Deutschland

Wir sprechen Wende-Deutsch

Silvester 1989 in Berlin
Silvester 1989 in Berlin © dpa / picture-alliance / Wolfgang Kumm
Von Claus-Stephan Rehfeld · 18.06.2014
"Wahnsinn", "Wendehals" oder gar "Revolution" - das waren damals oft gebrauchte Worte. Damals vor 25 Jahren - als in Berlin die Mauer fiel, weil vom Volk Klartext gesprochen wurde. Wir schauen, was aus der Wende-Sprache geworden ist.
Atmo Trabimotorgeräusch
Wir haben gerade eine Zeitreise hinter uns. Sie hören es. 17 Millionen Ostdeutsche haben es sofort gewusst. Und Sie da im Westen des geeinten Landes? Sie überlegen noch? Gut, bitte.
Die Zeitmaschine heißt Trabi, das Thema ist Wende-Deutsch, die Umstände waren seltsam. Heutzutage.
Ja, seltsam. Das Aufnahmegerät zickte rum. Als ein Passant, er gab sich als Wessi zu erkennen, behauptete, die DDR sei der BRD 1992 (!) beigetreten (!), da verweigerte das Aufnahmegerät die Mitarbeit. Wir mussten uns von ihm trennen.
Eigenartig, ja, eigenartig auch das Verhalten des Trabi. Kaum hatte er die Bornholmer Brücke überquert, meckerte er rum! Wollte nicht mehr laufen!! Er zeigte sozusagen Gefühle. Dort, wo zuerst die Mauer fiel, damals, 89. Und mit der Mauer auch der Trabi verschwand.
Nun, wir hatten auch noch andere Erlebnisse. Die Wende erfuhr gelegentlich jähe Wendungen! Sprachlich ... manchmal auch faktisch. Sie möchten mehr Details? Bitte.
Mann: "Davon will ick überhaupt nischt wissen, von der Wende!“
Wir haben nach der Wende gefragt. Der Herr im ersten Stock schaut gerade "Denver Clan“. Und der Herr im zweiten Stock meint zur Wende, er sei leider nicht der Wohnungseigentümer.
Im dritten Stock dann die Wende.
Mann: "Hähhähähä, ja, wat soll ick dazu sagen?“
Vorsichtig erinnern wir an die Beschreibungen der Gefühle: Jubel, Begeisterung, Euphorie...
Mann: "Ja, irgendwie schon, klar. Die Mauer war weg – geil!“
Freudentaumel, Einheitsrausch...
Mann: "Die erste Woche auf jeden Fall.“
Rausch, Konsumrausch...
Mann: "Natürlich Konsumrausch! Wat war es denn sonst? Den meisten ging es nicht darum, nen Volk kennen zu lernen, nee, die wollten ihr Eisbein bloß eben unter mehr Sonne. Wat andret wollten die nicht. Die wollten Bananen und Golf und Videorekorder. Joghurt aus dem Westen. Die haben selbst Zucker aus dem Westen jekooft, der fünf mal teurer war. Meise! Ich habe es gesehen!“
Wir bedanken uns artig und klingeln in der vierten Etage.
Frau: "Ist totaler Wahnsinn! Ist total super! Das waren die Worte – Wahnsinn und Super!“
Damals war die Freiheit "super“, und heute?
Frau: "Wie war es im Urlaub? Ach, es war super!“
Die DDR-Führung verordnete gerne Jubel
Begeisterung, Euphorie, Rausch, Taumel, Jubel, ja Besoffenheit – lang ist´s her. Die DDR-Führung verordnete gerne Jubel; als die Mauer fiel, "wollte der Jubel nicht enden“; dann gab es nur noch einen "Jubelparteitag“, nämlich den der CDU im Herbst 1990, dem Ende der Wende... rein zeitlich gesehen.
Und rein zufällig fahren wir natürlich gerade über den Alexanderplatz. Die Tribüne der Demonstration der 500.000 ist inzwischen abgebaut worden. Aus dem Hochhaus hinter der Tribüne ist das Reisebüro der DDR ausgezogen, jetzt hat dort Multipolster seinen Sitz.
Auch wir sitzen bequem, die Sitze im Trabi stammen schon aus der Nach-Wendezeit, womit wir elegant wieder beim Thema sind. Die Wendezeit – wir notieren sie von Mitte 1989 bis Ende 1990. Wenn wir sagen "von Massenflucht bis staatliche Einheit“ ist das vielleicht einfacher. Oder noch etwas prägnanter: Erst rief man nach Reisefreiheit, dann hieß es plötzlich "Helmut, gomm“.
Der Konsum wich dem Konsuuuhm. Auch in der Straße, die wir gerade ansteuern.
Mann: "Ja, das ist Historie. Mehr ist das nicht mehr.“
Das hörten wir oft. Und auch: Hab keene Zeit! Dabei suchten wir nur freundlichst ein Gespräch über die Wende und die Sprache jener Tage.
Mann: "Da hätten sie die Trauergäste da fragen müssen, die hätten ihnen gut Auskunft geben können. Sind allet Westflüchtlinge aus dem Osten, die in den Westen getürmt sind. Die würden ihn schön Auskunft geben.“
Danke! Auf dem Weg zur Trauergesellschaft erzählt uns noch ein freundlicher Herr, die Sprache der Wende sei ein Berliner Dialekt, den er auch drauf habe. Wienerisch ebenfalls. Der Herr kam aus Bayern. Wir nähern uns der Trauergemeinde.
Männer: "Prost, meine Herren...“
Weiter näherten wir uns der Trauergesellschaft vor der Wirtschaft "Zur Bierfalle“ denn doch nicht. Auch vom nächsten Ansprechpartner ein Fingerzeig.
Mann: "Da drin, den dickeren Herrn. Der hat nämlich Ost- und Westgeschäfte gemacht. Der kennt sich richtig gut aus.“
Der Herr "da drin“ hält uns erst für einen Gerichtsmediziner, teilt uns umgehend mit, dass er "letztens auch schon im Prenzlauer Tageblatt drin“ war, also...
Mann: "Zur Zeit der Wende? Da bin ich der Richtige, ja.“
Doch davon später.
Der Bundestag saß, die Volkskammer tagte
Wir fahren gerade am "Palast der Republik“ vorbei, wo der "Ballast der Republik“ abgeworfen wurde. Die letzte Volkskammer der DDR dachte nicht mehr republikweit, sondern schon bundesweit, also gesamtdeutsch.
Der Bundestag saß, die Volkskammer tagte – auch nachts. Sprachlich gesehen gehörten ihr viele Eisenbahner an: Oft war vom "Zug der deutschen Einheit“ die Rede. Sehr oft wurde gefachsimpelt, wir zitieren nur, "zu welchen Zeiten der Zug auf welchen Bahnsteigen des Fahrplans der deutschen Einheit sein soll.“
Am zahlreichsten waren die Wanderfreunde vertreten. Sie erklärten, der Beitritt sei ein "Schritt“ auf dem "Weg“. Ein "Beitrittsweg“ wurde erkundet, den es zu "beschreiten“ gelte. Uneinigkeit herrschte über das "Tempo“. Die einen wollten "schnell“ gehen, die anderen "geordnet“. Für die einen ging es "aufwärts“, für die anderen "noch weiter abwärts“.
Die Seefahrer verständigten sich ungewöhnlich wortreich über den "Kurs“. Gelegentlich meinte die Opposition, "dass die Regierung jetzt fluchtartig den untergehenden Dampfer verlassen will“, um sich in der B-R-D abzusetzen. Aber die Regierung erklärte: "Wir sitzen gemeinsam im Boot.“
Die Chirurgiekusse belehrten die SVK-Mitglieder, wenngleich die Diagnosen unterschiedlich ausfielen. Ein Lager warnte vor der Einheit als "Kaiserschnitt in Narkose“, das andere diagnostizierte, man sei "jetzt in der Situation eines Patienten nach der Operation“. Erstmals wurde eine neue Krankheit benamst: die "Erbkrankheit Sozialismus“.
Schließlich war man am Ende. Die Volkskammer wurde abgewickelt, die DDR aufgelöst. Dabei wurde auch schon mal das Grundgesetz der BRD beiseite geschoben. Die der CDU angehörende letzte Volkskammerpräsidentin sprach von "Einheit in Freiheit“. Davon weiß das Grundgesetz bis heute nichts. Dort heißt es bekanntlich "Einheit und Freiheit“. Naja, so war das damals eben.
Wir sitzen gerade in der Cafeteria des Bundestages. Im Plenarsaal ist gerade von den "Menschen in Ostdeutschland“ die Rede. Und uns will nicht aus dem Kopf gehen, dass erstmals im Bonner Bundestag am 8.November 89 die Formulierung von der "gewaltfreien deutschen Revolution“ gebraucht wurde.
Kuhn: "Ja, wat fällt mir bei Revolution noch ein. Schönes Lied: ´Revolution`. Haben die Beatles mal gesungen.“
Herr Kuhn ist von der CDU und ein Ossi. Als Praktiker hat er sich dem Thema weniger semantisch genähert, teilt er uns mit. Dafür haben wir uns kundig gemacht: Veränderung, Wende, Reform, Revolution; Erneuerung, Wandel, Umbruch; Wandlung, Umwälzung, Umsturz. Friedliche, sanfte, ordentliche Revolution – wir könnten fortfahren, aber... warum nur wurde der Begriff Revolution im Einigungsvertrag getilgt?
Ja, ja, im ersten Staatsvertrag wurde noch die "friedliche und demokratische Revolution“ gewürdigt. Im zweiten Staatsvertrag, dem Einigungsvertrag, wurde Revolution gestrichen und durch "friedliche Weise“ ersetzt.
Kuhn: "Ich kann nur sagen, dass die, die das erarbeitet haben, die Lage nicht realistisch eingeschätzt haben. Das war wirklich eine Revolution. Das muss man einfach so sagen, ne.“
Wir nicken. Und Herr Kuhn, der Revolutionär, erinnert sich noch an etwas anderes.
Kuhn: "Und manchmal erzählst du dann einfach die eine oder andere Begebenheit, und dann sagen die: Ja, Papi, du wirst langsam alt. Du erzählst immer die gleichen Geschichten. So wie meine Eltern, Großeltern nach dem Krieg, ja.“
Wendehals im Grimmschen Wörterbuch
Wir haben uns reingekniet – in unser Gedächtnis und in Bücher. Wir büffelten eine Sprache aus einer anderen Zeit: WendeDeutsch. Wendehals fanden wir schon im Grimmschen Wörterbuch. Da es sich um einen Specht handelt, klingt uns die Bezeichnung Mauerspecht irgendwie naheliegend, also plausibel.
Nun, wir picken noch ein wenig auf dem Begriff Wende herum. Im Juni 1953 verkündete die SED schon mal eine Wende. 1982 dann erklärte Kohl die "geistig-moralische Wende“. Am 5.Oktober 1989 schließlich setzte die Vereinigte Linke den Begriff Wende in Anführungszeichen. Flugs griff Krenz das Lexem auf, sattelte aber mit der SED bald auf Erneuerung um. Derweil reiste das Volk lieber zu seiner Westverwandtschaft.
Zu solcherart Exkursen sind wir aufgelegt, aber Sie daheim am Lautsprecher verlangt es vielleicht mehr nach einem Bad in der Sprache. Bitte.
Dem "Umbruch der Verhältnisse“ folgte der "Umbruch des Warenkorbs“. Erst gab es die Flüchtlingswelle, dann die Übersiedlerwelle. Erst lernte man den aufrechten Gang in der DDR, dann ging es zur Abstimmung mit den Füßen. Weggeher und Hierbleiber ergriffen das Wort.
Bis Ende November 89 gab es Betonköpfe, Hardliner und rote Socken, dann traten Seilschaften, Wendehälse und Wender auf. Apropos rote Socken. Die Formulierung war schon vorher Volksmund in der DDR.
Lang, sehr lang ist die Liste der Bezeichnungen für DDR-Bürger. Sie reicht von Menschen drüben über DDR-Mensch bis Ossi und Ostmensch. Ein Ossi meinte dazu, es gebe ja auch keine Ost-Tiere. Erst waren sie DDR-Bürger, dann jetzige DDR-Bürger, bald noch-DDR-Bürger, schließlich ehemalige DDR-Bürger, also Neubundesbürger.
Das Kapitel Selbstwertgefühl halten wir lieber kurz, die Liste der gängigen Bezeichnungen ist lang und irgendwie negativ.
Wir schmunzeln etwas; wir lesen gerade die Formulierung von der, Zitat, Vereinigung mit der BRD, mit dem größeren Bruderland. Mancherorts wurde sogar die voigtländische Wiedervereinigung herbeigesehnt.
Sie erinnern sich an den Herrn, der in Ost- und Westgeschäften tätig ist? Er war uns als kenntnisreich empfohlen worden. Also fragen wir ihn, wie der Vertrag genannt wird, mit dem der Beitritt besiegelt wurde: Einheits-, Einigungs-, Wiedervereinigungsvertrag?
Mann1: "Das ist der Vertrag über die Wiedervereinigung, nein, sondern Einheitsvertrag.“
Leider falsch, beides. Und der Beitritt, wann erfolgte der?
Mann1: "Der DDR zur Bundesrepublik? Muss 1989, 1990 gewesen sein. Muss so um 90 gewesen sein.“
So um 90 - das ist immerhin schon etwas genauer als die Angabe 1992, die wir auch erhielten. Oder Oktober 89. Ebenfalls von zugezogenen Wessis. Nun, Ostberliner verstanden uns immer, behalten ihr Wissen aber gelegentlich für sich.
Mann2: "Oh, kann ick ihnen jetzt nicht mehr sagen.“
Wir haben wieder nach der Kurzbezeichnung für den 2. Staatsvertrag gefragt: Einigungsvertrag. Erstaunlich – wir fassen die vielen Fragen und Reaktionen zusammen – war für uns zweierlei.
Eine Dresdner Familie tauschte am 01.07.1990 in einer Sparkasse in Dresden Ostmark gegen D-Mark. Am 01. Juli 1990 trat die Währungsunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR in Kraft. 
Währungsunion am 01.07.1990: Eine Dresdner Familie tauscht in einer Sparkasse in Dresden Ostmark gegen D-Mark.© picture alliance / dpa / Foto: Ulrich Hässler
Bei Daten allgemeine Unsicherheit, selten eine Punktlandung. Wann kam die D-Mark? Sehr selten richtig beantwortet. Wann erfolgte der Beitritt? Gelegentlich richtiges Datum. Nur beim Mauerfall fast immer Punktlandung.
Bei Begriffen aus der Wendezeit allgemeine Vergesslichkeit. Wahnsinn und rote Socke sind da schon echte Rausreißer.
Und sehr stutzig machte uns: Nur zwei Befragte, wir waren Stunden unterwegs, nur zwei Befragte räumten ein, den Begriff Ossi oder Wessi auch benutzt zu haben! Alle anderen hatten zwar schon mal davon gehört, aber... nee, das sind Westdeutsche... oder Sachsen. Nur zwei! Unser Fahrer und dieser Herr hier.
Mann3: "Ossis ist auch manchmal gesagt worden, aber nicht böse, sondern einfach lustig.“
...sagt uns ein Wossi. Also ein Ossi, der vorher rübergemacht war.
Mann3: "Ich war Wossi, das war ganz lustig. Und das witzigste war, wenn ein Westler dann den Osten erklären wollte, das war immer sehr, sehr amüsant, sehr, sehr fröhlich, ja.“
"Die Kraft der zwei Kerzen"
Amüsant war auch unsere Fahrt mit dem Trabi. Neugierige Blicke von Passanten, verwunderte wie bewundernde Blicke von Automobilisten. Mehrfach wurden wir angehupt, Schweizer Touristen bändelten mit uns an. Sie waren extra nach Berlin gekommen, um mit dem "heißen Ding“ eine Sause zu machen. Sie taten es. Und wir wurden das Gefühl nicht los, eine Fahrt mit dem Trabi ist wie ein Spaziergang mit einer Schönen mit einem weiten Ausschnitt. "Ach!“ seufzte mancher mit den Augen.
"Die Kraft der zwei Kerzen“, so eine hiesige Bezeichnung für den Trabi, ließ uns die Vergangenheit hörbar erleben. Und als unser Lenker sagte, "Perfektion braucht keine Verbesserung“, da haben wir lange und herzhaft gelacht.
Wir biegen jetzt sozusagen auch sprachlich wieder ab. Den Trabi angelten wir uns über eine Seilschaft, also wir fragten einen, der einen kennt, der kennt einen, der einen kennt... Den wir dann kennen lernten, der war der Einzige, der uns die Frage nach dem Motor der Revolution richtig beantworten konnte: natürlich, der Trabi!
Fußgänger, wir befragten derer zig, Fußgänger ließen wir entweder mit gerunzelter Stirn oder der nun wirklich falschen Antwort zurück, Helmut Kohl sei der "Motor der Revolution“ gewesen.
Ludwig: "Grimm führt meines Wissens einen Beleg an: Ein Ketzer ist ein unbeständig Quicksilber, Wetterhahn und Wendehals. Das also aus dem Jahr 1605 in dieser übertragenen Bedeutung.“
Wir sind mit der Wissenschaft verabredet, waren gerade beim Wendehals und spielen nun mit Prof. Ludwig Blockflöte.
Ludwig: "Wer bei Honecker Blockflöte gelernt hat, kann in keiner Demokratie die erste Geige spielen. Das ist doch ein sehr schöner Spruch.“
Und eine schöne phraseologische Wendung. Ein Thema für sich, wir bleiben bei unserem: Schlüsselwörter. Ossi ist keine Neuschöpfung der Wendezeit; bedeutet ursprünglich Ostfriese. Und auch Wessi ist keine Neuprägung der Wende, den Begriff prägten Wesberliner schon lange vor der Wende.
Ludwig: "Aber Besserwessi, vielleicht ist das noch interessant, das hat’s ja vorher auch nicht gegeben. Das sind also die Leute, die aus dem Westen kamen, die Wessis, und alles besser wissen wollten oder machen wollten, angeblich.“
Volk mit Erinnerungslücken
Wir sprechen WendeDeutsch – die Wissenschaft verstand uns sofort, das Volk seltener. In der Wissenschaft, so wurde uns bedeutet, arbeite kaum noch jemand an diesem Thema. Die es beherrschen, sind fast alle im Ruhestand. Das Volk ist es nicht, wies aber große Erinnerungslücken auf. Wir deuten dies mit einer Auskunft, die wir des öfteren festen Tons vernahmen: Aus und vorbei! An die Stimmung des Herbstes 89 erinnerten uns nur noch die Laubblätter.
Das Gespräch mit der Öffentlichkeit war uns "ein innerer Parteitag“. Ebenso die Lektüre einschlägiger Literatur. Letztere war allerdings etwas auskunftsträchtiger. Hier, sehen Sie!?!: "Schlüsselwörter der Wendezeit“ – roter Einband. Nun gut, weiter.
Manchen Wortrenner fanden wir darin nicht - Mauerspecht, Kontenumstellung, Begrüßungsgeld. Ein weites Feld. Als versierte Feldforscher konstatieren wir, dass mit dem Verschwinden der Sachverhalte und Gegenstände auch der Gebrauch der Wortrenner einging. Daraus wuchsen dann blühende Landschaften.
Arg verwundert sind wir darob, dass das einfache Volk nie und nimmer Ossi und Wessi gesagt haben will.
WendeDeutsch, das; ist eine interessante Sprache – es war eine interessante Zeit. Warum die Bezeichnung Revolution im ersten Staatsvertrag auftaucht, aber im zweiten nicht – dies haben wir bis dato nicht erfahren. Aber heimische Revolution finden wir auch ganz hübsch.
Das Wort Reform beschäftigte uns eine ganze Weile, innerlich. In der Wendezeit gab es kaum einen Bereich, der nicht mit Reform belegt wurde. Die ganze DDR, so erschien es uns, war ein einziges Reformhaus. Davon gibt es heute nur noch sehr wenige. Aber schon wieder reden alle von Reform, obwohl es doch keinen Staatsapparat, die SED und den FDGB mehr gibt, also die Deutsche Demokratische Republik.
Aber einen schönen Spruch: "Harte Wende ist jetzt Pflicht, Kurve kriegen reicht uns nicht!“ Na, wie finden sie den?"
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