingerichtet wird, ist mithin auch von einer großen Unheimlichkeit.

Platz 4 -"V wie Vendetta" von James McTeigue (2005)

Evey ist die Schwester von Michael Kohlhaas. Sie wird zur Widerständlerin an der Seite des Mannes mit der Guy-Fawkes-Maske, der das totalitäre System abschaffen will. Das Fanal bildet die symbolträchtige Sprengung des britischen Parlaments.
Ach, wenn die Welt nur so einfach in Gut und Böse geteilt wäre. Goliath bekommt hier nun von David kräftig einige mit dem Holzhammer. Natalie Portman gibt mit melancholisch-pathetischem Permanent-Blick den Blues zum Widerstandsmärchen.

Platz 3 - "Erin Brockovich" von Steven Soderbergh (2000)

Da hat diese Frau mit Dauerwelle und Minirock aber doch eine wuchtigere Power: "Ich habe keine Ahnung von dieser juristischen Kacke", pöbelt sie und fügt, unzweifelhaft treffend, hinzu: "Aber ich weiß, was Recht und Unrecht ist!"
Erin, von Julia Roberts betörend gespielt, setzt sich, getrieben allein von der Energie ihres Herzen, für Menschen ein, die von einem großen Chemiekonzern verseucht werden. Natürlich wickelt sie ihren Kanzleiboss – wie uns als Zuschauende – permanent um den Finger. Und gewinnt die Prozesse – für die kleinen Leute.

Platz 2 – "Vergiftete Wahrheit" von Todd Haynes (2019)

Dass solch ein Kampf gegen das Unrecht, gegen die Mächtigen, widersprüchlicher und für die eigene Psyche und Physis gefährlicher sein kann, also weniger ein Feel-Good-Movie-Heldenlied, erzählt Todd Haynes mit seiner Figur des Anwalts Billot, der am Ende seines jahrelangen Kampfes zum Schluss kommt: "Das ganze System ist korrupt. Wir sollen denken, dass es uns beschützt, aber das ist eine Lüge. Wir beschützen uns. Nur wir. Niemand sonst!"
Billot klagt für einfache Leute gegen den Chemiegiganten DuPont. Es geht um die Profitgier von Unternehmen, um Behördenvertreter, die wegschauen, und um die, die sich dagegen auflehnen und dabei Karriere oder Leben riskieren. In "Vergiftete Wahrheit" sehen wir einen mutigen Mann, der eine Arbeit tut, die er eigentlich gar nicht wollte, an der er immer wieder verzweifelt, und der doch nicht aufgibt.

Platz 1 – "Ich, Daniel Blake" von Ken Loach (2016)

Daniel, Zimmermann, kurz vor der Rente, hat einen Unfall auf der Baustelle, kann nicht mehr arbeiten, hat zusätzlich einen Herzinfarkt und muss nun das erste Mal Transferleistungen annehmen und gerät in eine absurde Bürokratie. Von der strukturellen Gewalt des kapitalistischen Systems erzählt diese Geschichte eines Mannes, der gegen Abstieg und Erniedrigung kämpft und keine Sündenböcke sucht, sondern gar anderen hilft.
Es gibt kein Happy End in "Ich, Daniel Blake", Daniel stirbt. Aber im Kampf gegen den systemischen Goliath hat Daniel seine Menschlichkeit bewahrt, indem er diese bis zum Ende rigoros einforderte.
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