Der Theatermacher Ozi Ozar

"Reproduzieren ist nicht kritisieren"

12:50 Minuten
Der iranische Theatermacher Ozi Ozar sitzt an einem Gewässer und schaut in die Kamera. Er trägt eine Strickmütze und ein kariertes Hemd.
Treffpunkt Berlin: Beim Theatertreffen hat sich Ozi Ozar mit anderen Regisseuren ausgetauscht und diskutiert. © Anna Mariscal
Ozi Ozar im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 18.05.2019
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Der iranische Künstler Ozi Ozar ist in diesem Jahr Gast bei den Theatertreffen in Berlin. Mit Blick auf die Vergangenheit sagt er, dass es jetzt schon sehr klar sei, dass mittlerweile Themen wie Rassismus und Diversität verhandelt werden.
Auf die zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison, die jedes Jahr beim Theatertreffen in Berlin gezeigt werden, schaut in diesem Jahr nicht nur ein neugieriges Publikum, sondern auch eine Gruppe von 35 internationalen Theatermachen: die Gäste des Internationalen Forums.
Dessen Leiter, Necati Öziri, hatte zu Beginn des Großtreffens der deutschsprachigen Theaterszene "gewarnt": "Wir werden mit einer internationalen Perspektive auf all diese Stücke gucken. Die Teilnehmer bringen ein sehr unterschiedliches ästhetisches Vokabular mit und wir werden für permanente Unruhe sorgen!".
Der iranische Film- und Theaterregisseur und Performer Ozi Ozar ist einer der 35 internationalen Gäste und verrät im Gespräch mit Susanne Burkhardt, wie er die Auswahl der "bemerkenswerten Zehn" wahrgenommen hat.

"Sorry, Jury von Theatertreffen"

Besonders geärgert hat Ozi Ozar, dass in der Eröffungsinszenierung "Hotel Strindberg" von Simon Stone Geschlechterstereotypen reproduziert wurden:
"Es gab Reproduktionen von Vergewaltigungsszenen, die problematisch waren, die Geschlechterbeziehungen waren sehr altmodisch. Es ist ein Unterschied, ob ich etwas kritisiere oder etwas reproduziere."
Problematisch fand er eine "Blackfacing"-Szene in Sebastian Hartmanns Inszenierung von "Erniedrigte und Beleidigte": "Tut mir leid, Jury von Theatertreffen: Wenn solche Sachen passieren, habe ich keinen Respekt vor der Jury."
Themen wie Rassismus und Diversität seien Themen, die auch im Theater erst seit fünf bis zehn Jahren verhandelt würden, so Ozar. Hier müsse sich noch viel tun. Man habe sich aber in der Gruppe der internationalen Theatermacher und mit den geladenen Regisseurinnen und Regisseuren ausgetauscht und verschiedene Sichtweisen miteinander diskutiert.

Nächstes Jahr eine Frauenquote bei Theatertreffen

Auch was die Infrastruktur des Theatertreffens angeht, sieht Ozar viele positive Veränderungen: Die von der Leiterin, Yvonne Büdenhölzer, für nächstes Jahr eingeführte 50-prozentige Frauenquote für die Zehner-Auswahl begrüße er zwar, wünsche sich aber ein weniger binäres Denken:
"Solange wir das patriarchale System haben, brauchen wir die Quote, aber dann können wir sie wegschmeißen. Ich weiß, die politische Korrektheit grenzt ein und ist nicht immer sehr produktiv, aber vielleicht können wir in zehn Jahren was anderes machen."

Das Theatertreffen geht am Montag, 21. Mai, mit der Schlussdiskussion zu Ende. Über diese berichten wir im Deutschlandfunk Kultur ab 23 Uhr im Kulturmagazin Fazit.

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