September

Melodie des Spätsommers

Morgenstimmung im Berliner Tiergarten, November 2012
In unserer Sendung dreht sich diesmal alles um den Monat September. © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
Von Uwe Golz · 07.09.2014
Unter Kaiser Augustus feierte die römische Provinz Kleinasien den September als den ersten Monat des Jahres und das nur, weil der Kaiser in diesem Monat Geburtstag hatte. Er war Jungfrau, allerdings nur vom Sternzeichen her. Heute - im gregorianischen Kalenderrhythmus steht der September auf Platz neun in der Monatsrangfolge. Eigentlich nichts Besonderes, halt ein Monat unter Zwölfen und doch der September berührt uns.
"September ist die Zeit glänzender Jagdgesellschaften und Bälle. Es ist der Monat, in dem Ehen geschlossen werden und zerbrechen, in dem die Nächte lang sind und ein wenig zu viel getrunken und getanzt wird, in dem man sich verliebt, sich den Himmel auf Erden verspricht und an gebrochenem Herzen zu sterben glaubt." (Rosamunde Pilcher)
Von allen Monaten des Jahres hat der September etwas Magisches an sich. Er ist der Monat der Tagundnachtgleiche, kündet mit dem Herbstbeginn, den kommende Winterschlaf von Mutter Natur, die ersten Blätter fallen, die Äcker und Wiesen werden gemäht und die Ernte eingefahren. Unsere Altvorderen nannten ihn den Scheiding oder Engelmonat oder auch den Herbstmond. Doch glauben wir den Bauernregeln, dann gilt für den 7. September: "Ist Regine warm und wonnig, bleibt das Wetter lange sonnig."

Die Zwitschermaschine: "Septemberwind"

"Holzing", "Holzmond", "Herbstmonat", "Scheiding", "Engelmonat" oder "Saumonat", alles das sind Bezeichnungen, die für die heute bei uns übliche Bezeichnung "September" stehen. Jeder dieser historischen Begriffe stellt einen anderen Aspekt dieses Monats in den Mittelpunkt, der sich musikalisch in großer stilistischer Vielfalt durch die Jahrhunderte und durch die "Zwitschermaschine" von Wilfried Bestehorn zieht.

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Im alten England und nicht nur da war und ist der September der Erntemonat. Im Kochbuch der Mistress Barton aus dem Jahr 1680 findet sich für das Ernte-Dinner, auch "horkeys" oder "mell-supper" genannt, folgendes Rezept:
"Weiche ein Pfund Weizenkörner über Nacht und dann koche die Körner in einem halben Liter Milch, bis sie weich sind. Dazu gebe Rosinen, Sultaninen, Honig, Muskat, etwas Zimt, Brandy und Sahne. Es kann heiß oder kalt gegessen werden."
Der moderne Mensch hat nur noch wenig Zeit die Natur zu beobachten. Und von Jahr zu Jahr finden sich auch immer weniger Kinder, die ihre Drachen auf den abgemähten Wiesen steigen lassen. Bräuche geraten in Vergessenheit, die Äpfel fallen vom Baum und bleiben liegen. Und doch, in den stillen Minuten, halten wir dann voll Wehmut inne und erinnern uns an alte Melodien und an Texte wie:
"Unser Lied von dem welkenden Laub unter Bäumen, das zu Erde sinkend rasch verfällt und vergeht welkende Blätter mit all unsren Träumen." (Hannes Wader)

Auflösung des Stadt-Land-Fluss-Rätsels

Christoph Reimann ließ die Lagunenstadt Venedig erraten, die in unserem Rätsel mit Fug und Recht von sich behauptet: "Ich bin eine Dame der Musik." Schon immer fühlten sich Musiker aus der ganzen Welt von der Stadt in Norditalien angezogen.

Am Anfang des Rätsels sind angetaute Boote zu hören: das Knarzen von feuchtem, gegeneinander reibendem Holz. In das Bootsgeschaukel mischen sich avantgardistische Klänge aus Luigi Nonos "Prometeo". Der Komponist ist 1924 in Venedig geboren und 1990 dort gestorben.

Die nächste Station des Rätsels ist der Markusplatz: Glockengeläut, Touristen und gurrende Tauben. An der Piazza San Marco befindet sich der Markusdom (Basilika di San Marco). Zu den berühmtesten Komponisten, die hier tätig waren, gehört Claudio Monteverdi. Anfang des 17. Jahrhunderts war er Kapellmeister von San Marco.

Weiter geht es mit Giuseppe Verdi. Er hat in Venedig zahlreiche Opern uraufführen lassen, darunter auch "Ernani" aus dem 19. Jahrhundert. Aus dieser Oper stammt der verwendete Ausschnitt.

"Wer Verdi sagt, muss auch Wagner sagen – sein großer Rivale", meint die betagte Dame Venedig in unserem Rätsel. In Venedig arbeitete Wagner an seinem Tristan, und hier starb er am 13. Februar 1883.

Noch einmal ist am Ende vom Tod die Rede. In „Der Tod in Venedig schickt" schickt Thomas Mann seinen Protagonisten Gustav von Aschenbach auf eine letzte Reise in die Lagunenstadt. Anfang der 70er-Jahre hat Luchino Visconti die Novelle verfilmt. Als sein Gustav von Aschenbach die Silhouette der Stadt erblickt, erklingt das Adagietto aus der 5. Symphonie von Gustav Mahler.

Und im Musik-Rätsel suchten wir heute nach Bill Ramsey.
Der Mann der die Zuckerpuppe besang, Pigalle und die Mimi und ihre Krimis, der aber neben seinen Schlagerausflügen eher im Folk, Jazz und Blues zu Hause ist. 83 Jahre ist er jetzt alt und lebt in Hamburg. Aber ans aufhören denkt er nicht, einmal im Jahr gastiert er im Wiener Club JAZZLAND und frönt dann dort seiner Leidenschaft.
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