Der Traum vom eigenen Buch: Self-Publishing

12.10.2013
Lange ließ sie die Branche links liegen: Autoren, die ihre Bücher ohne Verlag selbst produzieren und vertreiben. Mit der zunehmenden Digitalisierung des Buchmarktes ist das Self-Publishing mittlerweile hoffähig geworden; die Frankfurter Buchmesse widmet dem Geschäftsmodell sogar einen eigenen Bereich. Aber was heißt es, ein Buch in Eigenregie herauszubringen?
"Wenn man es wirklich ernst nimmt, und ernst genommen werden möchte, sollte man sich auf sehr viel Arbeit einstellen", sagt Carina Bartsch. Die Autorin hat ihre Liebesromane "Kirschroter Sommer" und "Türkisgrüner Winter" zunächst im Selbstverlag, dem "Schandtaten Verlag", herausgebracht. Seit 2012 ist sie – als erste Self-Publishing-Autorin überhaupt – bei Rowohlt unter Vertrag.

Sie weiß, was es bedeutet, sich als unbekannte Autorin bei Verlagen anzudienen, nach unzähligen Absagen alles Ersparte zusammenzusammeln und als Autodidaktin – und trotz der Skepsis der eigenen Familie - die Bücher selbst zu verlegen. "Man läuft wie gegen eine Wand. Das ist eine eigene Welt aus Namen und Kontakten. Wenn man den richtigen Namen kennt, hat man eine Chance, oder, wenn man selbst einen Namen hat. Wenn nicht, dann nicht." Das Blatt wendete sich, als sie mehr als 70.000 E-Books von "Kirschroter Sommer" verkauft hatte, da standen die Verlage auf einmal Schlange … "Mir war klar, wenn ich das bei Rowohlt mache, geht noch mehr. Natürlich ist mehr schön, aber nicht um jeden Preis. Erstens verdient man weniger, zweitens kriegt man das Geld auch nicht monatlich, sondern ein bis zweimal mal im Jahr einen ganzen Batzen. So habe ich durch das Self-Publishing den wirtschaftlichen Überblick. Und ich mache es auch aus Leidenschaft."

Ihre Überzeugung: "Dass man nicht alle in eine Schublade packen darf: Verlag = Qualität, Selbstverlag = Quantität. Es gibt schlechte Bücher hier wie da. Die schönste Sache beim Selbstverlag ist, dass der Leser entscheidet, was ein Bestseller wird und nicht das Marketing."

"Sobald man für einen Markt, für ein größeres Publikum schreibt, muss man gewisse Regeln beachten", sagt André Hille. Diese Regeln vermittelt der Autor und freie Literaturagent interessierten Laien in seiner Text-Manufaktur in Leipzig. Nicht alle selbst verlegten Bücher seien solche Millionenerfolge wie die Roman-Trilogie "Shades of Grey", die zunächst als E-Book und später erst als gedrucktes Buch herausgekommen ist. "Da ist auch viel Schrott dabei, jeder kann sein Zeug hochladen. Die neue Quantität erzeugt nicht unbedingt Qualität; aus tausenden von Büchern werden zwei oder drei Erfolge."

Daher sei neben dem literarischen Handwerk auch unternehmerisches Wissen nötig – und Eigenkapital: "Man sucht sich einen freien Lektor, einen Korrektor, die, wenn das Buch fertig ist, Feedback geben, es sprachlich bearbeiten, die Zeichensetzung sowieso. Aber das ist kein günstiges Verfahren. Sieben Euro auf die Normseite für ein freies Lektorat; bei 300, 400 Seiten sitzt man schon mal vier Wochen dran. Und eine vernünftige Korrektur kostet 300 bis 500 Euro, dann die Werbung in den Social Media. Man muss sich gewahr sein, dass das eine Menge Geld kostet. Und die meisten wurschteln sich irgendwie durch, weil es eben so teuer ist. Und da ist der Punkt, wo es sich entscheidet: Möchten wir eine Qualität der Ware Buch, oder sinken die Preise bei den Dienstleistungen?"

Der Traum vom eigenen Buch: Self-Publishing
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9:05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Carina Bartsch und André Hille. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet:
Über Carina Bartsch
Über André Hille

Deutschlandradio Kultur auf der Frankfurter Buchmesse