"Der Vorleser"

25.02.2009
In "Der Vorleser" geht es um Schuld, Unvermögen, moralische Verantwortung und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Zugleich geht es auch um den Holocaust und um Schuld und Gleichgültigkeit.
USA/BRD 2008, Regie: Stephen Daldry, Darsteller: Kate Winslet, Ralph Fiennes, David Kross, Lena Olin, Bruno Ganz, Jeanette Hain, Susanne Lothar, Matthias Habich u. a., Länge: 124 Minuten

Selten hat ein Roman, der als eine Tabugeschichte beginnt, den Leser auf eine solch falsche Fährte geführt, wie "Der Vorleser". Als würde das Thema der Liebe zwischen einem 15-jährigen Jungen und einer 36 Jahre alten Frau im muffigen Klima einer westdeutschen Kleinstadt der Fünfzigerjahre nicht reichen, erzählte Schlink gleichzeitig auch vom Holocaust von deutscher Schuld und Gleichgültigkeit.

"Der Vorleser" ist ein durchaus sehenswerter Film, den man nicht 1:1 mit der literarischen Vorlage vergleichen darf. Schlink verstand es gekonnt, den Leser mit der Frage zu konfrontieren, inwiefern individuelle Liebe, kollektive Schuld zu relativieren vermag.

Interessanterweise wirkt die Verfilmung jedoch unterkühlter und man spürt als Betrachter ein gewisses Unwohlsein das gerade Kate Winslet gekonnt verstärkt. Sie spielt Hanna mit einer überzeugenden Mischung aus Feminität und Härte, Zärtlichkeit und Grausamkeit. Die Stärke des Films liegt in seinem Auslösen eines unbehaglichen Zwiespalts. So entlässt der Film von Regisseur Stephen Daldry den Zuschauer zu Recht mit Zweifeln an der Vereinbarkeit zwischen Liebe und Schuld,
Verdrängung und Sühne.

Filmhomepage Der Vorleser