Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Mozart und Martinů im Doppelpack

Dirigent Sir Roger Norrington bei einer Probe mit dem Scottish Chamber Orchestra in der Usher Hall in Edinburgh (aufgenommen am 13.08.2012)
Der englische Dirigent Roger Norrington © imago/United Archives International
01.05.2018
Der englische Dirigent Sir Roger Norrington beginnt beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin einen neuen Zyklus. Darin kombiniert er Sinfonien von Mozart mit denen des Tschechen Bohuslav Martinů. Den Auftakt machen seine 1. und Mozarts D-Dur Sinfonie.
Es gibt kein Alter, das zu hoch wäre, um nicht noch ein neues großes Projekt zu starten: Sir Roger Norrington ist 84 Lenze jung und beginnt an diesem Abend einen neuen Zyklus mit Sinfonien eines Komponisten, der ihm besonders am Herzen liegt. Die vergangenen Jahre stand das sinfonische Oeuvre von Ralph Vaughan Williams im Mittelpunkt - und die Musikfreundinnen und Musikfreunde der Bundeshauptstadt hat Sir Roger wahrlich für das Schaffen eines hierzulande unterschätzten Engländers begeistern können. Nun stehen die Sinfonien Bohuslav Martinůs im Mittelpunkt - jeweils im Doppelpack mit einem Werk derselben Gattung aus der Feder Wolfgang Amadeus Mozarts.
Nun orientiert sich der englische Dirigent allerdings nicht an Mozart, sondern an Martinů, um seinem Zyklus eine Rundungsperspektive zu geben: Sechs Sinfonien hat der tschechische Meister komponiert, quasi im Jahresabstand ab 1942, in einer für ihn schwierigen und schmerzhaften Zeit. Aus Prag war er aus rein künstlerischen Gründen nach Paris gegangen, das noch in den 1920er Jahren. Dann musste er allerdings vor dem Nationalsozialismus in die USA fliehen, um dann nach Kriegsende festzustellen, dass ihm seine alte Heimat Tschechien auch kein erträglicher Wohn- und Schaffensort mehr sein konnte. Die sechs Sinfonien stellen quasi ein musikalisches Tagebuch dieser Entfremdung dar - 1959 starb einer der kreativsten Komponisten des 20. Jahrhunderts im Schweizer Exil.
Während die erste Sinfonie Martinůs einer direkten Auseinandersetzung mit den deutschen Verbrechen in Tschechien entsprungen ist, verkörpert Mozarts "Sinfonie nach der Haffner-Serenade", wie sie ursprünglich heißt, die klassische Lockerheit oder unverkrampfte "l'art pour l'art"-Haltung eines Musikers, der aus Auftragsarbeiten (in diesem Fall einer für den Bürgermeister des nicht so geliebten Salzburg) große Kunstwerke zu gestalten wusste.
Live aus der Philharmonie Berlin
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie D-Dur KV 250
ca. 20.45 Uhr Konzertpause, darin: Julia Kaiser berichtet über das Education-Projekt des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt, Roger Norrington im Gespräch mit Volker Michael
Bohuslav Martinů
Sinfonie Nr. 1 H 289
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Roger Norrington