Die Berliner Philharmoniker mit Frank Peter Zimmermann und Kirill Petrenko

Lieder und Tänze von Leben und Tod

Ein Mann, dessen Rücken man sieht, hebt einen Taktstock und neigt sich sacht zur Seite.
Kirill Petrenko steht endlich wieder vor seinen Berliner Philharmonikern. © Berliner Philharmoniker / Stephan Rabold
Moderation: Olaf Wilhelmer · 17.09.2020
Lieder und Tänze, Musiken des Sommers: Bei Antonín Dvořák weitgehend unbeschwert, bei Alban Berg als klingende Trauerarbeit. Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker trotzen den Corona-Einschränkungen ein subtil komponiertes Konzertprogramm ab.
Ein Festival, das sich der großen Orchestermusik widmet, hat es in diesen Zeiten schwer. Und trotzdem findet das Musikfest Berlin statt, wenn auch ohne große Gastspiele und mit reduzierten Programmen. Tragende Säule jedes Musikfestes ist das Heimspiel der Hausherren, sind die September-Konzerte der Berliner Philharmoniker. Ihre programmatischen und musikalischen Impulse reichen weit über das Festival zum Saisonauftakt hinaus.
In dieser Saison wollte die Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko eigentlich an die (Wieder-) Entdeckung von Josef Suk anknüpfen, eines tschechischen Komponisten zwischen Romantik und Moderne, für den sich Petrenko schon seit langer Zeit einsetzt. Das war unter den herrschenden Corona-Einschränkungen nicht möglich; die etwas überschaubarere Fünfte Sinfonie von Suks Lehrer und Schwiegervater Antonín Dvořák ist das nicht weniger erlesene Ersatzwerk.

Requiem ohne Worte

Mit Alban Bergs Violinkonzert und dem Solisten Frank Peter Zimmermann konnte das Kernstück des Programms auch unter den Corona-Bedingungen erhalten bleiben. Zimmermann, der 1985 im Alter von 19 Jahren bei den Berliner Philharmonikern debütierte, musiziert nun erstmals mit deren Chef Kirill Petrenko.
Ein Geiger steht mit seinem Instrument im Umfeld des Orchesters und erhält Beifall von Kollegen und dem Dirigenten.
Frank Peter Zimmermann erhält Beifall vom Publikum und den Berliner Philharmonikern, die von Kirill Petrenko dirgiert wurden.© Berliner Philharmoniker / Stephan Rabold
Bergs Violinkonzert ist ihm dabei ein nicht weniger wichtiges Repertoirestück als das von Beethoven; was Berg hier "Dem Andenken eines Engels" widmete, ist als instrumentales Requiem für die jung verstorbene Manon Gropius ein zu Herzen gehendes Werk, das seinen hohen kompositorischen Anspruch gleichwohl nie vergisst.

Zwischen den Zeilen

Gemeinsam ist den beiden Werken ihre Entstehung in der Sommerfrische – Berg in Kärnten, Dvořák in Böhmen: Mit leichter Hand warfen sie Stücke voller Anspielungen aufs Papier, voller mehr oder weniger versteckter Lieder und Tänze. Frank Peter Zimmermann und Kirill Petrenko werden hier mit den Berliner Philharmonikern vieles sozusagen zwischen den Notenzeilen lesen müssen.
Musikfest Berlin
Live aus der Philharmonie Berlin
Alban Berg
Konzert für Violine und Orchester ("Dem Andenken eines Engels")
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 5 F-Dur op. 76
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