Der Komponist Aram Chatschaturjan und sein Violinkonzert

Nicht nur der "Säbeltanz"

Die russischen Geiger David und Igor Oistrach
Jahrhundertgeiger: David Oistrach (hier 1961 mit seinem Sohn Igor) setzte sich wie kein anderer für das Violinkonzert von Aram Chatschaturjan ein © imago /Zuma/Keystone
Gast: David Haladjian, Komponist und Musikwissenschaftler; Moderation: Julia Smilga · 28.04.2019
Der "Säbeltanz" machte ihn berühmt, das sanftere Violinkonzert ist sein Meisterwerk. Der Armenier Aram Chatschaturjan war ein Held der kaukasischen Musik und zugleich ein Protagonist der sowjetischen Kultur.
Der in der georgischen Hauptstadt Tiflis geborene Armenier Aram Chatschaturjan (1903-1978) war neben Sergej Prokofjew und Dmitrij Schostakowitsch einer der wichtigsten sowjetischen Komponisten der 1930er bis 50er Jahre. Die bunte Musikwelt des Kaukasus hatte er schon als Kind in sich aufgenommen.

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Aram Chatschaturjan gelang es wie keinem anderen, diese kaukasische Tradition mit der russischen Klassik zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen. Sein bekanntestes Werk ist der "Säbeltanz", der als folkloristisches Vorzeigestück gilt. Er entstand für das Ballett "Gayaneh", das auf einer sowjetischen Baumwollkolchose zu Beginn des Zweiten Weltkriegs spielt. Doch Aram Chatschaturjan mochte seinen eigenen Schlager selbst nicht besonders. In der Tat ist sein musikalisches Schaffen weit vielseitiger, als es seine populären Ballettmusiken - darunter auch "Spartacus" - vermuten lassen.

Kaukasische Folklore im Konzert

Das Konzert für Violine und Orchester entstand 1940 in nur zweieinhalb Monaten und spiegelt die Glückseligkeit des Komponisten wieder, wie sich Aram Chatschaturjan später erinnerte: "Ich komponierte diese Musik wie auf einer Woge des Glücks und der Freude – ich wartete auf die Geburt meines Sohnes. Und dieses Gefühl der Beflügelung, der Lebensfreude ging in die Musik des Violinkonzertes über." Das Werk – geschrieben für den Meistergeiger David Oistrach – machte den Komponisten weltberühmt, heute ist es eine Säule im Violinrepertoire des 20. Jahrhunderts, gespielt von Geigern wie Itzhak Perlman, Julia Fischer und Sergey Khatchatryan, der wie der Komponist aus Armenien stammt.

Geliebt und geächtet

1941 wurde Aram Chatschaturjan für sein Violinkonzert mit dem Stalinpreis ausgezeichnet, der höchsten Ehrung für einen Künstler in der damaligen Sowjetunion. Was ihn jedoch nicht vor Repressalien schützte: 1948 wurde er von Stalin als Volksfeind und "Formalist" gemaßregelt und erst nach dem Tod des Diktators 1953 wieder rehabilitiert. War Chatschaturjan ein treuer Diener des Stalinismus oder komponierte er diese melodiöse und lyrische Musik, weil er ein Sohn der armenischen Musikkultur war? Julia Smilga sucht zusammen mit dem armenischen Komponisten und Musikwissenschaftler David Haladjian nach Antworten.
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