Deutscher Hip-Hop

Erwachsen, poetisch und klar

Auf dem Cover "Zum Glück in die Zukunft II" von Marteria spannt ein Junge auf einer Wiese eine Schleuder und zielt auf den Betrachter.
Cover "Zum Glück in die Zukunft II" von Marteria © Four Music
Von Vivian Perkovic · 07.02.2014
Marteria hat schon Karrieren als Fußballspieler in Rostock und Model in New York hinter sich. Jetzt steckt er von Berlin aus dem deutschen Hip-Hop das Seidentuch des Erwachsenseins ein. Was nicht bedeutet, dass es auf "Zum Glück in die Zukunft 2" nicht auch krachen kann.
Ganz am Anfang war Hip Hop in und aus Deutschland engagiert mit u.a. Advanced Chemistry, dann albern mit den Fantastischen Vier, dann zerpflückten Nord- und Süddeutschland das deutsche Mittelstand-Alltagsleben von Jugendlichen schön absurd und lustig, bis der Gangster-Rap aus Berlin wieder dumpfere Töne und Worte verbreitete.
Und heute kann Hip Hop in Deutschland endlich alles sein. Auch erwachsen, poetisch und klar - wie bei Marteria.
Mit "Zurück in die Zukunft 2" hat er ein Erste-Hälfte-Lebensbestandsaufnahme-Album gemacht. Es geht um Heimat, um die Gegensätze von Jung und Alt, um die Geburt seines Kindes und um für oder gegen das politische System zu sein.
Genaue und effektvolle Samples
Das, was Marteria an Rap-Flow als Fluss einbüßt, weil er eigentlich nicht wirklich rappt, sondern rhythmisch spricht, bügelt sein Produzenten-Team aus. Das sind die Krauts aus Berlin.
Sie haben für den Seeed-Frontmann Peter Fox schon das Babelsberger Film-Orchester mit bombastischen Trommeln zusammengebracht, für die Sängerin Miss Platnum mischten sie die Balkan-Bläser des Boban I Marko Markovic Orchestras mit exquisitem R'n'B.
Und für Marteria machen sie schlichte Beats, zu denen unglaublich genau und sehr elegant effektvolle Samples kombiniert werden. Ein bisschen Piano, Synthie-Melodien, isolierte Schläge oder solche, die leise vor sich hinköcheln wie Lava – das macht die Songs wirklich nachdrücklich eindrucksvoll.
Label: Four Music