Der Tag mit Ulrich Khuon

Braucht die SPD eine Therapie?

Würfel mit dem Logo von CDU und SPD, Symbolfoto für die Große Koalition
Nun gilt's: Nach vielen Debatten und schwarz-grün-gelben Sondierungsgesprächen sind Union und SPD als mögliche Regierungspartner übrig geblieben © imago stock&people
Moderation: Korbinian Frenzel · 13.12.2017
Union und SPD führen nun erste Gespräche über eine Regierungsbildung. Wie das ausgehen wird? Mit unserem Gast Ulrich Khuon blicken wir in die Kristallkugel. Außerdem: Mehr Hilfe für Terror-Opfer, der sichtbarer werdende Antisemitismus und Trainer-Entlassungen in der Bundesliga.
Was will die SPD? Sich vor allem alle Optionen offen halten – das ist der momentane Eindruck. Heute Abend kommen die Spitzen von Union und Sozialdemokraten zusammen, um über eine künftige Zusammenarbeit zu sprechen.
Dem KoKo-Vorschlag aus den Reihen der SPD (Koalition in Kernbereichen, ansonsten wechselnde Mehrheiten im Bundestag) hat das schwarze Lager bereits eine eindeutige Absage erteilt. Tenor: Stabile Regierung erwünscht. Wechselnde Mehrheiten im Bundestag seien nur "theoretisch spannend", sagte beispielsweise der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier der "FAZ".

Wenn es nicht rund läuft, brauchen wir einen Schuldigen

Die SPD müsse sich entscheiden, was sie wolle, fügte er hinzu. Bouffiers Vermutung: "Eigentlich möchte sie gar nichts." Helfen möchte der CDU-Politiker nicht: "Wir können ja nicht die Therapiegruppe für die SPD abgeben." Daraus ergibt sich eine Frage, die wir mit unserem heutigen Gast Ulrich Khuon, dem Intendanten des Deutschen Theaters in Berlin, erörtern wollen:
Brauchen die Sozialdemokraten tatsächlich handfeste Unterstützung bei den anstehenden Klärungsprozessen? Müssen sie auf die Couch?
Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater
Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater© dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka
Außerdem in der Sendung: Der Umgang mit den Opfern und Hinterbliebenen des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche war teils höchst problematisch - darauf verweist der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, in seinem Abschlussbericht. Der Antisemitismus wird wieder sichtbarer: Über den Judenhass nach der Jerusalem-Entscheidung.
Und: Trainer-Entlassungen in der Bundesliga als Spiegel der Gesellschaft. Wenn irgendwas nicht rund läuft, brauchen wir einen Schuldigen. Wenn der dann geköpft worden ist - stellvertretend für alle, die versagt haben - ist das Ritual vollzogen. Und einem Neuanfang steht nichts mehr im Wege. (ahe)

Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Er hat Jura, Theologie und Germanistik studiert, bei der Badischen Zeitung war er in den 70er Jahren Theater- und Literaturkritiker. Anfang der 80er Jahre wechselte er an das Stadttheater Konstanz, wo er erst mehrere Jahre als Chefdramaturg arbeitete, bevor er Intendant wurde. Im Anschluss ging er ans Schauspielhaus Hannover und übernahm 2000/2001 die Nachfolge von Intendant Jürgen Flimm am Hamburger Thalia Theater. Seit 2009 ist er in Berlin, und seit 2017 auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins.

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