Der neue Mann beim Tatort

Von Silke Lahmann-Lammert · 24.10.2008
Selten hat die Besetzung eines Postens in einem Fernsehkrimi für so viel Wirbel gesorgt: Am Sonntag tritt Mehmet Kurtulus seinen Dienst als neuer Hamburger Tatort-Kommissar Cenk Batu an. Kurtulus ist der erste Ermittler der Serie mit türkischen Wurzeln und arbeitet als verdeckter Ermittler.
Bei seinem ersten Fall wird Batu ins Krankenhaus eingeliefert. Dort bekommt er ein Bett neben dem verletzten Neffen eines Gemüsegroßhändlers, der unter Verdacht steht, mit Drogen zu dealen. Getarnt als türkischer Kleinkrimineller mit Blinddarmreizung soll Batu versuchen, Deniz Nezrem über die illegalen Geschäfte seines Onkels auszuhorchen.

Die Chance, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen, ergibt sich schnell. In der ersten Nacht vereitelt Batu einen Mordanschlag auf seinen Zimmergenossen:

Deniz Nezrem: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Du hast mir das Leben gerettet."

Auch Deniz Onkel möchte sich erkenntlich zeigen.

Cenk Batu: "Wenn Sie mal Hilfe brauchen: Rufen sie mich an. Danke, aber ( ...) Jeder kann mal Hilfe gebrauchen. Also, da gibt es tatsächlich etwas. Ich suche Arbeit."

Und damit hat Cenk Batu einen Fuß in der Tür des Nezrem-Clans...

Der neue Tatort verlässt die eingefahrenen Pfade der Serie: Szenen auf dem Revier oder in der Gerichtsmedizin fehlen. Der einzige Kollege, mit dem Cenk Batu zu tun hat, ist sein Chef und Kontaktmann Uwe Kohnau. Eine etwas undankbare Rolle für Peter Jordan, dessen Aufgabe in erster Linie darin besteht, den Hauptdarsteller mit Informationen zu versorgen.

Peter Jordan: "Naja. Also, ich hätte auch ganz gern mal die Gelegenheit, mal mit der Maschinenpistole aus dem Auto zu ballern und 'Scheiße die Bullen' zu schreien und 'nen paar Autos kaputt zu fahren. Aber abgesehen davon, dass das eh der Stuntman machen würde, liegt das nicht in meinem Zuständigkeitsbereich."

Das Konzept ist vielversprechend, der Mut, etwas Neues zu wagen, anerkennenswert. Trotzdem: Bei Cenk Batus erstem Fall springt der Funke nicht über: Zu holzschnittartig die Figuren. Zu klischeehaft die herb-männlichen Dialoge des - mit wenigen Ausnahmen - maskulinen Personals. Aber das will nichts heißen: 38 Jahre Ermittlungen am Sonntagabend haben gezeigt, dass Tatortkommissare entwicklungsfähig sind.