Leben jenseits der Norm

Schuld ist ein mieser Ratgeber

59:45 Minuten
Mehrere Beine in unterschiedlichen Hauttönen sind ineinander vor schwarzem Hintergrund verschränkt.
Wie fühlt es sich an, wenn die Norm als Maßstab nicht passt? © Getty Images / Stone RF / Jonathan Knowles
Moderation: Caro Korneli · 19.06.2020
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Herr P. wünscht sich, er hätte keine Beine - und lernt, sich nicht dafür zu schämen. Bratschist Avri Levitan möchte ein Vater ohne ein schlechtes Gewissen sein. Und unsere Genderexpertin Sonja Eismann findet getrennte Schlafzimmer sehr in Ordnung.
Seit er ein kleiner Junge ist, hat Herr P. das Gefühl, seine Beine würden nicht zu ihm gehören. Wenn er alleine ist, fixiert er sie mit Notenständern oder zwingt sie in Orthesen, um seine Glieder nicht mehr zu spüren. Herr P. schämt sich. Und wagt nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Bis er im Internet Menschen mit dem gleichen Leiden findet.
Kind und Karriere, das geht für viele mit dem Gefühl einher, weder das eine noch das andere richtig zu machen. Der Bratschist Avri Levitan findet, Schuldgefühle seien für alle ein Verlust. Wir müssten akzeptieren, dass wir nicht perfekt sein können.
In der heteronormativen Paarbeziehung herrscht das Dogma Ehebett. Wer nachts lieber alleine schlafen möchte, gilt schon fast als getrennt. Dabei finden Schlafforscher absolut nachvollziehbar, was Paartherapeuten irritiert: Das Bedürfnis nach ungestörter Nachtruhe. In Sachen Pro-und-Contra getrennte Schlafzimmer gibt die Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann zu bedenken: Das Ideal andauernder Nähe können wir gar nicht erfüllen. Aber wären wir nicht ausgeschlafen viel entspannter?
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