"Der Nanny" von Matthias Schweighöfer

Dumpfbacken-Humor als Kapitalismuskritik

Schauspieler Matthias Schweighöfer (l) und Schauspieler Milan Peschel
Regisseur Matthias Schweighöfer (l) und Schauspieler Milan Peschel am 24.03.2015 in Berlin zur Deutschland-Premiere des Films "Der Nanny". © picture alliance / dpa / Foto: Lukas Schulze
Von Hans-Ulrich Pönack  · 25.03.2015
In "Der Nanny" prallen der Turbo-Kapitalist (Matthias Schweighöfer) und der Habenichts (Milan Peschel) im Großstadt-Kiez aufeinander. Der eine will Kohle machen, der andere dort wohnen bleiben. Albernes Volkstheater, das sicher wieder sein Publikum findet wird.
"Der Nanny“ ist nur mehr albernes deutsches Filmkomödien-Volkstheater: Auch mit seinem vierten Regie-Film, nach "What A Man", "Schlussmacher" und "Vaterfreuden" gelingt es Matthias Schweighöfer ganz gut, mit viel Langeweile zu schockieren. Es ist aber nicht ganz so schlimm wie in seinen vorherigen Komödien, denn manchmal ist ein leichtes Gag-Schmunzeln hier durchaus möglich bei seinem Bemühen, ein naives Märchen aus 1001 Kapitalisten-Nacht zu erzählen.
Er selber heißt hier Clemens, ist Witwer und eine fiese Berliner Möpp (Matthias Schweighöfer). Er ist offensichtlich stinkereich, lebt mit seinen zwei selbstbewussten und ganz schön eigenständigen Kindern auf einem feudalen Schloss und hat nie Zeit für sie, weil er dicke Geschäfte in der Stadt machen muss. Gerade gilt es, gemeinsam mit seinem gierigen Kompagnon August (Joko Winterscheidt), eine "alte Gegend" endgültig kaputt zu machen und die Bewohner dort zu verjagen, damit profitabel neu luxus-gebaut werden kann. Hektik ist angesagt, damit die attraktive amerikanische Investorin (Andrea Osvárt) endlich unterschreibt.
Allerdings wurden die Nannys, die der sich ständig in Zeit-Not befindende Clemens für seine beiden Radau-Gören immer wieder engagierte, von denen bislang immer einfallsreich voll ausgetrickst, wie zuletzt die picklige Ilona (Veronica Ferres), die verzweifelt aufgibt. Das ruft Rolf auf den Plan.
Rolf Horst (Milan Peschel) ist überreichlich einfach strukturiert. Er glaubt an das Gute im Menschen, ist ziemlich deppert und startet als Ex-Bewohner eines Abrisshauses eine Solo-Aktion. Er begibt sich zu dem unbewachten und geöffneten Tempel des Herrn Clemens, um ihm die Meinung zu sagen. Doch, welch Missverständnis: Rolf wird sogleich als neue Nanny vom hektischen Clemens "erkannt" und engagiert.
Im Innern des Turbo-Kapitalisten
Rolf befindet sich nun also im Innern des Turbo-Kapitalisten. Seine Kumpels im Kiez sind von den neuen "Stinke"-Aktivitäten ihres Rolfs angetan. Doch weil Rolf eben ziemlich unterbelichtet ist, gibt es fortan natürlich haufenweise Missverständnisse, etwa wenn Horst den Ferrari des Geld-Masters in den Teich mit den teuren Kois plumpsen lässt.
Was dann folgt, ist die banale Emotions-Mischung aus wenig origineller Versuchs-Slapstick und aufgemotzter Nummernrevue-Laune. Nach ein paar Minuten sind die Themen-Fronten geklärt beziehungsweise vorhersehbar. Der Horst Rolf gibt blauäugig und mit viel Dumpfbacken-Gefühl alles, um die Family zu kitten und den Kapitalismus letztlich aus dem Kiez zu vertreiben. Begleitet von einem unterirdischen, grottigen Song-Gedröhne, das die jeweiligen Befindlichkeiten der Akteure krass-aufdringlich "erklärt". Während die Backe-Backe-Kuchen-Attacken prollen.
Es gilt, Milan Peschel mal in seiner chaotischen Dämlich-Tapferkeit als Rolf Horst zu würdigen. Er war schon in "Schlussmacher" als depperter "Toto" mit von der dämlichen Schweighöfer-Party. Peschel, 1968 in Ost-Berlin geboren, ist stark in seiner Naiv-Präsenz. Besitzt den Krümel-Charme eines Stan "Doof" Laurel und besitzt konsequente Chaoten-Präsenz. Drückt auf Deibel komm‘ raus auf die bescheuerte Komik-Tube. Vermag den dauer-Arme-schwingenden Matthias Schweighöfer glatt an die hibbelige Wand zu drücken mit seiner quatschigen Performance. Was für ein spannender Clown…könnte er sein, bei besserem Material und in einem professionelleren Umfeld.
"Der Nanny" ist eine biedere neue deutsche Alt-Komödie.
"Der Nanny" von Matthias Schweighöfer
Mit: Milan Peschel, Murmel Clausen, Finn Christoph Stroeks, Lucy Astner
Deutschland, 107 Minuten
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