Stanley und das Ebola-Virus

“Das Leben wird auf seine Essenz reduziert”

31:25 Minuten
Szene aus dem Dokumentarfilm „Ebola - Das Virus überleben”.
Höhepunkt der Epidemie: Im Herbst 2014 starben Tausende Menschen an Ebola, Hunderte infizierten sich jede Woche. © SWR/Docdays/Gierstorfer
Moderation: Utz Dräger · 12.02.2021
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Stanley holt seinen an Ebola erkrankten Sohn zurück nach Liberia ins Heimatdorf und verursacht den Tod von 14 Menschen. Der Filmemacher Carl Gierstorfer hat Stanley begleitet und schaut in Corona-Zeiten zurück auf seine Erfahrungen in Westafrika.
Liberia 2014: Es ist das Jahr der Ebolafieber-Epidemie. Auch Stanley Juahs Sohn ist mit dem gefährlichen Virus infiziert. Trotz Quarantäneverordnung und entgegen dem Willen der Dorfgemeinschaft beschließt Stanley, ihn aus der Hauptstadt Monrovia zurück nach Taylor Town in Bong County zu holen.

Der einzige Überlebende der Familie

Der Sohn steckt die ganze Familie an und auch noch weitere Bewohner des Dorfes. Am Ende sind 14 Menschen tot. Stanley überlebt als Einziger aus seiner Familie.
"Plus Eins" erzählt in dieser Woche die Geschichte von Stanley, der aus seinem Dorf ausgestoßen wird und einen Weg zurück in die Gemeinschaft finden muss. Zu Gast im Studio ist der Filmemacher und Biologe Carl Gierstorfer, der nach dem Ebola-Ausbruch nach Liberia gereist ist, um die gesellschaftlichen Folgen der Epidemie zu dokumentieren, und dabei unter anderem Stanley begegnet ist:
"Extreme Situationen wie diese reduzieren das Dasein auf die Essenz. Man sieht ganz klar, was wichtig ist und zu was Menschen fähig sind", sagt Gierstorfer.
In seinem Dokumentarfilm "Ebola – Das Virus überlebt", für den er 2017 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt Gierstorfer von Schuld und Ausgrenzung, aber auch von Vergebung und von Solidarität im Kampf mit dem Virus. Vor dem Hintergrund der Coronapandemie schaut er jetzt in "Plus Eins" noch einmal zurück auf seine Erfahrungen in Westafrika:
"Man sollte diese Zeiten nutzen, um den Blick auf sich selbst zu richten und zu verstehen, was wirklich wichtig ist", so Gierstorfer. "In dieser Hinsicht kann man aus solchen Krisen auch etwas Positives ziehen."
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