Der Philosoph unter den Physikern

Von Thomas Gith · 12.09.2013
Stephen Hawking zählt zu den populärsten Wissenschaftlern weltweit. Trotz seiner Erkrankung gelang es dem Physiker und Mathematiker, sich in der Wissenschaft zu etablieren. Zugleich provozierte er mit seinen Thesen heftige Kritik, nicht nur bei der Kirche.
Die ganz großen Fragen sind sein Metier: Wie ist das Universum entstanden? Und: Warum existieren wir? Astrophysiker Stephen Hawking stellt sich diesen Fragen - mit den Mitteln der Physik.

"Most of us don’t worry about these questions most of the time. But almost all of us most sometimes wonder, why are we here? Where do we come from?"

Warum also gibt es uns? Und woher kommen wir? Wenn der gelähmte und auf einen Sprachcomputer angewiesene Stephen Hawking diesen Fragen nachgeht, dann tut er das durchaus populär - und provokant, in dem er etwa vom Tod der Philosophie spricht.

""Traditionally these are questions for philosophy. But philosophy is dead. Philosophers have not kept up with modern development in science, particularly physics.”"

Die Philosophie habe die Entwicklungen in der Wissenschaft verpasst, so Hawking. Und auch die Religion sei nicht nötig, um den Ursprung von Allem zu erklären. Denn: "Weil es die Gesetze der Schwerkraft gibt, hat sich das Universum selbst aus dem Nichts geschaffen", so Hawking in seinem Buch "Der große Entwurf". Solche Thesen provozieren scharfe Kritik, von der Kirche aber auch von einigen Wissenschaftlern. Andererseits wird Hawking bei seinen Auftritten oft frenetisch gefeiert.

""Can you hear me?”"

Wenn Hawking bei solchen Auftritten spricht, dann durch einen Sprachcomputer, der an seinem Rollstuhl montiert ist. Mit den Bewegungen eines Augenlids, verfolgt von einem Infrarotsensor, wählt er Buchstaben oder Worte vom Bildschirm aus, formt sie zu Sätzen.

Denn bewegen kann sich Hawking nicht: Bereits 1963, im Alter von 21 Jahren, wurde bei ihm Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Seit 1985 muss Hawking rund um die Uhr gepflegt werden, 1986 verlor er in Folge einer Luftröhrenoperation die Fähigkeit zu sprechen.

Aber trotz Erkrankung: Hawking etablierte sich als Wissenschaftler, entdeckte unter anderem, dass Schwarze Löcher Strahlungen aussenden, war von 1979 bis 2009 Professor auf dem Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik, heiratete zwei Mal, ist Vater von drei Kindern. Und: Er verfasst zahlreiche Bücher. Darunter "Eine kurze Geschichte der Zeit" - ein populärwissenschaftliches Buch zur Kosmologie, bis heute ein Weltbestseller.
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