"Der Gestiefelte Kater"

Von Hans-Ulrich Pönack · 07.12.2011
Ein Spin-Off der "Shrek"-Filme, doch dieses Mal steht der temperamentvolle, tollpatschige Kater selbst im Mittelpunkt. Das - ursprünglich - Grimmsche Märchen erzählt die Geschichte des Kätzchens vom Waisenkind über den Gauner zum doch rechtschaffenen Kater.
Als wir ihm das allererste Mal begegneten, war er als Auftragskiller unterwegs: Für den König, der den grünen Oger Shrek unbedingt loswerden wollte, damit dieser ja nicht sein Schwiegersohn wird. Der gestiefelte Kater (damals wie heute im Original synchronisiert von Antonio Banderas und auf deutsch von Benno Fürmann) war ein toller kleiner Nebenheld, der beim Publikum gut ankam. Auch 2004, in "Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück" und in den beiden Shrek-Folgefilmen.

Während Shrek sich nun im Ruhestand befindet, geht die Show aus dem Shrek-Animationshaus von Dreamworks munter weiter. Denn wenn ich solch ein Pfund wie diesen beliebten Hollywood-Kater habe, dann soll er auch gefälligst die weiteren Dollar-Kastanien aus dem lodernden Geldfeuer holen.

Gedacht, getan: Anstatt den Gestiefelten Kater, wie ursprünglich geplant, "nur" als DVD-Figur am Filmleben zu lassen, wurde gleich ein ganzes neues Movie für ihn gestrickt und 3D-gepixelt. Und zwar von jenem Chris Miller, der damals mit "Shrek 2" auch sein erfolgreiches Langfilmdebüt gab.

Vielleicht muss man einigen Nachgewachsenen inzwischen erklären, dass der Gestiefelte Kater ursprünglich eine Märchengestalt war, einst die Nummer 33 in der Sammlung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. In den Lexika heißt es, dass er aber bereits 1797 in der Komödie "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck auftauchte. Egal. Er existiert also seit ewigen Zeiten in der Märchenwelt und wurde inzwischen zigfach von der Oper, vom Film, vom Theater, vom Fernsehen benutzt.

Auch die "Augsburger Puppenkiste" öffnete am 26. Februar 1948 mit "Der gestiefelte Kater" ihre Pforten und gerade erst wurde ein modernes französisches Animationsabenteuer von 2008 bei uns auf DVD erstveröffentlicht: "Der gestiefelte Kater: Die wahre Geschichte". Dieser Kater war und ist also stets märchenpräsent.

"Puss in Boots", wie der Jux im Original heißt, macht sich nun daran, die Geschichte dieses ungewöhnlichen tierischen Abenteuers biografisch aufzuschlüsseln. Wie er zunächst wie eine bessere Charles-Dickens-Figur, in einem spanischen Provinz-Waisenhaus aufwuchs mit seinem niedlichen südländischen Temperament, seiner friedlichen Seele, seinem süßen Kullerblick, seinem Schnurren. Seine ihn rechtschaffen aufziehende Menschenmama jedenfalls mag ihn. Sehr. Doch dann lässt er sich vom Waisenhaus-Kumpel Humpty Dumpty, einem Ei mit zwei Beinen, zu einem kriminellen Schabernack verleiten, bei dem alles schiefläuft.

So dass der Kater zum Outlaw wird, zum Aussätzigen, zum Gesuchten. Aber natürlich setzt er nun alles daran, seinen guten Ruf wieder herzustellen, was nicht ganz einfach ist und selbstverständlich spielt auch eine charmante Katzendame eine Rolle im turbulenten Geschehen.

Doch letztlich ist die Story unwichtig- die Kater-Figur reißt alles raus. Der Solist mit dem schönen Akzent überzeugt. Be- und verzaubert als Komödiant, Galan, Zorro, Milch-Trinker, als frecher Individualist. Ein prima Angeber und Maul-Held: Benno Fürmann und Antonio Banderas amüsieren sprachlich, ziehen alle verbalen Pointenregister, um zu gefallen.

Der gestiefelte Film-Kater 2011 ist ein netter Animationsspaß. Prädikat: Hübsches Miau-Schmunzeln. Für Kinder jeden Alters.

USA 2011. Originaltitel: Puss in Boots. Regie: Chris Miller. Darsteller: (Stimmen) Benno Fürmann, Elton, Andrea Sawatzki, Christian Berkel. Ohne Altersbeschränkung. 90 Minuten.

Filmhomepage "Der Gestiefelte Kater"