Plus Eins Extra: Lockerungsübungen (4)

Immerhin wieder ein bisschen Theaterleben

05:58 Minuten
Das Theaterschiff Potsdam am Ufer des Tiefen Sees in der Schiffbauergasse, im Hintergrund der Flatowturm im Park Babelsberg, Potsdam.
Das Theaterschiff Potsdam am Ufer des Tiefen Sees. Viele Sitze müssen leer bleiben - während die Flugzeuge wieder voll besetzt seien, merkt Schauspieler Dietmar Nieder bissig an. © imago / Martin Müller
Von Vanja Budde · 17.06.2020
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Kein Publikum, keine Einnahmen: Betreiber und Schauspieler an freien Theatern haben Existenzängste. Auf dem Theaterschiff in Potsdam wird wieder geprobt. Die Lockerungen erlauben es, jeden dritten Sitzplatz zu besetzen. Es ist ein schwacher Trost.
Ein Theaterstück rauszubringen sei ein bisschen wie eine Geburt, sagt die Schauspielerin Andrea Brose. Sie steht mit ihrem Bühnenpartner Dietmar Nieder auf der Bühne des Theaterschiffs Potsdam. Die Proben zu ihrem Zwei-Personen-Stück "Blitzschlag" waren so gut wie abgeschlossen, als drei Tage vor der peplanten Premiere Theateraufführungen vor Publikum untersagt wurden. Doch damit, dass alles umsonst gewesen sein sollte, wollten sie sich nicht abfinden und probten weiter – um bereit zu sein, wenn es wieder losgeht.
Sie haben viel Zeit in das Stück investiert. Da beide freischaffende Schauspieler sind, verdienen sie nur dann Geld, wenn das Stück auch gespielt wird. Sie bekommen keine Gage, sondern sind an den Einnahmen beteiligt. Brose und Nieder dürfen zwar mittlerweile wieder spielen, doch von den 100 Sitzplätzen des Theaterschiffs können wegen der Abstandsregelung jetzt nur 20 oder 30 besetzt werden. Dietmar Nieder ärgert sich: Wenn das noch länger so bleibe, dann machten die Theater in nächster Zeit nur Verlust. "Aber die Flieger sind ab 15. Juni wieder voll besetzt", merkt er bissig an.
Andrea Brose ist entspannter. Sie sagt, sie kenne es nicht anders, als von einem Engagement zum nächsten zu gucken. Sie freue sich aber darauf, zurück auf die Bühne zu können und vor Publikum zu spielen. "Die Freude, an dem, was uns hier so gut gelingt, zu teilen, ist schön", sagt sie. Ob es nun die "wunderbaren Kostüme" seien, oder die Choreographie, die mal besser, mal schlechter klappe. Und Nieder fügt hinzu, er freue sich auf so ein bisschen Theaterleben: "Das ist ja der Kern unserer Arbeit", sagt er, "ein Schauspieler, der nicht spielt, ist kein Schauspieler."
(nis)
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