DFB-Chef Fritz Kellers Nazivergleich

"Ein riesiger Intrigen-Stadl"

04:45 Minuten
Fritz Keller während einer Pressekonferenz am Mikrofon.
Im Streit hat DFB-Präsident Fritz Keller seinen Vize mit dem NS-Richter Roland Freisler verglichen. © picture alliance / Sven Simon / Elmar Kremser
Moderation: Anke Schaefer · 03.05.2021
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DFB-Präsident Fritz Keller hat seinen Vize im Streit mit dem NS-Richter Roland Freisler verglichen. Das kann ihn jetzt das Amt kosten. Der Journalist Ulrich Wickert findet den Vorfall "merkwürdig": Beim DFB scheine jeder gegen jeden zu intrigieren.
Der DFB-Präsident Fritz Keller bekommt gerade starken Gegenwind zu spüren. Auf einer Präsidiumssitzung hat er seinen Vize Rainer Koch im Ärger mit dem NS-Richter Roland Freisler verglichen.
Freisler fällte im Namen der Nationalsozialisten viele Todesurteile, unter anderem gegen Widerstandskämpfer wie Hans und Sophie Scholl. Besondere Bedeutung bekommt Kellers Bemerkung, weil Koch Strafrichter am Oberlandesgericht in München ist.
Keller entschuldigte sich kurz darauf für seine Bemerkung. Jetzt wird sein Rücktritt gefordert.

"Eine merkwürdige Geschichte"

Ulrich Wickert nennt die Ereignisse "eine merkwürdige Geschichte". Als Keller sein Amt angetreten habe, sei die Freude groß gewesen: Man habe ihn als einen gelassenen und freundlichen Vertreter gelobt.
"Und jetzt plötzlich passiert etwas, das wahrscheinlich die Folge von einem riesigen Intrigen-Stadl dort ist. Und Kenner der Situation sagen: Eigentlich müssten jetzt alle zurücktreten, weil alle nur versuchen, einander rauszuboxen. Wenn ich Fritz Keller wäre, würde ich sagen: Kinder, macht doch euren Dreck alleine."
Der Journalist Ulrich Wickert 
"Was für ein Verein!" - Ulrich Wickert kann über die "Affäre Keller" beim DFB nur den Kopf schütteln.© picture alliance / Stephan Persch
Der Freisler-Vergleich sei "blöd", aber "kein Mord". Dass nun ein Streit um den Nazi-Vergleich losbreche, ist für Wickert zweitrangig. "Primär geht es um die Frage: Warum bringen die sich alle gegenseitig um?" Wenn man mitbekomme, dass der Büroleiter von Keller einfach gegen dessen Willen entlassen worden sei, dann frage man sich: "Was ist denn das für ein Verein?!"
Den Vorschlag von Lothar Matthäus, doch Karlheinz Rummenigge und Rudi Völler an die Spitze des Präsidiums zu holen, findet Wickert "ganz hervorragend". Es sei viel besser, wenn zwei "große Fußballer" den DFB leiteten – "und nicht zwei Manager".

Der Journalist Ulrich Wickert, geboren 1942 in Tokio, war viele Jahre lang Moderator der ARD-"Tagesthemen" sowie Korrespondent in Frankreich und in den USA. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und Kriminalromane. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher "Frankreich – muss man lieben, um es zu verstehen" und "Identifiziert euch! Warum wir ein neues Heimatgefühl brauchen".

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