Die Berlinale-Bären sind verliehen

Das politischste aller A-Filmfestivals

Von Anna Wollner · 21.02.2016
Nach zehn Tagen und 434 Filmen ist die 66. Berlinale zu Ende gegangen. 18 Filme wetteiferten beim Berliner Filmfestival um den Goldenen und die Silbernen Bären - eine ganze Reihe von ihnen mit hochpolitischen Aussagen. Das würdigte auch die Jury.
"The Golden Bear for Best Film goes to 'Fuocoammare - Fire at sea'. Gianfranco Rosi!"
Er war der klare Favorit und der strahlende Gewinner bei den 66. Internationalen Filmfestspielen von Berlin: Gianfranco Rosis Dokumentarfilm "Fuocoammare" hat die Berlinale-Jury am Ende überzeugt. Es sei die Kombination aus politischer Aussage und Kunst gewesen, die der Berlinale aus dem Herzen spreche, sagte Jury-Präsidentin Meryl Streep in ihrer Laudatio.
"Mit der Kombination einer politischen Aussage mit der Kunst, spricht dieser Film der Berlinale aus dem Herzen. Gerade heute, im Februar 2016."

Ein Film für die Flüchtlinge von Lampedusa

Ein gewagter Hybrid aus dokumentarischen Bildern und befreiendem Erzählen, ein Film, der in der heutigen Zeit einfach wahrgenommen werden müsse, so Streep weiter. Regisseur Gianfranco Rosi widmete seinen Goldenen Bären den Menschen auf Lampedusa – und jenen, die die Insel nie erreicht haben.
"Meine Gedanken sind bei all denen Menschen, die nie auf Lampedusa ankamen bei ihrer Reise der Hoffnung. Ich widme diesen Preis den Menschen auf Lampedusa, die die ankommenden Menschen immer mit offenen Armen empfangen haben."
Ein bewegender Moment an einem Abend, an dem die politischen Entscheidungen vor den filmischen gefällt wurden. Der Silberne Bär, der Große Preis der Jury, ging an Danis Tanovics "Death in Sarajevo". Ein Film, der Einblicke in und Verständnis für einen unlösbaren Konflikt bringe, so die Begründung von Jury-Mitglied Lars Eidinger.
"This is a film, gives transparency and understanding to a semingly unsolving conflict. Showing many layers from a concret politicial debate to metaphorical touches."

Silberner Bär für die Regisseurin von "L'Avenir"

Mit vielen Ebenen, von konkreten politischen Debatten über metaphorische Gedanken, ist "Death in Sarajewo" ein Film über menschliche Beziehungen und die große Politik, ein Film über die bosnische Identitätssuche und das neue Europa. Als beste Regisseurin wurde die französische Regisseurin Mia Hansen-Love für ihren Film "L'Avenir" ausgezeichnet. Isabelle Huppert spielt hier eine Philosophie-Professorin, die sich nach dem Ende ihrer Ehe in die intellektuelle Welt von Schopenhauer und Co. flüchtet. Der Dank Hansen-Loves galt vor allem Jury-Präsidentin Meryl Streep:
"Thank you, Dieter, for inviting my film. Thank you Meryl Streep for I could not imagine anything nicer than receiving a price from you."
Die Silbernen Bären für die besten Darsteller gingen an den tunesischen Schauspieldebütant Majd Mastoura für "Hedi" und die Dänin Trine Dyrholm für ihre Rolle in "Die Kommune". Sie bedankte sich bei ihrem Regisseur Tomas Vinterberg
"This is really overwhelming. I am so thankful. I am such a big fan, Thomas. You are such a talented director and you are such a wonderful man. I want to share this award with you and the whole commune, the wonderful actors."
Lav Diaz' Acht-Stunden-Film "A Lullaby to the Sorrowful Mystery" musste sich am Ende mit einem Silbernen Bären, dem Alfred-Bauer-Preis, begnügen - für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet. Mit der Bärenvergabe 2016 hat die Berlinale wieder einmal bewiesen, dass sie das politischste der A-Festivals sein will.
Mehr zum Thema