Dlf-Kultur-Spontankonzert: Trio Marvin spielt Beethoven, Krenek und Schubert

Klaviertrios mit Durchbruchs-Qualitäten

Die drei Musiker mit Instrumenten stehen in einer Tür
Der preisgekrönte Pianist Dasol Kim (Mitte) zeigt sich als genialer, neuer Pianist vom Trio Marvin, zu dem er erst seit einigen Monaten gehört. © Trio Marvin / Zuzanna Specjal
Moderation: Carola Malter · 05.02.2021
Das Trio Marvin gehört zu den führenden Kammermusikensembles. Für das Konzert wählten sie Werke, mit denen die Komponisten sehr erfolgreich musikalisches "Neuland" betraten: als Opus 1 oder als Aufbruch in neue Dimensionen von Beethoven, Krenek und Schubert.
"Kompositorisches Neuland" könnte über dem Kammermusikabend mit dem Trio Marvin stehen. Nach einem kühnen Erstlingswerk von Ludwig van Beethoven spielt das Trio einen "einmaligen Versuch" in der Gattung Klaviertrio von Ernst Krenek und schließt mit dem Es-Dur-Klaviertrio von Franz Schubert, dass nach Beethoven auf neuen Wegen weiterführt.

Starker Start

Das Trio Marvin hat sich seit seiner Gründung, 2016 in Leipzig, zu einem sehr erfolgreichen Kammermusikensemble entwickelt. 2018 bekam es einen "Grand Prize" des weltgrößten Kammermusikwettbewerbes in Melbourn. Ein Jahr später hielt das Klaviertrio einen dritten Preis des ARD Musikwettbewerbes in den Händen.
Neben den Verpflichtungen im Orchester, die Geigerin Marina Grauman ist erste Konzertmeisterin im DSO und der Cellist Marius Urba spielt bei den Bamberg Symphonikern, widmet sich das russisch-litauisch-südkoreanische Trio mit großer Leidenschaft der Kammermusik. Seit dieser Saison spielt das Trio mit dem Pianisten Dasol Kim.

Beethovens Konfrontation

Ludwig van Beethoven betritt mit seinen drei Trios Opus 1 die Bühne der Gattung "Klaviertrio". Joseph Haydn rät seinem Schüler Beethoven von einer Veröffentlichung seines ersten Opus ab, zu groß sei die Zumutung für das Publikum und ein "schnelles" Verständnis der Musik nicht garantiert.
Haydn sollte irren. Beethoven hatte seine Klaviertrios, besonders das dritte, alles überragende Trio in c-Moll, zwar deutlich auf Konfrontation mit dem Publikum und geltenden Formen angelegt, doch eine Enttäuschung war es keinesfalls. Später arbeitete er dieses Werk sogar zu seinem Streichquintett op.104 um.

"Minderwertiges Stück"

Ernst Krenek wagte nur einen einzigen Versuch in dieser Besetzung. Doch schon nach der Uraufführung 1930 in Berlin zog er seine Komposition als "minderwertiges Stück" zurück. Die nicht ins offizielle Œvre aufgenommene "Triophantasie" op. 63 ist eine spannende Momentaufnahme auf der Suche nach kompositorischer Freiheit und dem Überschreiten von Grenzen. Heute ist das Werk mit seiner anziehend dunklen Atmosphäre hoch attraktiv für Trios.

Schubertsche Längen und Tiefen

Franz Schubert hat mit seinen beiden Klaviertrios op. 99 und op. 100 die Gattung nach Beethovens op. 97 wieder "wachgeküsst". Sein Es-Dur-Trio von 1827 beeindruckt nicht nur aufgrund seiner monumentalen Länge von einer Dreiviertelstunde, sondern vor allem auch mit einer herzzerreißenden Cello-Melodie, die Schubert einem schwedischen Volkslied abgelauscht hatte. "Wie eine zürnende Himmelserscheinung" rezensierte Robert Schumann begeistert.
Das Es-Dur-Trio war eines der wenigen Stücke, das noch zu Lebzeiten Schuberts aufgeführt und verlegt wurde. Doch von dem Erfolg konnte der Komponist nicht mehr profitieren.
Live aus der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem
Ludwig van Beethoven
Klaviertrio in c-moll op. 1 No. 3
Ernst Krenek
"Triophantasie" op. 63
gg. 20.40 Uhr Konzertpause
Im Gespräch mit den Trio-Mitgliedern
Franz Schubert
Klaviertrio Es-dur op. 100, D 929

Trio Marvin:
Marina Grauman, Violine
Marius Urba, Violoncello
Dasol Kim, Klavier

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