Der Musterflüchtling

Episoden aus der deutschen Willkommenskultur

In großen Buchstaben steht auf Englisch "Refugees Welcome" (Flüchtlinge willkommen) am 25.05.2016 an einer Mauer am Ufer der Oder in Frankfurt (Oder) (Brandenburg).
Der Ausspruch "Refugees Welcome" steht seit dem vergangenen Jahr sinnbildlich für die Willkommenskultur in Deutschland. © dpa-Zentralbild
Von Jenny Marrenbach · 28.10.2016
Das soziale Start-up "Flüchtlinge Willkommen" vermittelt Geflüchtete in deutsche WGs. Im Sommer 2015 expandierte es: Getragen von einer Welle der Hilfsbereitschaft, konnte das Berliner Drei-Personen-Projekt 15 neue Mitarbeiter einstellen, die Wohnungsvermittlungen liefen auf Hochtouren.
Doch spätestens seit der Silvesternacht in Köln sind viele einst solidarische Deutsche deutlich reservierter. Sie wollen eigentlich niemanden mehr aufnehmen - und verbrämen ihre Scham darüber mit expliziten Wünschen: "Christlich, weiblich, gut ausgebildet" soll der Flüchtling sein, den sie aufnehmen. Gern auch "vegan, homosexuell". Manche ziehen ihre Zusage ganz zurück. Es gebe eh nur muslimische Araber, und die seien nun einmal frauenfeindlich.
Gibt es sie noch, die deutsche Willkommenskultur?
Produktion: DLF 2016