Loslassen

„Nach fest kommt lose“

Ein echtes, weißes Rentier vor einem Schlitten im Weihnachtsmanndorf
Ein echtes, weißes Rentier vor einem Schlitten im Weihnachtsmanndorf © Deutschlandradio / Björn Dake
Von Hannah Heinzinger · 26.12.2018
Wie die Hamburger Band "Die Sterne" schon festgestellt hat: Ohne Festhalten funktioniert Loslassen nicht. Etwas loszulassen kann befreien, erleichtern, traurig oder schwerelos machen. Doch alles loszulassen, hinterlässt zwiespältige Gefühle.
Loslassen – solange man es freiwillig betreibt – kann großartig sein. Der Alltag, nervige Angewohnheiten, emotionale Altlasten, an denen man viel zu lange festgehalten hat: weg damit. Loslassen kann regelrecht zum Hobby werden. So betreiben zum Beispiel "Book Crosser" auf der ganzen Welt das Freilassen von Büchern. Sie werden in Straßenbahnen, Cafés oder auf Parkbänken liegengelassen und auf eine Reise geschickt. Wer auch immer es mitnimmt, kann mit einem Code im Buch online nachsehen, wo es schon überall gewesen ist. Nach dem Lesen kann man es selbst wieder auf eine Reise schicken. Wo das Bücherregal nach Weihnachten wieder überquillt, da bietet es sich an, das abenteuerlustigste Buch einfach loszulassen und auf eine Reise zu schicken.

Der Mensch wird leichter

Der Autor Milan Kundera schreibt in einem seiner Romane über eine wichtige Entscheidung, die Menschen treffen müssen. Die Wahl, sich an etwas zu binden um sich Bedeutung zu verleihen, oder von allem loszulassen um frei, aber für niemanden bedeutend zu sein: "Je schwerer das Gewicht, desto näher ist unser Leben der Erde, desto wirklicher und wahrer ist es. Im Gegensatz dazu bewirkt die völlige Abwesenheit von Gewicht, dass der Mensch leichter wird als Luft, dass er emporschwebt und sich von der Erde, vom irdischen Sein entfernt, dass er nur noch zur Hälfte wirklich ist und seine Bewegungen ebenso frei wie bedeutungslos sind. Was also soll man wählen? Das Schwere oder das Leichte?"
Auch in völliger Schwerelosigkeit wird noch an Ritualen festgehalten: Weihnachten auf der ISS wird jedes Jahr gefeiert. Es gibt einen Weihnachtsbaum und der Raumfrachter "Dragon" wurde von der Erde losgeschickt um pünktlich zum Fest Bohnenauflauf, kandierte Süßkartoffeln und Plätzchen zu liefern. Wer frei sein will, muss also loslassen. Aber manchmal lohnt es sich auch, an etwas festzuhalten – dann bekommt man selbst im Weltraum ein paar Plätzchen von zu Hause geschickt.

Rätsel

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Stichwort: Sonntagmorgen

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