DFB-Pokal: FC Bayern gegen BVB

Ein Pokalspiel? Ein klassisches Drama!

BVB gegen FCB: Im DFB-Pokalfinale 2014 setzten sich die Bayern mit 2:0 in der Verlängerung durch.
BVB gegen FCB: Im DFB-Pokalfinale 2014 setzten sich die Bayern mit 2:0 in der Verlängerung durch. © Oliver Mehlis/dpa
Von Holger Hettinger · 28.04.2015
Eine Paarung mit Unterhaltungswert: Wenn der BVB und der FC Bayern im DFB-Pokal aufeinandertreffen, kommt das Publikum auf seine Kosten. Dramentheoretisch ist im heutigen Akt die Peripetie vorgesehen - der Umschwung zwischen Glück und Unglück.
Seien wir doch mal ehrlich: wir wollen kein Fußballspiel sehen – wir wollen ein Drama, einen epischen Kampf, wir wollen das, was Jean-Francois Lyotard – kein Fußballer, sondern ein Philosoph der Postmoderne - die "große Erzählung" nennt; eine Erkenntnis, die auch den Fußball-Philosophen Jürgen Klopp ereilt hat, im Nebenberuf Noch-Trainer von Borussia Dortmund:
"Da war ja klar, dass man keinen Larifari-Gegner zugelost bekommt, sondern die Gefahr war groß, dass es richtig Qualität gibt, und die haben wir bekommen! Daher: große Vorfreude auf dieses Duell, dass zu den schwersten überhaupt gehört"
Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München – das klingt in der Tat nach einem Duell der Giganten, das so elementar und unversöhnlich ist wie BMW gegen Mercedes oder Geha gegen Pelikan. Und auch wenn man die Stirn runzeln möchte über die "Weltgeltung", die die Boulevardpresse diesem Duell zuschreibt, so muss man neidlos anerkennen. Immer, wenn der BVB und die Bayern im DFB-Pokal aufeinandergetroffen sind, wurde es richtig unterhaltsam:
"Fehler Manuel Neuer, und Robert Lewandowski zum Dritten: 5:2 für Dortmund"
Begegnungen wie aus den Drehbuch
Das Pokalfinale 2012 war das, als Lewandowski die Bayern förmlich aus dem Berliner Olympiastadion katapultierte. Danach hatten die Bayern ein Jahr Zeit, um das vorzubereiten, was die antiken Dramentheoretiker als "Reinigung", als Katharsis bezeichnen – man kann auch gerne von Revanche sprechen. Und als hätten die Dramentheoretiker von einst auch das Drehbuch zu dem Pokal-Viertelfinale 2013 geschrieben, gelang das Siegtor zum 1:0 ausgerechnet Arjen Robben – jenem Bayern-Stürmer, der in der Saison zuvor eher glücklos und dauerverletzt auf der Bank geschmort hatte, Phönix, Asche, und so.
"Missverständnis…. – und das 1:0 durch Arjen Robben, nach dem unnötigen Ballverlust durch Schmelzer"
Wer gedacht hätte, damit wäre ausgleichende Gerechtigkeit hergestellt und das dramatische Potential dieses Duells ausgeschöpft, wurde im darauffolgenden Jahr eines besseren belehrt:
"…und der Ball ist im Tor!!! Oder nicht? Das Schiedsrichtergespann entscheidet: kein Tor!"
Im Pokalfinale 2014 wurde ein Dortmunder Tor zur 1:0-Führung nicht gegeben, am Ende gewinnen die Bayern mit 2:0 in der Verlängerung. Um nochmal die Dramentheorie zu bemühen: wurde das Affektpaar "Furcht" und "Mitleid" jemals emotionsgeladener in Szene gesetzt?
Laut Dramentheorie ist im heutigen Akt übrigens die sogenannte Peripetie vorgesehen, ein radikaler Umschwung zwischen Glück und Unglück – was auf eine dramatische Partie hoffen lässt. Solche Dramen sollen übrigens zur größeren inneren Zufriedenheit und zur Gelassenheit beitragen – oder, wie es der Fußball-Philosoph Jürgen Klopp formuliert:
"Heute ist mir das scheißegal!"
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