"Der Wolkenatlas" kommt ins Kino

Von Jörg Taszman · 11.11.2012
An der 100-Millionen-Euro-Produktion "Der Wolkenatlas" nach der Romanvorlage von David Mitchell haben gleich drei Regisseure mitgewirkt: Tom Tykwer sowie die Geschwister Lana und Andy Wachowski. Herausgekommen ist ein Film, der viel vom Zuschauer verlangt.
O-Ton 1 Film "Wolkenatlas": "Unsere Leben gehören nicht uns. Von der Wiege bis zur Bahre sind wir mit anderen verbunden. In Vergangenheit und Gegenwart. Und mit jedem Verbrechen und mit jedem Akt der Güte erschaffen wir unsere Zukunft."

Alles ist verbunden: Die Seereise 1846 nach San Francisco, auf der ein amerikanischer Anwalt an der Sklaverei zweifelt. Die verbotene Liebe zwischen einem jungen Komponisten zu einem anderen Mann 1936 in England. Das Aufdecken eines Atomskandals 1973 in den USA. Der Aufstand in einer totalitären High-Tech Gesellschaft 2144. Und eine Welt zwischen Moderne und Steinzeit im Jahr 2346.

O-Ton 1 Film "Wolkenatlas": "Das ist das Wolkenatlas-Sextett. Die Symphonie. Das ist wirklich schön, aber irgendwo habe ich das schon einmal gehört."

Diese sechs Geschichten, die der britische Autor David Mitchell in seinem Roman "Der Wolkenatlas" größtenteils linear erzählte, mussten für das Kino anders aufbereitet werden. So sehen es zumindest die drei Regisseure Tom Tykwer, Lana und Andy Wachowski. Sie wollten auch mit den Konventionen des Kinos brechen, wie Lana Wachowski betont:

"Man muss einfach loslassen können als Zuschauer. Wenn bei uns viele Schauspieler gleich mehrere Rollen verkörpern, dann muss man sich von seinen Sehgewohnheiten lösen. Man darf auch nicht mehr sagen, 'Oh, ich mag diese Geschichte besonders.' Auch davon muss man sich lösen, ebenso wie von der Idee, dass Filme linear erzählt werden müssen. Das Kino hat auch immer durch das Nebeneinander funktioniert. Das hat uns Eisenstein gelehrt. Die Sprache des Kinos ist eine Sprache des Nebeneinander."

Diese aufwendige 100-Millionen-Euro-Produktion wurde in Babelsberg an zwei Sets gedreht, dem Tykwer- und dem Wachowski-Set. Dennoch betonen die drei Regisseure, dass es ihr gemeinsamer Film ist. Sie bereiteten sich akribisch auf den Dreh vor, sprachen sich gemeinsam ab. Die Schauspieler wie die Hollywoodstars Tom Hanks und Halle Berry bestätigen diese fast zu harmonisch klingende Version.

Halle Berry: "Ich dachte vor Drehbeginn, dies würde die größte Herausforderung sein und sagte mir nur 'Oh Gott, das wird total verrückt und ich würde dann nur hin und her geschubst werden.' Aber nichts davon wurde wahr. Es waren ja auch nur zwei Regisseure, weil Andy und Lana wie eine Einheit agierten und Tom als eine weitere. Und auch wenn sie sich von ihrer Herangehensweise sehr unterscheiden, hing am Ende alles zusammen. Sie hatten ja auch eineinhalb Jahre, bevor wir Schauspieler hinzukamen, über alles geredet und sich vorbereitet."

Tom Hanks ergänzt, dass die Schauspieler in guten Händen waren und er glaubt an diesen ungewöhnlichen Film, der viel vom Zuschauer verlangt.

Tom Hanks: "Das Publikum möchte überrascht werden. Das erwarte ich von einem Film, wenn ich ins Kino gehe. Solange ich überrascht werde, ist es mir völlig egal, wie konventionell oder auch nicht der Film erzählt wird. Hauptsache ich sitze nicht im Kino und sage mir, ich habe nichts Neues gesehen. Sonst wäre es ja Zeitverschwendung."


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