Heimliche Dates und arrangierte Hochzeiten

"Es hat mir das Herz gebrochen"

73:34 Minuten
Eine Frau zeigt ihre mit Henna bemalten Handoberflächen. Am linken Zeigefinger trägt sie einen Ring mit einem weißen Stein, am rechten Ringfinger einen Silberring mit lilafarbenem Stein.
Traditionelle Hennabemalung bei einer indischen Hochzeit © Getty Images
Moderation: Caro Korneli · 25.10.2019
Audio herunterladen
Astha ist Inderin. Ihre Eltern sind weltoffen – nur nicht, wenn es um das Beziehungsleben ihrer Tochter geht. Als Astha zum Studieren nach Deutschland geht, muss sie sich entscheiden: selbstbestimmtes Leben oder Loyalität gegenüber ihrer Familie.
Astha hat gerade angefangen zu studieren. Eines Nachmittags, als sie mit ihren Freundinnen im Park unterwegs ist, trifft sie einen Kommilitonen, für den sie schwärmt, und er spricht sie tatsächlich an und fragt sie, ob sie mal einen Kaffee zusammen trinken könnten. Es ist Asthas erstes richtiges Date. Zuhause erzählt sie ihrer Mutter von der Verabredung. Doch die erkundigt sich als erstes nach der Telefonnummer vom Vater des jungen Mannes. "Wofür brauchst du denn die Telefonnummer des Vaters?", fragt Astha. "Na, wenn ihr euch entschieden habt, euch zu verabreden, werdet ihr schließlich auch irgendwann heiraten", sagt die Mutter: "Und dann ist es natürlich besser, wenn erst einmal die Eltern reden."

Heiratskandidaten werden von einer Agentur ausgewählt

Astha ist damals 19 Jahre alt. Sie lebt in Gujarat in Indien, einem Land, in dem arrangierte Hochzeit relativ normal sind. Astha weiß das. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass auch ihre eigentlich ausgesprochen liberalen und weltoffenen Eltern sich plötzlich so traditionsbewusst geben. Vivien Schütz erzählt in dieser Woche in "Plus Eins" die Geschichte ihrer Freundin Astha, die sich nach Unabhängigkeit und einem selbstbestimmten Leben sehnt und andererseits nicht mit ihrer Familie brechen will: Also hält sie zunächst ihr Liebesleben geheim. Um ihren Eltern einen Gefallen zu tun, trifft sie gleichzeitig immer wieder potenzielle Heiratskandidaten, die von einer Agentur ausgewählt werden. Und: Es zerreißt sie.

Was sie in Indien nie leben könnte: Partys, Alkohol und Tinder

Astha war Mitte 20, als sie Studentin nach Deutschland kommt und hier das Leben lebt, das sie in Indien nie leben könnte: mit Partys, Alkohol und Tinder. Doch ihre Eltern leiten ihr weiterhin Woche um Woche neue E-Mails von der Heiratsagentur weiter: "Es hat mir das Herz gebrochen." Schließlich entscheidet Astha sich, den Konflikt, in dem sie sich befindet, ihren Eltern gegenüber anzusprechen. Aber ganz so einfach ist es nicht, weder in Indien, noch in Deutschland …
Außerdem in "Plus Eins" in dieser Woche: Caro Korneli bringt als Lieblingsgast Frank Künster mit ins Studio, den sie im Berliner Nachtleben als Türsteher kennen gelernt hat – und der mittlerweile großen Erfolg als Schauspieler hat ("Babylon Berlin", "Blind & hässlich"). Und wir fragen Martin Keß, der mit seiner Frau Charlotte Roche den radikal intimen Beziehungs-Podcast "Paardiologie" betreibt, warum eigentlich im Moment im Netz so viele Frauen über "mental load" klagen – also darüber, dass sie auch in eigentlich gleichberechtigten Partnerschaften im Alltag den Großteil der Verantwortung tragen.
Mehr zum Thema