Liebe, Tod und ungebetene Ratschläge

Kein Happy End

74:16 Minuten
Mehrere Kitesurfer auf dem Meer, bei dramatischem Sonnenlicht.
Beim Kitesurfen wurde Mathilda sehr schwer verletzt. Zu ihrem Unglück hat sie überlebt. Sie wäre lieber gestorben. © unsplash / Magda V
Moderation: Sonja Koppitz · 08.09.2019
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Eine Kellnerin gibt ungefragt Stilltipps. Die engsten Freunde kommen nicht mit der neuen Liebe klar. Und Mathilda überlebt beim Kitesurfen wie durch ein Wunder einen schweren Unfall - und will trotzdem lieber sterben.
Sonja Koppitz hat dieses Mal ihre Freundin Marwa mit ins Plus-Eins-Studio gebracht. Marwa ist gerade Mutter geworden, und im Moment ist es noch ziemlich anstrengend. Auch weil sie ständig ungefragt Ratschläge von wildfremden Menschen bekommt – unter anderem Stilltipps von einer Kellnerin: "Und weil ich nett sein wollte, frage ich sie, wie viele Kinder sie denn selbst hat. Und sie sagt: keine. Aber ihre Schwester hat drei!"

"Deine Freunde lieben eben dein altes Ich"

Wer sind die besten Ratgeber, wenn es kompliziert wird im Leben? Und wem vertrauen wir? Es muss nicht unbedingt die Kellnerin aus dem Café um die Ecke sein. Aber es müssen auch nicht unbedingt die Menschen sein, die einem am nächsten sind.
"Ich finde nicht, dass alte Freunde einen automatisch gut kennen", sagt Martin Keß, der mit seiner Frau Charlotte Roche den Podcast "Paardiologie" betreibt - und in "Plus Eins" jede Woche Antworten auf Beziehungsfragen gibt. "Wenn deine Freunde zum Beispiel ein Problem mit deinem neuen Partner haben, dann ist das meistens nicht uneigennützig. Sie merken, dass du dich durch deinen neuen Partner veränderst. Und deine Freunde lieben eben dein altes Ich."
Mathilda hat sich entschieden: Sie will Intensität. Sie lernt sieben Sprachen, spielt Violine auf Konzertniveau, singt, probiert gleich mehrere Studiengänge aus, und vor allem treibt sie Sport, bei dem sie über über ihre Grenzen gehen kann. Klettern im Gebirge, Skifahren, Windsurfen - und Kitesurfen.
Dabei passiert es: An einem rauen Tag mit starkem Wind wird Mathilda am Strand von Sankt Peter-Ording von einer heftigen Sturmböe erwischt, zwanzig Meter hoch in die Luft geschleudert und auf den steinharten Sand geworfen.

Mathilda will nicht gerettet werden

Mathilda erleidet lebensgefährliche Verletzungen. Sie wird mehrfach operiert und überlebt nur durch ein Wunder. Allerdings: gegen ihren Willen. Denn Mathilda hatte eine Patientenverfügung aufgesetzt, die lebenserhaltende Maßnahmen ausschließt.
Ihre Schwester – sie ist ihre engste Vertraute – ist die Bevollmächtige. Als Mathilda aus dem Koma erwacht, macht sie ihr schwere Vorwürfe, dass sie den Ärzten freie Hand gelassen hat.
Mathilda wollte nicht gerettet werden: "Die Vorstellung, einfach ein erfülltes Leben gehabt zu haben und dann einen blöden Unfall und dann zu sterben, ist irgendwie okay. Aber nicht, so behindert herauszugehen wie ich das gerade tue. Das ist nicht okay."
Wie wollen wir leben? Und wie wollen wir sterben? Christian Rex erzählt die Geschichte von Mathilda, die bis heute nicht ihren Frieden damit gemacht hat, dass sie den schweren Unfall überlebt hat: "Ich bin nicht jemand, der ein ganzes Leben leiden will", sagt sie. "So ein Tod, der einfach kommt, das ist so nett. Und ich krieg keinen Tod, der einfach kommt."
Diesmal in Plus Eins: Kein Happy End.
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