Der Komponist und Theoretiker Johannes Tinctoris

Musikdenker der Renaissance

29:34 Minuten
Das Ölgemälde "Die Gesangsstunde" von Giorgione, das um 1500 entstand, zeigt Sänger, die von einem Notenblatt mit alter Notationsschrift singen.
Weniger göttliche Ordnung, mehr menschliche Sicht auf die Musik gewährte die Renaissance. © imago / Leemage
Von Eva Blaskewitz · 23.06.2021
Der Mensch rückte in der Renaissance in die Mitte der Betrachtung, auch im Bereich der Musik. Johannes Tinctoris errichtete so ein neues musikphilosophisches Gedankengebäude, in dem der Mensch als Schöpfer der Kunst in die Nähe eines Gottes gerückt wird.
Als Chorknabe kam Johannes Tinctoris (um 1435 bis 1511) früh mit der Musik in Kontakt, als Musiker kam er weit herum. Von der kleinen Stadt Braine-l’Alleud, zehn Kilometer nördlich von Nivelle, wo er geboren wurde, berichten karge Zeugnisse von seinen Lebensstationen: Cambrai, Orléans, Neapel, Ferrara zurük in Nivelle, wo er verstarb.
Er komponierte, unterrichtete königliche Häupter und vertiefte sich in Erklärungsschriften, die der Musik eine gewisse Ordnung und Übersichtlichkeit gab. Er verfasste ein allererstes Musiklexikon, das musikalische Begriffe sammelte und erklärte. Zudem verbannte er in seinen Überlegungen die Sphärenmusik ins Reich der Mythen.
Kein anderer Musiktheoretiker der Renaissance hatte einen größeren Einfluss als der franko-flämische Komponist, Sänger und Kleriker Johannes Tinctoris. Und das noch Jahrzehnte nach seinem Tod.
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